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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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be­merk­te mit ei­nem Mal, dass sie ihn, Ra­vin, über­haupt nicht wahr­nahm. Sie sprach nur mit Dari­an.
    »Du warst es, nicht wahr? Du hast einen Zau­ber ge­spro­chen!«
    Dari­an er­rö­te­te. Er ver­such­te ein Lä­cheln, das ihm nicht recht ge­lang und schüt­tel­te den Kopf. Es war of­fen­sicht­lich, dass ihn Su­mals Fra­ge wie ei­ne Ohr­fei­ge ge­trof­fen hat­te.
    »Nein.«
    Su­mal biss sich auf die Lip­pe.
    »Aber ich dach­te …«, sag­te sie lei­se.
    »Dann hast du falsch ge­dacht«, er­wi­der­te er. »Mein Zau­ber kann nie­man­den vor dem Tod ret­ten.«
    Er dreh­te sich um und ging an Ra­vin vor­bei un­ter Deck. Su­mal sah ihm nach, dann wand­te sie sich lang­sam wie­der dem Meer zu und senk­te den Kopf. In die­sem Mo­ment sah sie nicht aus wie die Ka­pi­tä­nin, son­dern wirk­te trau­rig und rat­los. Ra­vin räus­per­te sich. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er ne­ben ihr stand.
    »Er hat Schlim­mes er­lebt und ein ver­wun­de­tes Herz. Du darfst es ihm nicht übel neh­men«, sag­te er.
    Am Ho­ri­zont tauch­te die Schwanz­flos­se des Grom ein letz­tes Mal auf und ver­schwand. Su­mal Ba­ji straff­te die Schul­tern und nahm wie­der die Ge­stalt der Ka­pi­tä­nin an.
    »Nun, der Grom ist ab­ge­taucht. Wir kön­nen zu den Ko­ral­len.«
     
    Der Ers­te, der die Naj be­merk­te, war Chal­tar.
    »Es sind Hun­der­te«, er­klär­te Su­mal. »Sie schwim­men hin­ter der Jon­tar her.« Die an­de­ren Tau­cher, die mit vol­len Ko­ral­len­net­zen an Bord klet­ter­ten, deu­te­ten auf­ge­regt auf das Was­ser. Ami­na, die eben­falls an Deck ge­kom­men war, beug­te sich weit über die Re­ling.
    »Kann es sein, dass die Naj die bren­nen­den Fi­sche zu­rück­ge­trie­ben ha­ben?«, sag­te sie zu Ra­vin. »Viel­leicht wol­len sie die Jon­tar schüt­zen.«
    Im Was­ser leuch­te­ten hel­le Au­gen auf, hier und da er­schi­en ein Stru­del an der Was­sero­ber­flä­che und glät­te­te sich so­fort wie­der. Ei­ner die­ser Stru­del wühl­te ei­ne Er­in­ne­rung in Ra­vin auf. Und plötz­lich war es ihm klar. Lai­os’ Ge­sicht er­schi­en vor ihm. Lai­os, der ihm sag­te, er sol­le sich auf die Pfer­de ver­las­sen.
    »Die Re­gen­bo­gen­pfer­de«, sag­te er. »Die Naj schüt­zen nicht die Jon­tar, son­dern die Re­gen­bo­gen­pfer­de!«
    Ami­na blick­te ihn ver­dutzt an. Dann brei­te­te sich ein Lä­cheln über ihr Ge­sicht.
    »Na­tür­lich! Und wenn es so ist, brau­chen wir uns für den Rest un­se­rer Rei­se kei­ne Sor­gen mehr zu ma­chen. Sie wer­den uns die bren­nen­den Fi­sche und die Groms vom Hals hal­ten!«
    Su­mal run­zel­te die Stirn, aber sie sag­te nichts, als sie mit an­sah, wie Ra­vin und Mel Amie Va­ju und Don­do auf das Ober­deck brach­ten. Die Hu­fe klap­per­ten über die Holz­plan­ken. Va­ju hob den Kopf und schno­ber­te. Don­do tän­zel­te, bis Mel Amie ihn losließ und sich so­fort wie­der un­ter Deck zu den an­de­ren zwei Pfer­den zu­rück­zog. Zum Er­stau­nen der Mann­schaft, die ki­chernd und scheu zu­rück­wich, er­kun­de­ten die Pfer­de das gan­ze Schiff, schnup­per­ten an den Sei­len und blie­ben schließ­lich an der Re­ling ste­hen. Va­ju streck­te mit ge­spitz­ten Oh­ren ih­ren See­pferd­chen­kopf über die Re­ling und wie­her­te ins Meer. Ein Rau­nen ging durch die Grup­pe der See­leu­te.
    Die Naj ver­sam­mel­ten sich um das Schiff. Hun­der­te von glas­kla­ren Ge­sich­tern ho­ben sich aus dem Was­ser. Sil­ber­ne, grü­ne und tür­kis­far­be­ne Au­gen be­trach­te­ten Va­ju und Don­do. Mit mur­meln­den Lau­ten ver­stän­dig­ten sie sich, wis­per­ten in der Na­j­spra­che und stie­ßen sich im Was­ser ge­gen­sei­tig an. Va­ju wie­her­te und ein Mur­meln und Sin­gen ant­wor­te­ten ihr. So­gar Su­mal staun­te. Schließ­lich schüt­tel­te Va­ju den Kopf und zog sich zu­rück um zu Ra­vin zu trot­ten. Er kraul­te ihr die Wan­ge. Die Naj tauch­ten un­ter, ver­ein­zelt erst, dann wur­den es im­mer mehr, bis schließ­lich auch der letz­te ver­schwun­den und das Was­ser wie­der still war.
    »Es wa­ren al­so die Naj«, mein­te Su­mal. »Wenn sie uns Men­schen nur auch so gut be­schüt­zen wür­den. Viel­leicht müs­sen wir uns im­mer ein Re­gen­bo­gen­pferd als

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