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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Naj?«
    »Er ist nicht al­lein. Es ha­ben uns schon ei­ni­ge be­glei­tet. Ich neh­me an, dass sie we­gen der Re­gen­bo­gen­pfer­de an die Ober­flä­che kom­men.«
    »Hast du schon ein­mal mit ei­nem Naj ge­spro­chen?«
    Dari­an schüt­tel­te den Kopf.
    »Ih­re Spra­che ist sehr schwie­rig. Lai­os kann ei­ni­ge Sät­ze mit ih­nen wech­seln. Sie las­sen sich sel­ten da­zu her­ab, in un­se­rer Spra­che zu spre­chen, die sie für töl­pel­haft und un­me­lo­disch hal­ten.«
    Ra­vin lä­chel­te und be­ob­ach­te­te, wie der Stru­del grö­ßer wur­de. Va­ju spitz­te die Oh­ren.
    »Viel­leicht ha­ben sie da­mit so­gar Recht«, fuhr Dari­an fort. »Ih­re Spra­che ist viel kom­pli­zier­ter als un­se­re. Sie hat über drei­tau­send ver­schie­de­ne Lau­te und je­der Laut hat meh­re­re Be­deu­tun­gen – je nach Jah­res­zeit, Son­nen­stand und Strö­mungs­ver­hält­nis­sen. Je nach­dem ob das Was­ser kalt oder warm ist und je nach­dem wie in der Nacht die Ster­ne ste­hen.«
    »In den Seen im Tjärg­wald ha­be ich noch nie einen Naj ge­se­hen. Meinst du, wir wer­den hier einen zu Ge­sicht be­kom­men?«
    »Das glau­be ich kaum. Sie sind wie ge­sagt ziem­lich ein­ge­bil­det. Aber sie be­ob­ach­ten uns. Da!«
    Der Stru­del war ganz in Va­jus Nä­he. Dann spritz­te das Was­ser plötz­lich hoch auf, ei­ne Flos­se schnitt durch das Was­ser und ver­schwand. Wel­len platsch­ten zum Ufer, ris­sen die Fi­sche aus ih­rem Schlaf, die ir­ri­tiert in die Tie­fen ab­tauch­ten, und über­schwemm­ten Busch­werk. Das Was­ser zog sich zu­rück und nahm ein zir­pen­des und zap­peln­des Heer von Zi­ka­den mit. Schnap­pen­de Fisch­mäu­ler ka­men an die Was­sero­ber­flä­che. Va­ju schnaub­te, schüt­tel­te das Was­ser aus ih­rer Mäh­ne und trab­te an Land.
    »Das muss ein sehr großer Naj ge­we­sen sein«, schloss Dari­an. »Was für ei­ne Wel­le, als er weg­ge­taucht ist!«
    »Habt ihr das Mons­ter ge­se­hen?«, rief Mel Amie ih­nen von hin­ten zu. »Wenn die bren­nen­den Fi­sche nur halb so groß sind, dann gu­te Nacht!«
    Als ih­re Vor­rä­te zur Nei­ge gin­gen, fin­gen sie ei­ni­ge der gelb­li­chen Fi­sche, die sie über klei­ner Flam­me brie­ten. Ihr Fleisch schmeck­te saf­tig und ein we­nig süß, es war so zart, dass es sich auf der Zun­ge ein­fach auf­zu­lö­sen schi­en. Ra­vin schloss die Au­gen und sog den Duft nach ver­brann­ten Kräu­tern, har­zi­gem Busch­holz und ge­bra­te­nem Fisch­fleisch ein. Nach den un­zäh­li­gen Ta­gen, in de­nen er ge­trock­ne­tes zä­hes Fleisch und Ja­lafrüch­te ge­kaut hat­te und die ro­ten Bee­ren mit den har­ten Ker­nen, schi­en ihm der Ge­schmack von Fisch fremd und köst­lich. Die Fi­sche, die vom Mahl üb­rig blie­ben, schnit­ten sie in schma­le Strei­fen, rie­ben sie mit Kräu­tern ein, die Ami­na am Fluss­lauf sam­mel­te, und trock­ne­ten sie über dem Rauch.
    Nach und nach wur­de das Flus­stal schma­ler, die Fel­sen hö­her. Bü­sche wuch­sen di­rekt aus den Fel­sen, der Fluss dehn­te sich aus und wur­de an den brei­tes­ten Stel­len spie­gel­glatt. Die Höh­len am Rand bo­ten im­mer we­ni­ger Schutz, weil sie knie­tief mit moos­durch­wach­se­nem Was­ser an­ge­füllt wa­ren. Wäh­rend der Ru­he­pau­sen setz­ten sie sich nun ein­fach in den Kies am Ufer, leg­ten sich die Sät­tel un­ter die Köp­fe und schlie­fen.
    »So kom­men wir nicht mehr wei­ter«, sag­te Ladro ei­nes Mor­gens. Sie stan­den hin­ter ei­ner Fluss­bie­gung, die sie so­eben um­run­det hat­ten. Hin­ter ih­nen füll­ten sich die Huf­spu­ren mit Was­ser, links, kaum ei­ne Arm­län­ge von ih­nen ent­fernt, war blan­ker Fels. Ra­vin muss­te den Kopf in den Nacken le­gen, wenn er weit oben den Fels­rand er­ken­nen woll­te. Vor ih­nen er­streck­te sich der Fluss von Fels­wand zu Fels­wand und er­goss sich spru­delnd in ein noch grö­ße­res Be­cken, so groß, nacht­blau und glatt wie ein tiefer, ein sehr tiefer See.
    Ladro fluch­te und sprang vom Pferd.
    »Skaard­ja hat uns nicht ge­sagt, dass wir an ei­ner Stel­le nicht wei­ter­kom­men!«
    Er blick­te sich um zu dem Weg, auf dem sie ge­kom­men wa­ren. »Wenn wir zur nächs­ten Stel­le zu­rück­wol­len, wo wir die Schlucht ver­las­sen kön­nen,

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