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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Verneigung an, die sein Einverständnis bewies.
    „Und ich werde Eurer Tochter die angemessenen Höflichkeitsbesuche in den nächsten Tagen abstatten und sie dann offiziell um ihre Hand bitten.“
    Mit diesen Worten wandte sich Julien zur Tür, im Hinausgehen drehte er sich noch einmal um. „Wie geht es eigentlich Eurem Sohn Clement?“
    Der alte Devereaux blickte erstaunt auf.
    „Nun, er sagt, er fühlt sich nich wohl. Vielleicht hat er gestern etwas zu sehr dem Champagner zugesprochen, oder eine junge Dame hat ihm den Kopf verdreht. Er hat heute den ganzen Tag nichts gegessen.“
    Der Marquis unterdrückte ein Lachen.
    „Wenn Ihr gestattet, würde ich gerne nach ihm sehen. Ich verfüge über medizinisches Wissen und habe lange Zeit unter General Bonaparte als Feldarzt gedient.“
    „Nun, dann geht hinauf. Die zweite Tür auf der rechten Seite ist Clements Zimmer. Er wird sicher erfreut sein, Euch zu sehen.“
    Da bin ich mir nicht so sicher, dachte der Marquis und folgte dem ihm zugewiesenen Weg hinauf in den ersten Stock des Patrizierhauses, in dem man sich auf die Nachtruhe vorbereitete. In der Küche wurde das Geschirr gespült. Die Damen des Hauses hatten sich in das Musikzimmer zurückgezogen, aus dem die leisen Klänge einer Violine drangen.
    Es geht doch nichts über eine schöne, heile Familienwelt. Man lebt zusammen und weiß doch so gut wie nichts voneinander.
    Der Sarkasmus in den Gedanken des Marquis war nicht zu verkennen. Er klopfte an Clements Tür, hinter der ein eher unwilliges „Entrez!“ erklang. Als der junge Devereaux beim Eintritt des Marquis seinen Dämon der gestrigen Nacht erkannte, zuckte der junge Mann unwillkürlich zusammen. Er hatte in zwangloser Kleidung auf dem Bett geruht und ein Buch gelesen. In seinen Augen lag immer noch dieser unnatürliche Glanz. Seine Haut war weiß und schimmernd. Mit Genugtuung bemerkte Julien, dass die kleinen Wunden am Hals sich bereits geschlossen hatten. Er sah sich in dem eher bürgerlich eingerichteten Zimmer um. Clements Augen folgten ihm. Was wollte der Marquis hier?
    „Dein Vater behauptet, dass du dich nicht wohlfühlen würdest, obwohl mir deine Augen das Gegenteil verraten“, bemerkte der Aristokrat in einem spitzfindigen Tonfall.
    „Es geht mir bestens“, behauptete Clement in fast kindlicher Sturheit.
    „Warum hast du dich dann nicht bei meinem Eintreten erhoben, wie es die Höflichkeit verlangen würde?“
    Clement spürte wieder, wie seine Wangen bei dieser Rüge leicht erröteten.
    In einem Blumenarrangement steckte eine bunte Pfauenfeder als Dekoration. Der Marquis zupfte diese im Vorbeigehen heraus und trat zu Clement an das Bett. Mit einem lüsternen Blick bedachte er den liegenden Jüngling und fuhr mit der langstieligen bunten Feder sacht über seine Wange, spielerisch den zarten Hals entlang, dessen Wunden beim Näherkommen des Aristokraten leicht zu pochen begonnen hatten. Weiter hinab über die sich in mühsam beherrschten Atemzügen hebende und senkende Brust und darüber hinaus.
    „Ist es nicht eher so, dass du auf mich gewartet hast?“, fragte Julien dabei leise und setzte sich nun zu Clement auf die Bettkante. Dieser wollte sich aufsetzen, doch die Hand des Marquis drückte ihn zurück in die Kissen. „Bleib so, in dieser Position gefällst du mir durchaus.“
    Die Hand glitt weiter unter sein halb geöffnetes Hemd. Clement stockte der Atem. Der Marquis wollte doch nicht – im Hause seines Vaters? Aber gerade dieser Gedanke schien dem verführerischen Engel der Nacht besonders reizvoll. Er beugte sich hinunter, bis sein Mund fast den des jungen Mannes berührte.
    „Ich würde dir raten, jetzt sehr, sehr leise zu sein, um unser Tun nicht verraten.“
    Clement schloss zitternd die Augen und genoss die bittersüße Qual, die Julien ihm durch dieses Verbot bereitete, während er ungeniert das Feuer der vergangenen Nacht erneut in ihm entfachte.

Als der Marquis nach einer Stunde das Arbeitszimmer des Bankiers erneut betrat, um sich zu verabschieden, saß der alte Devereaux an seinem Schreibtisch.
    „Wie geht es meinem Sohn?“, fragte er, ganz der besorgte Vater.
    „Besser. Wir haben uns prächtig unterhalten“, schmunzelte Julien und unterbreitete seinem Schwiegervater in spe einen Vorschlag: „Wenn Ihr es erlaubt, dann würde ich gerne nicht nur Eure Tochter als meine Frau in mein Haus nehmen, sondern auch Euren Sohn unter meine Fittiche nehmen. Ich bin sicher, er wird unter meiner Pflege wieder aufblühen.

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