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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ge­fähr­li­cher und grö­ßer wa­ren als hier, dort gab es le­der­mäu­li­ge Pfer­de mit Reiß­zäh­nen und Men­schen, die für ei­ne Hand voll Kris­tal­le an­de­re tö­te­ten. Er schau­der­te. Doch dann dach­te er an Jo­lon, wie er auf sei­nem La­ger aus ge­floch­te­nem Gras lag und bis zu sei­nem Tod so lie­gen wür­de, wenn er ihm nicht half. Er konn­te zu­rück­rei­ten und da­bei zu­se­hen, wie Jo­lon starb. Oder er konn­te zu­min­dest ver­su­chen, dem Mär­chen um Skaard­ja auf den Grund zu ge­hen.
    »Und wenn ich ins Grenz­land rei­te?«, frag­te er.
    Stil­le trat ein. Atandros und Jarog sa­hen ihn an, Un­glau­ben und, wie ihm schi­en, ein Hauch von Ver­ach­tung über so viel Dumm­heit zeich­ne­ten sich in ih­ren Bli­cken ab. Nur die Kö­ni­gin blieb un­be­wegt.
    »Mein Bru­der wird ster­ben«, sag­te Ra­vin und hoff­te, dass sei­ne Stim­me fest und ent­schlos­sen klang. Lai­os’ kie­sel­har­te Au­gen hell­ten sich auf, ein Lä­cheln floss über sein Ge­sicht und ließ es plötz­lich jung und weich wer­den.
    »Der Jun­ge hat völ­lig Recht! Kein Zau­ber ist un­auf­lös­bar. Viel­leicht ist die Zeit ge­kom­men, Un­mög­li­ches zu er­rei­chen.«
    Die Kö­ni­gin lä­chel­te dem al­ten Mann zu.
    »Du glaubst, es gibt Hoff­nung?«
    Ener­gisch schüt­tel­te Lai­os den Kopf.
    »Das ha­be ich nicht ge­sagt. Wenn Ihr mich so fragt, sa­ge ich: nein. Kei­ne Hoff­nung. Kei­ne Mög­lich­keit, auf kei­nen Fall. Aber was be­deu­ten schon die Wor­te von drei – Shan­jaars?«
    Ganz be­tont ge­brauch­te er die­ses Wort aus dem Wald und zwin­ker­te Ra­vin zu.
    »Aber du sag­test doch, dass kein Zau­ber un­be­sieg­bar ist?«, spot­te­te Jarog. Ra­vin konn­te ihm an­se­hen, dass er ei­ne wei­te­re Un­ter­re­dung für Zeit­ver­schwen­dung hielt.
    »Spe­ku­la­ti­on!«, er­wi­der­te Lai­os und lä­chel­te wie­der sein fal­ti­ges Lä­cheln. Atandros und Jarog wech­sel­ten einen deut­li­chen Blick und schwie­gen.
    »Rei­ne Spe­ku­la­ti­on. Was wis­sen wir schon von der Welt? Und was viel wich­ti­ger ist, was wis­sen wir von Ska­ris? Von sei­nem Zau­ber, sei­nen Flü­chen, sei­nen Freu­den?«
    »Wir wis­sen, dass es al­les an­de­re als un­ge­fähr­lich ist«, mur­mel­te Atandros.
    »Mehr als ge­nug wis­sen wir!«, warf Jarog ein. »Als ich dort war …«
    »… warst du jung und un­er­fah­ren, wie ich vor noch viel län­ge­rer Zeit«, un­ter­brach ihn Lai­os. »Aber wir sind alt, Jarog, alt, mäch­tig und engstir­nig ge­wor­den – hier ist end­lich je­mand, der sich nicht ab­fin­den will mit den Gren­zen aus Glas, die wir be­reits als Ge­set­ze aus Stein ach­ten. Es mag ge­fähr­lich sein, aber ist es bes­ser, ihn oh­ne Hoff­nung in sei­nen Wald zu­rück­zu­schi­cken?«
    Jarogs Zor­nes­fal­te wur­de noch stei­ler.
    »Was al­so rätst du un­se­rem Gast?«, frag­te die Kö­ni­gin.
    Lai­os zuck­te die Schul­tern.
    »Ich kann ihm nicht ra­ten, ich kann nur sa­gen, dass wir ihn nicht auf­hal­ten soll­ten, wenn er nach Ska­ris rei­ten will.«
    Jarog schüt­tel­te em­pört den Kopf.
    »Ich will rei­ten!«, sag­te Ra­vin mit fes­ter Stim­me.
    »Ist das wirk­lich dein Ent­schluss, Ra­vin?«, frag­te die Kö­ni­gin.
    Er nick­te.
    Jarog ver­zog ver­ächt­lich den Mund. Lai­os warf den Zau­be­rern einen tri­um­phie­ren­den Blick zu und wir­bel­te er­staun­lich flink zur Kö­ni­gin her­um.
    »Ihr hört es, Ma­je­stät!«
    »Einen un­er­fah­re­nen Wald­men­schen al­lein ins Grenz­ge­biet nach Ska­ris zu schi­cken, das ist Dumm­heit und Wahn­sinn in ei­nem!«, schimpf­te Jarog.
    »Wer sagt, dass ich ihn al­lei­ne auf die Rei­se schi­cke?«, er­wi­der­te Lai­os. »Na­tür­lich soll­te er einen Weg­ge­fähr­ten ha­ben. Nun, ich bin be­reits zu alt, und ihr bei­den«, er mach­te ei­ne Hand­be­we­gung in Rich­tung der Zau­be­rer, »wer­det hier bei Ho­fe drin­gen­der ge­braucht – zu­mal Jarog ge­ra­de erst von sei­ner Rei­se zu­rück­ge­kehrt ist. Des­halb schla­ge ich vor, dass Dari­an ihn be­glei­ten soll!«
    »Was?«, rie­fen bei­de Zau­be­rer aus. Ra­vin zuck­te zu­sam­men. Be­un­ru­higt be­merk­te er, wie selbst die Kö­ni­gin ei­ne Au­gen­braue hoch­zog.
    »Bist du si­cher, dass Dari­an

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