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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Gis­lan-Krei­ses be­fra­gen. Hilt!« Auf ih­ren Ruf hin schwang ein schwe­rer Flü­gel der Tür auf und ein Die­ner er­schi­en.
    »Ru­fe die Zau­be­rer!«
    Der Die­ner nick­te und zog sich zu­rück.
    »Du wür­dest sie wohl Shan­jaar nen­nen«, sag­te sie mit ei­nem Lä­cheln zu Ra­vin. »Wenn je­mand weiß, wie man Jo­lon hel­fen kann, dann sie.«
    Ra­vin at­me­te auf.
    »Du sag­test, es stürmt seit Wo­chen?«, frag­te die Kö­ni­gin.
    »Ja, un­ser Wald hat sich ver­än­dert. Es ist küh­ler ge­wor­den. Und über­all Hall­ge­spens­ter. Sie stö­ren mich bei der Jagd.«
    »Al­so auch dort«, sag­te sie und sah zu Bo­den. Mit ei­nem Mal fiel Ra­vin auf, dass die Kö­ni­gin er­schöpft wirk­te. Auf ih­rer Stirn zeich­ne­ten sich spin­nen­fei­ne Fal­ten ab, die sie noch be­sorg­ter aus­se­hen lie­ßen.
    »Die Stür­me wer­den schlim­mer, die Hall­ge­spens­ter sind über­all. Das al­lein be­deu­tet zwar noch kei­ne Ge­fahr, aber es zeigt doch, dass sich et­was ver­än­dert. Die Ge­sand­ten be­rich­ten Ähn­li­ches aus den Grenz­re­gio­nen. Un­se­re Her­den sind un­ru­hig und ha­ben sich weit ins Ge­bir­ge zu­rück­ge­zo­gen …«
    Sie blick­te zum Fens­ter und ver­sank in tie­fes Nach­den­ken. Plötz­lich schi­en ihr auf­zu­fal­len, dass Ra­vin nicht we­gen der Hall­ge­spens­ter und Stür­me zur Burg ge­kom­men war.
    »Ent­schul­di­ge, Ra­vin«, sag­te sie lei­se oh­ne sich zu ihm um­zu­dre­hen. »Das al­les sind Din­ge, die dir im Au­gen­blick nichts be­deu­ten.«
    Ra­vin such­te nach ei­ner Ant­wort, doch er fand kei­ne. Die kur­ze Stil­le im Saal wirk­te er­drückend. Er spür­te ein Flat­tern an sei­ner Schlä­fe wie die Be­rüh­rung ei­nes Schmet­ter­lings.
    »Ich spü­re, dass dich dei­ne Träu­me quä­len. Was siehst du?«
    Ver­wun­dert strich er sich über die Stirn. Es war das ers­te Mal, dass er die Be­rüh­rung des Traum­fal­ters ge­spürt hat­te. Jo­lon hat­te ihm er­zählt, dass die Kö­ni­gin die Kunst be­herrsch­te, einen Blick in die Träu­me der Men­schen zu wer­fen. Sie hat­te sich um­ge­dreht und sah ihm nun di­rekt in die Au­gen.
    »Ich träu­me von ihm, je­de Nacht«, ant­wor­te­te er. »In mei­nem Traum ist er wach und ruft mich.«
    Sie nick­te aber­mals und schloss die Au­gen, als woll­te sie die­sem Bild nach­spü­ren.
    Im sel­ben Au­gen­blick öff­ne­te sich die ho­he Tür, Stim­men­ge­wirr und der Wi­der­hall von schnel­len Schrit­ten dran­gen in den kris­tall­stil­len Thron­saal.
    Die Zau­be­rer tra­ten ein.
    Drei wa­ren es – und bei ih­rem An­blick fühl­te Ra­vin sich mit ei­nem Mal klein und un­si­cher und wünsch­te sich in sei­nen Wald zu­rück. Die Luft schi­en zu knis­tern, als sie den Saal be­tra­ten und sich vor der Kö­ni­gin ver­neig­ten. Der ers­te war gut zwei Köp­fe grö­ßer als Ra­vin, hat­te kur­z­es, grau­es Haar und ein ha­ge­res Ge­sicht, aus dem die Na­se und die dunklen Au­gen un­ter den bu­schi­gen Brau­en her­aus­zu­ste­chen schie­nen. Sein Blick war der ei­nes Fähr­ten­le­sers. Wie die an­de­ren trug auch er das lan­ge pur­pur­far­be­ne Ge­wand mit dem Wap­pen des Gis­lan-Krei­ses am Är­mel.
    Der zwei­te war klei­ner, et­wa so groß wie Ra­vin, je­doch dop­pelt so breit und si­cher fünf­mal so alt. Sein Ge­sicht war kan­tig und derb, zwi­schen sei­nen Au­gen­brau­en, die sich in klei­nen Löck­chen zwir­bel­ten, rag­te ei­ne stei­le Zor­nes­fal­te. Lo­cki­ges Haar um­rahm­te sein Ge­sicht und ließ es noch brei­ter er­schei­nen.
    Der letz­te der drei Zau­be­rer schi­en der äl­tes­te zu sein. Ne­ben den bei­den an­de­ren wirk­te er zer­brech­lich. Das Haar, das ihm ge­floch­ten bis zur Mit­te des Rückens fiel, war farb­los und fein, das bart­lo­se Ge­sicht schmal und dun­kel und sah aus, als wä­re es aus der ge­fäl­tel­ten Rin­de ei­nes ur­al­ten Ja­la­bau­mes ge­schnitzt. Der Ein­druck von ho­hem Al­ter ver­stärk­te sich noch durch sei­ne vorn­über­ge­beug­te Hal­tung. Als er sich aus sei­ner an­ge­deu­te­ten Ver­beu­gung vor der Kö­ni­gin auf­rich­te­te, be­geg­ne­te sein Blick für einen Mo­ment dem von Ra­vin. Mit Un­be­ha­gen er­trug er den Blick der eis­grau­en Au­gen, die ihn an

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