Im Bann des Adlers
Versetzte Walther etwas brummelig. Die Fahrt zu Jessicas Wohnung verlief wie nicht anders erwartet schweigend. Nur einmal meldete sich der Vater zu Wort. „Wann können wir denn mit der Polizei sprechen?“ „Gleich, wenn ihr wollt, ich habe schon dort angerufen und der Magistrado hat versprochen sich Zeit zu nehmen, wann immer ihr kommt.“
Er verschwieg wohlweislich, dass nicht er, sondern Riboz bei ihm angerufen hatte um seine und Jessicas Blutgruppe zu erfahren. Was wiederum bedeutete, er wurde tatsächlich verdächtigt.
„Meine Freundin hatte im Kofferraum meines Autos eine alte Vase liegen. Sie wollte, dass ich sie ihr repariere, denn es ist ein Erbstück. Durch die Fahrt ist sie jedoch endgültig zerbrochen und Jessica hat sich daran sehr tief geschnitten und somit ganz schön geblutet. Ein paar Tage zuvor war sie gestürzt auf einer Tour, von der ich sie abholte, und schlug sich das Knie auf. Sie werden also auch Blut vorne im Auto gefunden haben.“ Erklärte er. Leider ohne großen Erfolg. Es sah so aus, als setzte die Polizei alles daran, nicht weiter nach einem Schuldigen suchen zu müssen.
Wie sollte er das ihren Eltern erklären?
Kapitel 25
Jessica
Schwärze umfing mich, obwohl ich die Augen weit geöffnet hatte, konnte ich nichts sehen. Ich tastete mich an den Wänden entlang. Mein Gefängnis war klein und kalt. Wo war ich? Geräusche drangen an mein Ohr, aber ich konnte sie nicht einordnen. Es klang, als ob jemand mit einer Säge arbeiten würde. Plötzlich spürte ich etwas Warmes am Kopf und dann an meinem Körper entlang laufen. Erst einzelne Tropfen dann immer mehr Flüssigkeit. Blitze zuckten und in dem gleißenden Licht erkannte ich, dass es Blut war. Oh Gott sie brachten jemanden um, direkt vor oder über mir und ich konnte nichts tun. Ich versuchte verzweifelt freizukommen, aber meine Hände griffen ins Leere. Alles, was ich wollte, war weg. Ich schrie, aber niemand half mir.
Schweißgebadet erwachte ich langsam in meinem Bett und brauchte eine ganze Weile, um festzustellen, dass es nur eine Illusion war. Als ich mich aufsetzte, drehte sich die ganze Welt. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es zur Toilette und übergab mich. Nach dem Zähneputzen und einem Schluck Wasser ging es mir schon etwas besser. Wieder zurück im Zimmer kreisten meine Gedanken um die Geschehnisse des letzten Tages und den gerade erlebten Traum.
Jetzt erinnerte ich mich auch wieder an Victors Aussage. „Durch deine Aufnahme hier bist du zumindest innerhalb des Hauses in deinen Bewegungen frei.“ „Sei doch nicht so naiv Jessica“, schalt ich mich selbst lautlos. „Natürlich bist du ihre Gefangene. Hast du wirklich gedacht, durch die Zeremonie würde sich etwas ändern?“ Ja, eine leise Hoffnung hatte ich. Mir ging es schlecht und ich hatte Redebedarf. Meine einzige Vertraute war Tod, so schwer es mir fiel, das zu glauben. Es gab niemanden im Haus den ich kannte außer Victor. „Aber gerade dich will ich nicht sehen!“, rebellierte alles in mir.
Mein Körper und meine Füße waren anderer Meinung. Sie entwickelten gegen meinen ausdrücklichen Wunsch, ein Eigenleben. In den schwarzen Seidenmantel und die Pantoffeln schlüpfend, bewegten meine Glieder sich aus dem Bett und in Richtung Tür. Wie magisch angezogen tappte ich über den Flur und die Treppe nach oben, direkt vor Victors Zimmertür. Dort angekommen war der Drang unwiderstehlich einfach wieder umzukehren. Doch daraus wurde nichts. Als hätte er nur darauf gewartet, öffnete mir ein, für die Uhrzeit unverschämt gut aussehender, halb nackter Mann.
„Es ist spät und eigentlich …“, stammelte ich unbeholfen, als er mich bei der Hand nahm und in den Raum zog. Dieser sah, soweit ich im diffusen Licht der Nachttischlampe erkennen konnte genauso aus wie meiner. Ein gut gefülltes Bücherregal und einige persönliche Gegenstände ergänzten das Ganze. Sofort versuchte ich wieder auf Abstand zu gehen, aber sein Griff zog mich an ihn und ehe ich mich versah, lag mein Kopf auch schon an seiner Brust. Oh, wie gut das tat. „Schön, dass du gekommen bist“, flüsterte er in meine Haare. „Darüber freust nur du dich“, knurrte ich. „Warum bist du dann da?“ „Das weiß ich nicht genau. Es ist so viel passiert und der Einzige, mit dem ich reden kann, bist du. Obwohl mir weiß Gott Besseres einfällt.“ „Mir auch.“ Er hatte mich gründlich missverstanden, wie ich an der anschwellenden Erektion bemerkte. Seinen Körper von mir
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