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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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durs­tig und tran­ken die Be­cher aus. Ra­vin ver­such­te ei­ne an­de­re Sor­te, die gelb­li­cher war, und stell­te über­rascht fest, dass die­ser Giel viel sü­ßer und bes­ser schmeck­te. Dann schlen­der­ten sie über den Markt und staun­ten. Darians Au­gen leuch­te­ten beim An­blick der Heil­stei­ne, Flech­ten und Öle, die er hier fand. Nach kur­z­er Zeit hat­te er so viel da­von ge­kauft, dass er nicht al­les in sei­nem Tuch ver­stau­en konn­te. Ra­vin nahm ihm zwei Beu­tel ab und häng­te sie sich an den Gür­tel.
    Sie ver­lie­ßen den Markt und gin­gen in den ru­hi­ge­ren Teil der Stadt, der nicht min­der fest­lich ge­schmückt war, in Rich­tung Klei­ner Ha­fen. Ra­vin er­war­te­te je­den Au­gen­blick Su­mal Ba­jis hoch ge­wach­se­ne Ge­stalt zu er­bli­cken. Doch statt­des­sen blieb ihm an der nächs­ten Bie­gung für einen Mo­ment das Herz ste­hen.
    Es wa­ren fünf.
    Sie hat­ten ih­re Hel­me ab­ge­setzt und tru­gen die schwe­ren Um­hän­ge über dem Arm. Die Stie­fel klirr­ten auf dem Stein. Ra­vin schluck­te und zog den Stroh­hut tiefer ins Ge­sicht. Mit ei­nem Sei­ten­blick ver­ge­wis­ser­te er sich, dass Dari­an und Ami­na nichts be­merkt hat­ten. Dari­an zeig­te Ami­na im Ge­hen ei­ne Wur­zel, die er ge­kauft hat­te. Die Grup­pe kam nä­her. Nun sah Ra­vin, dass es jun­ge Hor­jun wa­ren. Er­schöpft sa­hen sie aus; of­fen­sicht­lich lit­ten sie un­ter der Hit­ze. Das nas­se Haar kleb­te ih­nen an der Stirn. Als sie an ihm vor­bei­gin­gen, schlug Ra­vin der Ge­ruch nach feuch­tem Le­der ent­ge­gen. Ei­ner der Hor­jun hob zer­streut den Blick und sah Ra­vin mit­ten ins Ge­sicht. Ra­vins Herz mach­te einen schmerz­haf­ten Sprung. Trotz­dem ging er un­be­irrt wei­ter. Er hör­te, wie der Hor­jun aus dem Takt kam und stol­per­te, wie sei­ne Ka­me­ra­den pro­tes­tier­ten und ihn zu­recht­wie­sen. Ra­vin war­te­te drei Herz­schlä­ge, dann warf er einen ver­stoh­le­nen Blick zu­rück. Im sel­ben Mo­ment dreh­te der Hor­jun sich eben­falls um. In sei­nem Ge­sicht kämpf­te Un­glau­ben ge­gen Ver­wir­rung. Ra­vin zwang sich ganz bei­läu­fig zu grü­ßen, als sä­he er einen Frem­den, und wand­te sich wie­der um. Er dach­te an Fisch­fang, an all die Auf­ga­ben, die ein ge­wöhn­li­cher Dan­ta­ria­ner noch er­le­di­gen muss­te, dach­te an den Rat der Fi­scher – und an die Mäh­nen­schlan­ge, die zum To­de ver­ur­teilt in ih­rem war­men Bad lag. End­lich spür­te er, wie Ruks Un­glau­ben sieg­te und der Blick von ihm ab­glitt. Trotz­dem zit­ter­ten ihm die Knie, als er wei­ter­ging. Da war er wie­der – der Krieg, in­mit­ten der fest­li­chen Stadt, der la­chen­den Ge­sich­ter. Wie konn­te es sein, dass Fes­te und Krie­ge zur glei­chen Zeit exis­tier­ten? Er ging wei­ter und frös­tel­te trotz der Hit­ze.
     
    Uja war ei­ne un­glaub­lich di­cke Frau, die Ra­vin auf den ers­ten Blick un­sym­pa­thisch war. Steif und fest be­haup­te­te sie, dass sie kein ein­zi­ges La­ger frei­räu­men kön­ne, da wäh­rend des Fes­tes so vie­le Be­su­cher in der Stadt sei­en.
    »Scha­de«, mein­te Ra­vin schließ­lich. »Ka­pi­tä­nin Su­mal Ba­ji San­tal­nik sag­te uns, hier sei­en noch La­ger frei.«
    Uja riss die Au­gen auf, mein­te, sie wer­de zur Si­cher­heit noch ein­mal nach­se­hen, um dann zu ver­kün­den, sie ha­be ganz zu­fäl­lig noch drei La­ger­plät­ze im über­dach­ten Vor­haus ge­fun­den.
    »Scheint ein wich­ti­ger Ge­fal­len zu sein, den Uja Su­mal Ba­ji noch schul­det«, mein­te Ami­na, nach­dem sie sich die Mat­ten an der Wand ei­nes großen kah­len Raum­es zu­recht­ge­legt hat­ten. Es stank nach Es­sens­res­ten und fau­li­gem Heu, doch nach den un­zäh­li­gen Ta­gen, die sie auf Kies und Fels ver­bracht hat­ten, kam ih­nen das La­ger bei­na­he an­ge­nehm und weich vor. Zum Zei­chen, dass sie be­setzt wa­ren, be­schwer­ten sie ih­re Mat­ten mit weiß be­mal­ten Stei­nen und tra­ten wie­der in die vor Hit­ze sir­ren­de Luft. Die Gas­se war plötz­lich wie aus­ge­stor­ben, von fern hör­te man das un­me­lo­di­sche Trä­ten der Wal­zahn­hör­ner und Ju­bel aus tau­send Keh­len.
    »Sie ha­ben den neu­en Fi­scher­kö­nig ge­wählt«, sag­te

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