Im Bann des Adlers
„Ja und weiter?“, forschte ich angespannt, als er stockte. „So wie es aussieht, war sie von der Polizei und entweder wollte sie unserer Gemeinschaft ans Leder oder war auf der Suche nach dir.“ „Meinst du, er hat erraten was sie vorhatte? Denkst du die Polizei hat herausgefunden, dass ich hier bin?“ „Es ist durchaus denkbar, aber wenn Geronimo das weiß, dann bist du deines Lebens nicht mehr sicher. Du musst schnellstens hier weg!“ „Was, aber sie suchen mich doch hier?“ Protestierte ich. „Jessica, wenn dir dein Leben lieb ist, müssen wir fliehen, sonst findet dich hier niemand mehr, jedenfalls nicht lebend.“ Beschwor er mich eindringlich. „Also, was schlägst du vor?“, fragte ich resigniert. „Wir brauchen einen Plan, und zwar einen guten. Mein Vater ist nicht dumm. Wenn er es noch nicht mitbekommen hat, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er bemerkt, wie wir zueinanderstehen.“ „Aber ist das denn nicht gut? Wenn ich ihn richtig verstanden habe, freut er sich, dass du mein Gebieter bist.“ Fragte ich naiv. „Ach Jessica. Logisch freut ihn das. Dadurch hat er uns beide im Griff.
Wenn er aber je erfährt, dass wir uns lieben, begreift er auch sofort, dass ich alles täte, um dich zu schützen.“
Schon wollte ich protestieren. Gerade noch rechtzeitig klappte ich den Mund wieder zu. Vielleicht hatte Victor tatsächlich Recht und mein Leben hing nur noch am seidenen Faden. Wenn dem so war, musste ich ihn glauben lassen, dass ich seine Gefühle erwiderte. Ohne ihn konnte ich nicht fliehen. Gleichzeitig wurde mir ganz schlecht bei dem Gedanken ihn so zu hintergehen. Egal was passiert war, dass verdiente er nicht. Ich konnte nur hoffen, dass er mir die Wahrheit, wenn ich Sie ihm irgendwann erzählte, verzieh. „Also legen wir los und schmieden einen Plan.“ „Ja Liebste, aber nicht hier.“ Er führte mich aus dem Raum, dahin wo ich ihn ursprünglich suchen wollte, in den Garten. In einer verwunschenen Ecke am Ende des dritten Gartens stand unter einem Orangenbaum eine Bank neben einem kleinen Bach. Von außen nicht einsehbar. Notdürftig säuberte ich meine blutverschmierten Hände und Arme, während Victor sagte. „Hier wird uns so schnell wohl niemand finden und wir sind vor neugierigen Ohren hoffentlich geschützt.“
Kapitel 51
Hernandez
Ausgeruht, aber unruhig, stand Hernandez am nächsten Morgen in der Küche der kleinen Finca. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel, darauf stand, er solle sich bedienen, mit Grüßen von Mercedes. Zuerst braute er sich mit dem noch im Wasserkessel dampfenden Wasser einen Kaffee. Ziemlich ungewohnt für einen Stadtmenschen keine Kaffeemaschine zu haben, sondern nur einen Filter mit Pulver über der Tasse. Aber dem Geschmack tat das keinen Abbruch, wie er begeistert feststellte. Die Aussicht genießend trat er, mit seiner Tasse in der einen und einem Apfel in der anderen Hand, auf die Terrasse. Wahrscheinlich arbeitete seine Gastgeberin im Garten vermutete er. Nachdem sein Frühstück beendet war, beschloss Hernandez sich umzusehen. Seinem Fuß ging es wesentlich besser und er hoffte, beim Erkunden des kleinen Ortes irgendein Anzeichen für den ehemaligen Orden zu finden. Allerdings war ihm auch bewusst, dass laut Schilderung ihres Informanten, wohl zwölf Jahre vergangen waren. Die Zeit hatte die meisten Spuren allmählich verwischt. Er wollte es trotzdem versuchen.
Den ganzen Vormittag streifte er zwischen den Häusern umher. Bergauf, bergab und entdeckte dabei auch einige malerische Flecken. Ein Gebäude interessierte ihn ganz besonders. Es stand ein gutes Stück abseits vom Hauptdorf auf einer Anhöhe. Das große Haus war alt und verfallen, aber zu seiner Blütezeit musste es einmal sehr ansehnlich gewesen sein.
In dem einzigen kleinen Laden, den es hier gab, machte er sich kundig. „Ja, es war mal bewohnt. Ist aber schon ´ne ganze Weile her. Als dann alle von dort weg waren, wollte sich niemand mehr drum kümmern und drin wohnen schon gar nicht.“ Erklärte ihm die Verkäuferin. „Wissen Sie denn warum?“ „Kann ich Ihnen nicht sagen, bin erst vor sechs Jahren hierher gezogen. Gibt kaum noch jemanden von Früher. Die Dorfgemeinschaft hat sich in den letzten 10 Jahren fast komplett erneuert. Immer wieder ziehen welche weg und dafür andere her.“ „Warum?“, fragte Hernandez. „Das Leben hier ist nicht einfach. Viele stellen es sich leichter vor. Im Winter bist du von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Also bleibst
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