Im Bann des Falken
dahinter befindlichen Musiker nur schemenhaft zu erkennen waren.
Filigranlaternen aus Messing, die von der goldenen Gitterdecke herabhingen, tauchten den Raum in ein sanftes Licht. Einladende weiche Teppiche und Kissen lagen auf dem Boden verstreut, und um flache Tische gruppierten sich schimmernde Brokatsamtdiwane mit reichverzierten Goldbeinen und Marmorplatten.
Unter einer exotischen goldenen Deckenkuppel in der Mitte des Raumes stand ein niedriger runder Tisch mit verlockenden Köstlichkeiten gedeckt. Eine um den Tisch herumführende liegestattähnliche Polsteranordnung mit Kopflehne und Seidenkissen lud zum Sitzen ein. Zakr hob Bethany hoch und bettete sie auf das weiche Lager, dann schob er ihr stützende Kissen unter den Oberkörper, so daß sie halb lag, halb saß.
Nachdem er weitere Kissen neben ihr,auf dem Boden verteilt hatte, streckte er sich darauf aus und setzte sich so, daß sein Gesicht ihrem ganz nah war und seine Hand leicht auf ihrer Taille ruhte.
“Du sagst gar nichts, Bethany.” Zakr sah sie forschend an.
“Würde es etwas ändern, wenn ich es täte?” Sie wußte, daß sie es nicht geschafft hätte, sich gegen ihn aufzulehnen.
“Nein.”
Seltsamerweise machte seine kurz angebundene,
entschiedene Antwort es Bethany leichter, sich mit dem Unausweichlichen abzufinden.
Plötzlich klatschte Zakr laut in die Hände und schien damit das Signal für ein Ereignis zu geben. Flüchtig nahm Bethany wahr, daß eine Tür geöffnet und geschlossen wurde, konnte den Blick jedoch nicht von Zakrs Augen abwenden, die erwartungsvoll funkelten. Spürte er, daß er sie soeben von der Bürde erlöst hatte, sich noch länger gegen ihn zu wehren? Fühlte er, daß sie von ihm geliebt werden wollte … und sei es nur ein wenig?
Bethany bega nn zu beben, noch ehe er sie berührte, dabei ließ er den Fingerrücken nur leicht über ihren Hals gleiten, um ihr Kinn zu heben, so daß sie ihn ansehen mußte.
“Ich habe dir versprochen, alle deine Sinne zu erwecken. Und dies ist der Anfang”, sagte er leise.” Er blickte auf und hob die Hand. “Das Parfüm der Pharaonen”, befahl er.
Bethany hielt unwillkürlich den Atem an, als sie den Bediensteten bemerkte, der ein mit kleinen Flakons und Döschen beladenes Holztablett hereintrug. Er war alt und sprach mit zittriger, aber eindringlicher Stimme.
“Sire, das ist denen vorbehalten, die königlichen Geblüts sind.”
“Schon gut.” Zakr sprach ruhig und schien die Achtung des Alten bezüglich der Tradition in Ordnung zu finden. “Ich benutze es, wo und wann ich es für richtig halte.”
“Euer Wille ist mir Befehl.” Der Alte verneigte sich ehrerbietig und reichte Zakr den kleinsten Flakon auf dem Tablett.
“Geh jetzt.”
Wortlos verließ der alte Diener den Raum.
Bethany fiel plötzlich wieder ein, daß Zakr sie am Nachmittag über das Motto der McGregors ausgefragt hatte.
Von königlichem Geblüt … Hatte er ihre Erklärung wörtlich genommen? Bethany hatte das peinliche Gefühl, daß ihr hier eine Ehre zuteil werden sollte, die ihr nicht zustand. Sie wollte den Irrtum richtigstellen, doch Zakr hatte das Fläschchen bereits geöffnet und gab etwas von der kostbaren Flüssigkeit auf einen Finger.
“Es dauert zehn Jahre, um den Inhalt eines Flakons dieser Größe herzustellen”, erklärte Zakr und tupfte Bethany das Parfüm hinter das Ohr. Der Duft war so überwältigend, daß sie nicht zu widersprechen vermochte. Ein Hauch von Sandelholz …
geheimnisvolle Essenzen des Orients … Rosenöl und Frangipani, angereichert mit Moschus und Veilchen … Jasmin … Bethany konnte nicht weiter darüber nachdenken, weil das Öl sich auf ihrer Haut zu entfalten begann und immer neue Wellen betäubender Düfte verströmte.
Langsam, feierlich, salbte Zakr Bethanys Schläfen mit der öligen Essenz, deren Duftsymphonie sich ständig verfeinerte und immer raffiniertere Noten annahm. Er ging dazu über, auch Bethanys Nacken zu betupfen, dann ließ er die duftenden Finger in ihren Ausschnitt gleiten in das Tal zwischen Bethanys Brüsten.
Behutsam schob er die Hand tiefer unter den bestickten Stoff und spreizte sie über Bethanys pochendem Herzen. Von dem Parfüm wie berauscht, blickte sie gebannt zu Zakr auf und wußte nur noch, daß sie ihm gehörte und alles tun würde, was er wollte.
“Auf der ganzen Welt gibt es kein Parfüm, das diesem vergleichbar wäre”, sagte er mit sinnlicher Stimme. “Das Geheimnis seiner Herstellung
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