Im Bann des Fluchträgers
weitaus schneller als der Landweg. Dann wollt ihr hier bei der Galnagar-Bucht an Land gehen.«
Sie musste sich weit über den Tisch beugen um den entfernten Küstenpunkt zu erreichen, der mit verschnörkelten Tanistannensymbolen markiert war.
Ladro und Ravin nickten.
Sumal lächelte.
»Gut. Eigentlich kein Problem, so weit. Es geht um einen undurchschaubaren Krieg in eurem Land. Der geht mich nichts an. Aber ich habe mich heute Morgen umgehört. Und wie ihr euch denken könnt, gibt es da noch jemanden, der genau diesen Weg nehmen will. Und dieser Jemand hat, wie wir ebenfalls wissen, vier riesige Galeeren bestellt. Schiffe, die gerade im Hafen fertig gestellt werden. Sehr schnelle und gute Schiffe.«
Ladro nickte. »Wir müssen schneller sein!«
Sumal lachte ein spitzes spöttisches Lachen.
»Ja, ihr Waldmenschen. Ihr müsst schneller sein. Schneller als diese wunderbaren Galeeren. Aber das wird euch nie gelingen.«
»Wer sagt das? Die Schiffe sind noch nicht einmal fertig. Wenn wir heute Abend oder spätestens morgen abfahren …«
»… dann holen sie euch spätestens in fünf Tagen wieder ein. Nein.«
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Erstens werdet ihr in ganz Dantar kein schnelleres Schiff finden. Und zweitens keinen Kapitän, der heute oder morgen mit euch in See sticht.«
Sie lächelte und machte eine Pause, in der sie an ihrem Giel nippte. Ladro wollte etwas sagen, doch Ravin gebot ihm mit einem kurzen Seitenblick Einhalt. Er merkte, dass sein Freund wütend war und am liebsten aufgesprungen und gegangen wäre. Doch Ravin riss sich zusammen und lächelte ebenfalls.
»Also, was schlägst du vor?«
Sumals Augen blitzten, aber ihre Stimme klang kühl wie immer.
»Nun, ich habe mir meine Gedanken gemacht. Es gibt tatsächlich einen Weg, schneller zu sein. Sogar mit einem langsameren Boot. Wir fahren von Dantar los und biegen hier …«, sie tippte auf eine winzige Bucht auf halbem Küstenweg, »… in die Taltad-Straße ein. Und fahren durch einen sehr felsigen und zerklüfteten Jum-Kanal.«
Ravin folgte mit dem Blick ihrem Zeigefinger, mit dem sie die Route nachfuhr, und entdeckte jetzt erst einen schmalen Kanal, der das Land in einem flachen vertikalen Bogen durchschnitt.
»Das ist ja kaum ein Drittel der anderen Strecke!«, rief er. »Damit wären wir auf jeden Fall schneller.«
Ladros Stirn glättete sich mit einem Mal, er lächelte.
»Im Prinzip richtig«, sagte Sumal Baji. »Das Problem ist nur, dass gerade jetzt im Sommer die brennenden Fische ihre Wanderung zu den südlichen Meeren beginnen. Die brennenden Fische sind eigentlich nicht gefährlich, sondern nur unglaublich dumm und schreckhaft. Das Problem sind die Grom, die auf der Jagd nach den brennenden Fischen aus den Tiefen des Kanals an die Oberfläche kommen. Denn die sind verdammt groß. Und das Schiff muss verdammt klein sein um die Strömungen zu umfahren.«
»Heißt das, du bist bereit uns durch den Kanal zur Galnagar-Bucht zu bringen?«, fragte Ladro.
Ravin hielt die Luft an.
Sumal Baji lachte zum ersten Mal, ein klingendes, unbekümmertes Lachen.
»Für Waldmenschen seid ihr sehr mutig – oder sehr ahnungslos. Nun, für eure Skildis bekommen wir bestenfalls eine kleine Mannschaft und ein geflicktes Schiff. Dafür allein lohnt es sich nicht. Aber …« – sie schenkte sich Giel nach – »… ich könnte mir vorstellen, mir etwas von den roten Schätzen zu holen, die man nur im Jum-Kanal findet. Wir werden langsam fahren müssen um die Strömungen abzupassen.«
»Rote Schätze?«
Sie beugte sich vor.
»Jum-Korallen«, sagte sie leise. »Nach ihnen ist dieser Kanal benannt. Wenn es uns gelingt, auch nur eine halbe Schiffsladung davon zu brechen, bin ich eine reiche Frau. Bisher hatte ich kein Boot und vor allem keinen Anlass,
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