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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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win­zi­gen Fi­scher­boo­te da­hin, Fa­ckeln schwenk­ten über das Was­ser.
    Als sie am En­de der Bucht an­ge­kom­men wa­ren, bo­gen sie in ei­ne Stra­ße ein, die Koch­gra­ben hieß. Sie gin­gen um ei­ne Ecke und stan­den am An­fang ei­ner von zwei Fa­ckeln be­leuch­te­ten Gas­se, die weit­ge­hend men­schen­leer war. Auf der rech­ten Sei­te ent­deck­ten sie ei­ne schar­ti­ge Holz­tür, auf die man mit un­ge­schick­ten Pin­sel­stri­chen ein auf­ge­ris­se­nes Maul mit trie­fen­den Zäh­nen ge­malt hat­te. Über der Tür stand ei­ne In­schrift, die Ra­vin müh­sam ent­zif­fer­te.
    Er be­rühr­te Dari­an am Arm und deu­te­te auf die Tür.
    »Wenn ich mich nicht ir­re, heißt die Gast­stät­te Skig­gas Ruh.«
    Ami­na kniff die Au­gen zu­sam­men. Ei­ni­ge Au­gen­bli­cke be­trach­te­ten sie das ge­mal­te Un­ge­heu­er. Dann zuck­te Dari­an die Schul­tern und drück­te die Klin­ke hin­un­ter.
    »Dari­an! Was machst du da?«
    »Ich will se­hen, wie es in Skig­gas Ruh aus­sieht. Wenn ihr nicht mit­kom­men wollt, geht ein­fach die Gas­se ent­lang und biegt vor­ne links ab. Dort ist Ujas Her­ber­ge.«
    Und schon war er ein­ge­tre­ten. Ra­vin und Ami­na sa­hen sich ver­dutzt an und folg­ten ihm.
    Stim­men­ge­wirr schlug ih­nen ent­ge­gen, als sie die schma­le Stein­trep­pe hin­un­ter­stie­gen. In der Schän­ke roch es nach ge­bra­te­nem Fisch und Ruß. Et­wa zwan­zig Fi­scher und Fi­sche­rin­nen sa­ßen an nied­ri­gen Ti­schen. Im Hin­ter­grund kö­chel­te über ei­nem Stei­no­fen ein rie­si­ger Kes­sel mit grün­li­chem Giel. Hand­große run­de Fi­sche rag­ten Maul vor­an an lan­gen Stä­ben schräg über der Glut. Über dem Ofen wa­ren wei­te­re ver­ruß­te Ma­le­rei­en zu se­hen: ein zahn­be­wehr­tes Maul, das ein Schiff in zwei Tei­le biss, schrei­en­de Men­schen düm­pel­ten rings­her­um in den Wel­len. Auf dem Bild da­ne­ben er­kann­te man einen dor­nen­be­wehr­ten Peit­schen­schwanz, der al­le drei Mas­ten ei­nes ge­wal­ti­gen Schif­fes in Stücke schlug. Ra­vin wand­te den Blick ab.
    Dari­an hat­te in­zwi­schen drei Be­cher Tee und einen Tel­ler vol­ler Fi­sche ge­holt.
    Wort­fet­zen und Ge­läch­ter zo­gen an ih­nen vor­bei. Ei­ne al­te Fi­sche­rin mit nar­bi­gem Ge­sicht spiel­te am Ne­ben­tisch zwei Händ­lern ein Wür­fel­spiel. Vor­sich­tig biss Ra­vin in das hei­ße Fleisch, das von ei­ner hel­len Krus­te um­ge­ben war – Ho­nig­teig! Ami­na kos­te­te eben­falls von ih­rem Fisch, riss über­rascht die Au­gen auf und biss gleich noch ein Stück ab.
    »So et­was Gu­tes ha­be ich noch nie ge­ges­sen«, sag­te sie mit vol­lem Mund. Dari­an blick­te sich ver­stoh­len um.
    »Hier ist Skig­ga bes­tens be­kannt. Habt ihr das Bild über der Tür ge­se­hen, auf dem sie zwei Ma­tro­sen die Köp­fe …«
    »Nein«, ant­wor­te­ten Ami­na und Ra­vin wie aus ei­nem Mund. Dari­an stutz­te, dann zuck­te er mit den Schul­tern.
    »Tja, jetzt kön­nen wir lan­ge war­ten, bis Flut wie­der auf­ge­baut wird«, nör­gel­te ei­ne trun­ke­ne Stim­me rechts hin­ter Ra­vin. Un­auf­fäl­lig dreh­te er den Kopf und lausch­te.
    »Ach, dein Klio hat­te von An­fang an kei­ne Chan­ce«, kam ei­ne dunkle Frau­en­stim­me von der an­de­ren Sei­te des Ti­sches.
    Die ers­te Stim­me pro­tes­tier­te: »Er hät­te ei­ne ge­habt, wenn die­se Ban­de von Schwarz­män­teln nicht in der Stadt auf­ge­taucht wä­re!«
    Ra­vin ver­schluck­te sich.
    »Mon war es doch, der ih­nen so­fort auf den Kni­en ent­ge­gen­kroch und ih­nen die Stie­fel küss­te!«
    »He, sag nichts ge­gen Mon, al­ter Sauf­kopf!«, wies ihn die Frau zu­recht. »Mon ist jetzt un­ser obers­ter Fi­scher­rat – und er hat es ver­dient! Hät­ten un­se­re Schiff­bau­er sonst so viel zu tun? Seit der Flut ist die­se Stadt doch ein E lend! Erst seit Mon die Schif­fe bau­en lässt, ha­ben die Ka­pi­tä­ne wie­der Ar­beit, eben­so die Schiff­bau­er und die Ma­tro­sen. Und den Bau­ern kommt es auch ge­le­gen, schließ­lich will das Heer vor der Stadt ver­sorgt sein.«
    Zu­stim­men­des Brum­men am Tisch. Doch der Mann mit der trun­ke­nen Stim­me gab nicht auf.
    »Eben das ist es, was mir nicht ge­fällt. Ein Heer! Hört ihr denn nicht,

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