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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Stallungen müssen renoviert werden und die neue Pferdezucht sorgfältig aufgebaut, wie Ihr Euch denken könnt“, lehnte Marcel höflich ab. Auf Maries Gesicht war die Enttäuschung deutlich abzulesen. Ihr Bruder neben ihr grinste vielsagend und zwinkerte Marcel verschwörerisch zu. In der Tat, ein recht interessanter Abend. Um die freundliche Einladung jedoch zu erwidern, lud der Chevalier die beiden Geschwister zu einem Opernabend ein. Dieser sollte bereits morgen stattfinden, da die Heimreise nach dem Pferdekauf kurzfristig geplant war. Sofort schien das Mädchen wieder Hoffnung zu schöpfen.
    „Dürfen wir, Papa und Maman?“, fragte sie sofort bettelnd wie ein junger Welpe.
    Monsieur Devereaux tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab.
    „Nun, es schickt sich zwar eigentlich nicht für ein junges Mädchen wie Dich, aber da Dein Bruder ja ebenfalls eingeladen ist, wollen wir mal eine Ausnahme machen. Sollen die jungen Leute sich doch ruhig ein wenig amüsieren, was meinst Du, meine teure Janine?“
    Er küsste seiner Frau, die neben ihm saß. galant die Hand. „Gewiss, mein Lieber, gewiss“, gab diese nur erfreut zur Antwort.
    Der restliche Abend verlief mit bedeutungslosem Geplänkel über Politik, Wirtschaft und Pferde im Wohnzimmer, so dass sich die Damen frühzeitig zurück zogen, gefolgt von Clement.
    Allein mit den beiden jungen Männern kam der Bankier auf die eigentlich Intention seiner Einladung zu sprechen. Zunächst aber zündete er sich eine Zigarre an und goss ihnen allen ein Glas edelsten Cognac ein.
    „Monsieur le Chevalier, bevor Ihr nach Châtellerault zurückkehrt, möchte ich Euch noch ein Angebot unterbreiten, welches Ihr Euch durch den Kopf gehen lassen solltet.“
    Jetzt kommt´s dachte Marcel und bemühte sich, ein Schmunzeln zu unterdrücken.
    „Wohlan, es dürfte bekannt sein, dass der Adel seit der Revolution finanziell nicht mehr sehr gut bestellt ist und Schlösser wie das Eure…“
    „Eigentlich handelt es sich mehr um einen Herrensitz“, unterbrach Marcel.
    „Wie dem auch sei, auch Herrensitze verschlingen eine Menge Unterhalt. Glücklicherweise bin ich in der Lage, Euch diese Sorge zu nehmen, wenn Ihr mir dafür einen langgehegten Wunsch erfüllt und eine andere Sorge abnehmen würdet.“
    „Eure Tochter nehme ich an?“
    Silvio spürte bei diesem Satz von Marcel, wie seine Beine nachgaben. Er wandte sich ab und biss sich auf die Zunge. Was wurde da gespielt? Scheinbar teilnahmslos starrte er aus dem Fenster in die Dunkelheit, während die beiden Männer hinter ihm über das Schicksal von Marie Devereaux verhandelten.
    „Monsieur, ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, doch ich kenne Eure Tochter kaum und – mit Verlaub – ich persönlich glaube nicht, dass man Liebe erkaufen kann.“
    „Oh, ich verstehe. Ihr ziert Euch ein wenig“, amüsierte sich der Bankier. „Obwohl – Eurer Hautfarbe nach zu urteilen, dürftet Ihr auch nicht ganz reinrassig sein, ebenso wenig wie der Hengst, den Ihr heute morgen gekauft habt. In beiden Fällen ist die Abstammung der Schönheit nicht abträglich. Allein, die Mitgift meiner Tochter wird Euch überzeugen. Und bitte: sprecht mir nicht von Liebe. Dafür hat ein junges Mädchen noch mehr als genug Zeit im Leben. Wenn Marie einmal Euren Namen trägt, steht einer Trennung nach einigen Monaten der Wartezeit nichts im Wege.“
    Marcel schwieg. In ihm brodelte es, doch das wusste er gut zu verbergen. Wieder einmal hatte ihn seine Vergangenheit als Bastard eingeholt.
    „Ich verlange natürlich heute keine Entscheidung von Euch. Lernt meine Tochter und meine Familie besser kennen, solange Ihr noch in Paris weilt. Ich bin sicher, wir sind gar keine so üble Wahl“, sagte Devereaux selbstzufrieden und blies den Rauch seiner Zigarre in die Luft.
    „Ich denke darüber nach“, versprach der junge Chevalier und zu Silvio gewandt. „Kommt, mein lieber Cousin, es ist Zeit zu gehen.“ Hatte Marcel sich genug amüsiert? Silvio drehte sich um und deutlich konnte Marcel sehen, wie Tränen in den dunkelblauen Augen schimmerten. „Der Rauch“, murmelte Silvio entschuldigend und huschte an ihm vorbei. Ein Diener reichte den Herren draußen die Umhänge und Hüte. Man verabschiedete sich höflich voneinander. Silvio sprach auf dem Heimweg kein einziges Wort mehr mit seinem Freund.

Die gleiche Distanz wahrte er auch am darauf folgenden Abend, als die vier jungen, elegant gekleideten Leute in der Opernloge saßen und auf den Beginn der Vorstellung

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