Im Bann des Adlers
über den Kopf und sperrte alles aus. „Schlaf ein, Jessica schlafe endlich und vergesse.“ Befahl ich mir.
Doch schon nach kurzer Zeit war daran, nicht mehr zu denken. Es juckte, und zwar unerträglich und überall. Ich kratzte und wurde fast verrückt. Schnell sprang ich aus dem Bett und lief zum Spiegel der neben der Badezimmertür hing. Es musste ein Hautausschlag sein. Ich drehte und wendete mich, aber es war nichts zu sehen. Ein Bad, das war es. Dann beruhigte sich meine Haut bestimmt wieder.
Das warme Wasser tat mir gut und ich spürte, wie ich mich nach und nach entspannte. Auch das Jucken ließ langsam nach und das Zittern hatte endgültig aufgehört. Erleichtert stieg ich aus der Badewanne und hüllte mich in ein schwarzes Nachthemd. Seit dem gestrigen Tag hatte ich nämlich eine komplette Garderobe in Schwarz in meinem neuen Schrank.„Darüber hätte sich bestimmt jede Frau gefreut“, dachte ich sarkastisch. Seufzend schlüpfte ich wieder in mein Himmelbett und schlief augenblicklich ein.
Kapitel 24
José
José und Hernandez gingen am nächsten Morgen wieder in die Arbeit. Auch wenn sie nicht wirklich bei der Sache waren. Die letzten Tage zeigten inzwischen ihre Spuren bei den Freunden und die Sorge um Jessica wuchs mit jeder Stunde. José hatte schon seit dem gestrigen Abend ein eigenartiges Gefühl. Er wusste nicht, ob es nun mit dem Anruf bei seinen Schwiegereltern in spe zusammenhing, oder mit der Angst um seine Freundin.
Bei José verlief der Vormittag ohne große Zwischenfälle. Eine Lieferung kam nicht komplett an. Natürlich fehlte ausgerechnet von der vorbestellten Kommode aus dem frühen 19. Jahrhundert die oberste Schublade. Die Kunden wollten das Möbelstück heute noch abholen. Nach einer halben Stunde Telefonmarathon hatte er geklärt, dass ein Expressdienst am Nachmittag die Lade nachlieferte. Er beriet sich gerade über die Schichten der kommenden Tage mit seinem Geschäftsführer Enrique. Dieser genoß sein vollstes Vertrauen in geschäftlichen Dingen, als das Telefon erneut klingelte.
„José? Ich habe nur ganz kurz Zeit, wir müssen ins Gate. Heute Nachmittag um 14.30 Uhr landet unser Flieger. Kannst du uns abholen?“ fragte Elisabeth Korbmann hoffnungsvoll. „Wow, ich bin beeindruckt, dass ihr so schnell einen Flug bekommen habt. Natürlich hole ich euch ab, bis später.“ Ihm war gerade eher zum Weinen als zum Lachen zumute, denn er wusste, die Zeit mit Jessicas Eltern wurde für seine Nerven mit
Sicherheit zur Zerreißprobe. Doch es war wichtig, dass sie da waren und auch richtig so. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass noch Luft blieb nach Hause zu fahren unter die Dusche zu gehen, und Hernandez Bescheid zu geben. Die Zwei würden bei ihrer Suche heute leider auf ihn verzichten müssen. Er hoffte nur sie fanden endlich einen Hinweis auf Jessicas Verschwinden.
Hernandez legte enttäuscht auf. Auch ihm war klar, was es für sie alle bedeutete, Jessicas Eltern hier zu haben. Sie würden alle sehr stark sein müssen. In seine Gedanken hinein klingelte das Handy. „Na du alter Faulenzer, kommst du heute noch mal in die Gänge?“, fragte Hillary. „Wieso, wir sind doch erst für heute Nachmittag verabredet? Übrigens José kann nicht mit. Jessicas Eltern kommen schon.“ Informierte er sie gleich. „Oh!“, war der erstaunte Kommentar. Sie dachte wohl das Gleiche wie er. Sie verabredeten sich um drei Uhr nachmittags, bei einer kleinen Kapelle in der Nähe des Gebietes, welches sie heute durchkämmen wollten.
Auf dem Revier lagen in der Zwischenzeit dem ungleichen Polizisten Duo schon die Ergebnisse der Durchsuchung des Autos vor. Wie erwartet, wurden natürlich hauptsächlich Haare und Fingerabdrücke gefunden. Erstaunlicherweise aber auch eine relativ neue und nicht gerade geringe Menge Blut im Kofferraum. „Lass bestimmen wem das Blut gehört, also ab damit ins Labor. Ruf gleich mal den Lorca an, wir müssen seine Blutgruppe wissen. Wenn er sie dir nicht freiwillig sagt, finde seinen und vor allem auch ihren Hausarzt raus.“ Wies Perron seinen Kollegen Riboz übellaunig an. Dieser hatte sich alles eifrig notiert und machte sich an die Arbeit.
Angekommen am Flughafen, bereitete José sich schon mal auf zwei völlig aufgelöste Menschen vor. Doch beide kamen relativ gefasst aus der Gepäckausgabe auf ihn zugeeilt. „Schön, dass ihr da seid, und danke.“ Begrüßte er sie. „Keine Ursache, schließlich geht es ja um unsere Tochter.“
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