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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Fluss­kie­sel er­in­ner­ten, mit de­nen die Kin­der im Tjärg­wald das Mrum­ran-Spiel spiel­ten. Ra­vin frös­tel­te, den­noch hielt er dem Blick stand. Jo­lon hat­te ihm er­zählt, dass es Ma­gier gab, die ih­re Ju­gend noch auf der al­ten Stein­burg ver­bracht hat­ten. Viel­leicht ge­hör­te die­ser hier zu ih­nen.
    Ein schma­les Lä­cheln leuch­te­te auf dem Ge­sicht des Zau­be­rers auf. Dann wand­te er sich der Kö­ni­gin zu. Ra­vin at­me­te aus. Er fühl­te sich be­nom­men, als hät­te ihn der Blick um­fan­gen ge­hal­ten wie ei­ne große Faust.
    »Die­se Män­ner hier«, sag­te die Kö­ni­gin, »sind die Ma­gier des Gis­lan-Krei­ses. Atandros!«
    Der große Mann nick­te.
    »Jarog!«
    Der breit­ge­sich­ti­ge Zau­be­rer schenk­te Ra­vin ein küh­les Lä­cheln.
    »Und Lai­os.«
    Lai­os nick­te eben­falls kurz und hus­te­te.
    »Dies«, wand­te die Kö­ni­gin sich an die Zau­be­rer, »ist Ra­vin va La­gar, Jo­lon va La­gars Bru­der.« Ra­vin er­kann­te mit ei­nem An­flug von Un­be­ha­gen, dass die Zau­be­rer be­reits wuss­ten, wer er war. Er fühl­te sich über­rum­pelt und schutz­los.
    »Will­kom­men, Ra­vin va La­gar«, be­gann Atandros. »Er­zäh­le uns, was dich zu uns führt.« Un­ge­duld schwang im Raum, Ra­vin dach­te nach, um die Ge­schich­te so kurz wie mög­lich dar­zu­le­gen, dann er­zähl­te er. Schwei­gend hör­ten sie ihm zu, kei­ne Re­gung war in ih­ren Ge­sich­tern zu se­hen, was Ra­vin noch wei­ter ver­un­si­cher­te. Die Pau­se, nach­dem er ge­en­det hat­te, schi­en sich ins Un­end­li­che zu deh­nen. Schließ­lich räus­per­te sich Jarog. Zu Ra­vins Über­ra­schung klang die Stim­me des Zau­be­rers sanft und hoch wie die ei­ner Frau.
    »Jo­lon hat­te al­so einen Stein bei sich, als er aus dem La­ger zu­rück­kehr­te.«
    »Ja, er ist et­wa so groß …«
    Er zeich­ne­te mit dem Zei­ge­fin­ger ein Oval auf sei­ne Hand­flä­che. Atandros und Jarog wech­sel­ten einen Blick.
    »Und wenn man den Stein von ihm ent­fernt, wird Jarog schwä­cher?«
    Ra­vin nick­te.
    »Sein Herz schlägt lang­sa­mer und dann hört er auf zu at­men.«
    Ra­vin schluck­te nach die­sen Wor­ten, sei­ne Stim­me droh­te zu ver­sa­gen. Im sel­ben Mo­ment fühl­te er wie­der den tröst­li­chen Flü­gel­schlag des un­sicht­ba­ren Fal­ters an sei­ner Stirn. Die Kö­ni­gin lä­chel­te ihm auf­mun­ternd zu.
    »Sag uns«, mein­te Jarog, »wie sieht er ge­nau aus, die­ser Stein?«
    Ra­vin biss sich auf die Un­ter­lip­pe.
    »Er ist durch­sich­tig und leuch­tet in ei­nem dunklen Rot. Wenn die Son­ne dar­auf fällt, dreht sich et­was dar­in.«
    Die Zau­be­rer schwie­gen, Ra­vin fühl­te die las­ten­de Stil­le auf sei­nem Her­zen.
    »Was dreht sich dar­in?«, frag­te Atandros.
    »Strah­len«, be­gann Ra­vin. »Ei­ne dunkle Son­ne, de­ren Strah­len die Haut des­je­ni­gen mit Eis ver­sen­gen, der sie ins Licht hält. Wir konn­ten den Kris­tall nur mit ei­nem Le­der­lap­pen be­rüh­ren – le­dig­lich Jo­lon trägt kei­ne Er­frie­run­gen da­von, wenn der Stein sei­ne Haut be­rührt.«
     
    Die Zau­be­rer blick­ten sich be­sorgt an. Ra­vins Er­leich­te­rung schmolz da­hin. Er spür­te, wie sein Mut sank.
    Jarog räus­per­te sich.
    »Nun«, be­gann er. »Wir ken­nen die­se Art von Stein. Es er­staunt uns, dass dein Bru­der einen sol­chen im Tjärg­wald fin­den konn­te.«
    »Die­se Art von Kris­tal­len«, fuhr Jarog fort, »gibt es nur in den Stein­brü­chen im Grenz­land zu Ta­na. Sie hei­ßen Gral­le, sind äu­ßerst sel­ten und fin­den ge­mein­hin als Licht­bre­cher für Fernglä­ser Ver­wen­dung. Viel­leicht hat ein Rei­sen­der ihn ver­lo­ren. Aber dass ein Grall sol­che Kräf­te ent­fal­tet, ist mir noch nie zu Oh­ren ge­kom­men.«
    Atandros hob die Hän­de.
    »Ich ha­be da­für nur ei­ne Er­klä­rung.«
    Ra­vins Herz mach­te einen Sprung.
    »Es spielt kei­ne Rol­le, was für ein Stein es ist, er ist le­dig­lich ein Trä­ger. Eben­so gut könn­te es ein Schmuck­stück oder ein Jagd­bo­gen sein. Dein Bru­der, Ra­vin, hat einen Fluch­trä­ger be­rührt. Da­für spre­chen Jo­lons Be­wusst­lo­sig­keit, die Ent­kräf­tung – und die Dä­mo­nen, von de­nen du träumst. Ich glau­be nicht, dass der Fluch

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