Im Bann des Highlanders
mit Computer und schnellen Autos.
Zum ersten Mal konnte Joan nachfühlen, was Liebeskummer bedeutete, doch bei keiner anderen Frau konnte er so weh tun wie bei ihr, dachte sie.
»Bravo, du hast großartige Arbeit geleistet!«, lobte Ted Joan einige Tage später, als sie das fertige Konzept vorlegte, doch sie spürte, dass sein Lob geheuchelt war. Sie war ihm noch nicht einmal böse deswegen, denn sie war von ihrer Arbeit selbst nicht überzeugt.
Ted legte die Entwürfe beiseite und musterte Joan scharf. »Was ist mit dir los? Du scheinst mir in letzter Zeit häufig mit deinen Gedanken woanders zu sein ... um es präzise auszudrücken, seit deinem Urlaub.«
Ertappt senkte Joan den Kopf. Sie konnte Ted unmöglich gestehen, dass die Arbeit, das ganze Leben, ihr keine Freude mehr bereitete, und suchte fieberhaft nach einer Ausrede.
»Das müssen die Nachwirkungen meiner Erkältung sein«, erwiderte sie schließlich und merkte, wie albern diese Erklärung klang. »Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder.«
»Hast du noch diese schrecklichen Träume?«, erkundigte er sich jetzt doch mitfühlend und hob erstaunt die Augenbrauen, als Joan heftiger als beabsichtigt verneinte.
Sofort entschuldigte sie sich und versprach, in Zukunft konzentrierter zu arbeiten.
Es war erst früher Nachmittag, die Sonne schien und die Luft war warm. Die Agentur lag in der Nähe einer belebten Geschäftsstraße, und da Joan noch keine Lust hatte, nach Hause zu fahren, entschloss sie sich zu einem Einkaufsbummel. Vielleicht würde sie das Kaufen einiger neuer Kleidungsstücke für eine gewisse Zeit auf andere Gedanken bringen. Das hatte es bisher immer funktioniert, wenn sie Kummer gehabt hatte.
Vor einem Jeansgeschäft blieb sie stehen und betrachtete die Auslagen, dabei musste sie wieder an ihre Jeans denken, die sie zurückgelassen hatte. Was mochte bloß daraus geworden sein?
Als sie den Kopf hob, sah sie es. Hinter ihr stand eine andere Frau, ihr Gesicht spiegelte sich in der Schaufensterscheibe, ihre Blicke begegneten sich. Das war an und für sich nichts Besonderes, doch diese Frau sah aus wie Màiri!
Joan wirbelte herum, doch die Frau war verschwunden, untergetaucht in der Masse der Passanten. Wie gehetzt lief Joan erst in die eine Richtung, dann in die andere, und als sie sah, dass die Suche hoffnungslos war, ließ sie sich erschöpft auf den Stuhl eines Straßencafés fallen.
Verwirrt blickte sie auf, als der Kellner nach ihren Wünschen fragte und bestellte schließlich einen Tee. Tausende von Gedanken schossen Joan durch den Kopf, als sie so da saß und dem Strom der vorüberziehenden Menschenmenge zusah. Diese Frau – wer immer sie gewesen sein mochte – konnte nicht Màiri sein, denn sie war genau wie ihr Bruder seit zweihundert Jahren nicht mehr am Leben.
Es gab noch zwei weitere Möglichkeiten: Zum einen konnte es durchaus sein, dass diese Frau nur eine starke Ähnlichkeit mit der Schottin hatte oder ... bei diesem Gedanken schauderte es Joan ... oder sie hatte eine Vision erlebt.
Der Tee wurde kalt und blieb ungetrunken zurück, als Joan sich schließlich erhob und nach Hause fuhr.
In dieser Nacht begannen wieder die Albträume. Bei den ersten Malen war aus dichtem Nebel eine weit entfernt klingende Stimme zu hören, doch mit jeder Nacht wurde die Stimme deutlicher.
Wieder war sie flehend an Joan gerichtet, sprach sie mit ihrem gälischen Namen an und weinte bitterlich. Und allmählich verstand Joan einzelne Wörter. In der Vergangenheit hatte Màiri ihr schließlich etwas Gälisch beigebracht, und Joan glaubte, Worte wie thoir cobhair ... neochiontach ... mo anam sàbhail – Hilfe ... unschuldig ... meine Seele ... Rettung zu verstehen.
Schweißgebadet fuhr Joan aus dem Schlaf und richtete sich schwer atmend auf. Die Satzfetzen, die sie verstanden hatte, mussten eine Bedeutung haben, und bevor Joan sie vergessen konnte, kritzelte sie die Worte mit zitternden Fingern auf ein Stück Papier.
Dann kroch sie zurück ins Bett, so deutlich wie in dieser Nacht hatte sie noch nie das Gefühl gehabt, dass Ceana Matheson dicht neben ihr gestanden hatte; sie glaubte sogar, ihren Atem, der nach feuchter, modriger Erde roch, wahrgenommen zu haben.
Joan versuchte wieder einzuschlafen, doch die wenigen gälischen Worte, die ihr immer wieder durch den Kopf schossen, ließen es nicht zu. Was meinte Ceana, worauf wollte sie mit ihrem Hilferuf hinweisen?
Auch in den folgenden Nächten hatte Joan im Traum Begegnungen mit
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