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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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sie sich die Kleidung förmlich vom Leibe riss.
    Ohne einen Blick auf den Kleiderhaufen zu ihren Füßen zu verschwenden, öffnete Joan splitternackt den Schrank, riss den großen Nylonbeutel, in dem sie auf Reisen normalerweise ihre Schuhe aufbewahrte, heraus und stopfte ohne hinzusehen die Stoffberge hinein. Dann öffnete sie ihren Koffer und warf den Beutel hinein, schob den Koffer wieder unter das Bett und eilte wie gehetzt ins Bad.
    Das warme Wasser aus der Dusche prasselte wohltuend auf Joans Körper, mit geschlossenen Augen blieb sie minutenlang so stehen. Dabei dachte sie an nichts, ihr Verstand verbot ihr, an irgendetwas zu denken, was nicht sein konnte.
    Als Joan wenig später ins Bett fiel, schlief sie auf der Stelle ein.

21. Kapitel
    Fröstelnd zog Joan die leichte Decke höher. Noch im Halbschlaf merkte Joan, dass sie zitterte – es war so kalt, so bitterkalt. Erschrocken riss sie die Augen auf, um gleich darauf erleichtert aufzuseufzen. Sie lag geborgen in ihrem Pensionsbett, und die Kälte kam vom Fenster her, das Joan am Abend geöffnet hatte, es war nicht die Kälte des Erdlochs.
    Wohlig reckte sie sich und versuchte wieder einzuschlafen, doch es gelang ihr nicht, da die Gedanken an den Tag zuvor langsam wieder in ihr Bewusstseins drangen. Die ganze Geschichte blieb unbegreiflich, sie musste sie vergessen.
    Irgendwann stand Joan auf, duschte und packte ihre Koffer. Obwohl sie keine Eile hatte, wollte sie so schnell wie möglich Schottland verlassen, hier hielt sie nichts mehr. Geflissentlich ignorierte sie beim Packen den Nylonbeutel und warf achtlos Schuhe und Wäsche darauf.
    Maggie schien über Joans plötzliche Abreise ehrlich betrübt zu sein. »Ich hoffe, Sie behalten unsere schönen Highlands in guter Erinnerung. Sehen Sie, jetzt kommt endlich sie Sonne durch.«
    Innerlich schmunzelte Joan. Oh ja, diese Reise würde wohl ewig in ihrer Erinnerung bleiben.
    »Sicherlich«, sagte Joan leichthin, als sie Maggie einen Scheck überreichte. »Zumindest habe ich herrlich geschlafen.«
    Als sie wenig später den Mini startete, spähte sie ungläubig zum Armaturenbrett schüttelte mit dem Kopf, als das Datum mit dem 16.7.2005 hell aufleuchtete.
    »Natürlich ist heute der 16. Juli«, sagte sie halblaut zu sich selbst. »Alles andere wäre unnormal.«
    Die Rückfahrt nach Inverness gestaltete sich angenehmer als die Anreise. Die Sonne schien nun mit voller Kraft und tauchte die sanften Hügel in ein warmes, freundliches Licht, wegen der klaren Luft konnte man weit hinauf zu den langgestreckten Waldgebieten sehen. Hin und wieder tauchten vereinzelt die Reste alter, aus Naturstein gebauter Häuser auf, einige waren jedoch gut erhalten geblieben.
    Allmählich merkte Joan, dass sie sich der Zivilisation näherte, die Ansiedlungen wurden dichter, und auch der Verkehr nahm zu. Joan weigerte sich, daran zu denken, was sie zu dieser Reise bewogen hatte und nahm sich im gleichen Zuge vor, ihren nächsten Urlaub gewiss am Meer zu verbringen.
    Der Anrufbeantworter blinkte, als Joan ihre Wohnung betrat. Noch bevor sie ihr Gepäck ins Schlafzimmer brachte, hörte sie ihn ab. Es waren zwei Anrufe, einer von ihrer Mutter, die ihr viel Spaß bei der Fahrt ins Blaue wünschte und der andere von einem Versicherungsvertreter. Nun ja, mehr hatte Joan auch nicht erwartet, immerhin war sie kaum drei Tage fort gewesen.
    Später, beim Auspacken fiel ihr erneut der Nylonbeutel in die Hände, und als hätte sie sich an ihm verbrannt, warf sie ihn, ohne hineinzusehen, in die hinterste Ecke des Kleiderschrankes.
    Marion war erstaunt, als ihre Tochter noch am selben Tag anrief, um mitzuteilen, dass sie wieder zu Hause sei. Sie erklärte, dass sie ziellos in der Grafschaft Sussex herumgefahren sei, aber wegen des unbeständigen Wetters keine Lust auf einen längeren Aufenthalt hatte.
    Abends machte es sich Joan vor dem Fernseher gemütlich – alles schien wie immer zu sein, und doch war es nicht so, das spürte sie immer deutlicher. Schließlich erhob sich Joan wie in Trance, ihre Schritte lenkten sie ins Schlafzimmer, wie eine Marionette öffnete sie den Kleiderschrank. Sie griff nach dem prall gefüllten Nylonbeutel.
    Den Inhalt schüttete Joan auf den Teppichboden und sank schließlich davor nieder. Benommen starrte sie auf den Kleiderhaufen, dem noch der leichte Geruch nach Erde anhaftete. Mechanisch griff Joan nach dem Schultertuch mit dem Tartan in den auffälligen Rot- und Grüntönen und strich sanft mit den Fingerkuppen

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