Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
Ta­ten sind be­rühmt bis weit hin­ter die Gren­zen von Fio­rin und Lom. Es gibt kein ein­zi­ges Hall­ge­spenst, das nicht au­gen­blick­lich zu Asche zer­fällt, wenn mein Na­me ge­nannt wird! Aber …« Sein wür­de­vol­ler Ge­sichts­aus­druck wich ei­nem iro­ni­schen Lä­cheln, »… das ist na­tür­lich nur ge­lo­gen. Wahr ist, dass es zwi­schen dem Nord- und Süd­tor die­ser Burg kein We­sen gibt, das nicht schon bei mei­nem An­blick mit­lei­dig lä­chelt.«
    Et­was an die­sem Jun­gen wirk­te trau­rig, ob­wohl er ei­ne Mau­er von Fröh­lich­keit um sich her­um auf­ge­baut hat­te.
    Dari­an setz­te sich wie­der und mus­ter­te Ra­vin.
    »Jetzt lass mich ra­ten, wer du bist. Du bist ei­ner der ein­ge­bil­de­ten Schrei­ber aus Lom.«
    Zum ers­ten Mal seit sei­ner An­kunft muss­te Ra­vin la­chen.
    »Ganz be­stimmt nicht.«
    »Mo­ment, gleich weiß ich es. Du bist ein Krie­ger aus Ta­na – du fürch­test dich vor nie­man­dem und bist stär­ker als drei der ein­ge­bil­de­ten Ge­sand­ten aus Lom.«
    »Schön wär’s.«
    »Auch nicht? Dann viel­leicht ein Wor­an, der den Mond ver­dun­kelt um un­ge­se­hen zu tö­ten?«
    »Um Him­mels wil­len!«
    »Ein Hall­ge­spenst!«
    »Nein.«
    »Ein Wind­wolf.«
    »Nein! Du weißt, wer ich bin. Ich bin Ra­vin va La­gar, ein Wald­mensch. Aus dem Tjärg­wald nord­öst­lich der al­ten Stein­burg.«
    »Ich weiß.«
    Darians Ge­sicht wur­de ernst, die Mas­ke der Fröh­lich­keit fiel von ihm ab.
    »Ich weiß«, wie­der­hol­te er lei­se. »Dein Bru­der ist Jo­lon. Und ich soll mit dir ins Grenz­land rei­ten und Skaard­ja su­chen.«
    Ra­vin sah zu Bo­den. Die Wor­te hat­ten al­le Fröh­lich­keit weg­ge­weht. Zu­rück blieb ei­ne be­klem­men­de Stil­le. Da war er wie­der: Jo­lon, sein Bru­der.
    »Es tut mir Leid, was mit ihm ge­sche­hen ist«, sag­te Dari­an.
    »Lai­os hat mir al­les er­zählt, was ich wis­sen muss. Ich weiß ge­nau­so viel oder we­nig über Skaard­ja und ih­re Quel­le wie Lai­os. Aber wir wer­den sie fin­den.«
    Es klang, als woll­te er sich selbst Mut zu­spre­chen, den­noch tat selbst die un­auf­rich­ti­ge Si­cher­heit in Darians Stim­me Ra­vin wohl.
    »Hast du von … Jo­lon ge­träumt?«
    Ra­vin nick­te, dann riss er sich zu­sam­men und be­schloss, noch et­was mehr von sei­nem selt­sa­men Rei­se­ge­fähr­ten in Er­fah­rung zu brin­gen.
    »Bist du schon lan­ge Lai­os’ Schü­ler?«
    »Wie man’s nimmt.« Dari­an lach­te. »Für mich sind fünf Win­ter ei­ne lan­ge Zeit. Aber für Lai­os ist es ge­ra­de mal so lang.« Er schnipp­te mit dem Fin­ger.
    »Und wann hast du dich ent­schlos­sen ein Shan­jaar – ein Zau­be­rer – zu wer­den?«
    »Ehr­lich ge­sagt ha­be ich mich gar nicht da­zu ent­schlos­sen. Es war Lai­os, der sich da­zu ent­schlos­sen hat, mich zu ei­nem zu ma­chen.«
    Er be­merk­te Ra­vins neu­gie­ri­gen Blick und fuhr fort.
    »Ich kom­me aus Le­wi­ne, viel­leicht kennst du es, ein Dorf jen­seits der Süd­ber­ge. Ich wuchs bei mei­nem On­kel auf, bis Lai­os ei­nes Ta­ges als Rei­sen­der Un­ter­kunft such­te. Mein On­kel woll­te mich los­wer­den und gab mich Lai­os als Lehr­ling mit. Ich war froh von mei­nem On­kel weg­zu­kom­men. Kein span­nen­des Le­ben war das, das kann ich dir sa­gen. Den gan­zen Tag auf dem ber­gi­gen Feld und abends die Pfer­de ver­sor­gen.«
    »Tjärg­pfer­de?«
    Dari­an lach­te und schüt­tel­te den Kopf. »Nein, bei uns leb­te nie ein Tjärg­pferd. Aber ich ha­be sie oft ge­se­hen. Sie zo­gen in Her­den durch das Ge­bir­ge. Zur­zeit gibt es nicht vie­le. Sie ha­ben sich zu­rück­ge­zo­gen.«
    »Bei uns im Wald hat sich eben­falls viel ver­än­dert.«
    Dari­an blick­te ihn auf­merk­sam an.
    »Hall­ge­spens­ter?«
    Ra­vin nick­te. »In­zwi­schen ja. Und in die­sem Som­mer gibt es schlim­me Stür­me. Vie­le Ja­la­bäume sind ver­küm­mert. Die Men­schen sind un­ru­hig und träu­men von Feu­er und Ver­wüs­tung. Un­se­re Shan­jaar sind be­sorgt.«
    Sie schwie­gen. Nach ei­ner Wei­le seufz­te Dari­an.
    »Ich will ehr­lich sein, Ra­vin«, mein­te er lei­se. »Es steht schlimm, das weißt du eben­so gut wie ich. Und wahr­schein­lich bin ich von uns bei­den der­je­ni­ge, der mehr Angst hat. Mir er­scheint die­se

Weitere Kostenlose Bücher