Im Bann des italienischen Millionaers
hierher gebracht hatte.
Schließlich stoppte Damiano den Wagen vor der kleinen Dorfschule, wo er seinen Termin hatte. Sofort waren sie von fröhlichen Kindern umringt.
Auf dem Rückweg bewunderte sie die Fotos, die er von der Begegnung gemacht hatte: das kleine Schulhaus mit den vielen Fenstern, die tropischen Kletterpflanzen, die es umrankten, sie selbst inmitten der neugierigen Kinderschar. „Anscheinend hast du noch ein weiteres Talent, von dem ich bisher nichts wusste! Die Bilder sind großartig!“
Nachdenklich sah sie aus dem Autofenster. Die Lehrerin hatte ihr begeistert von der Unterstützung erzählt, die Damiano der Schule seit Jahren gewährte. Der neue Spielplatz war von seinen Spenden eingerichtet worden. Die Bibliothek ebenso. Wie sollte sie einen Mann verabscheuen, der so freigebig Hilfe leistete?
Jetzt, wo der geschäftliche Teil des Tages hinter ihm lag, schlüpfte Damiano aus der hellen Leinenjacke. Er sah umwerfend aus in dem kurzärmligen weißen Poloshirt und der hellblauen Leinenhose und lenkte den Wagen souverän über die Inselstraßen. Schließlich erreichten sie einen der schönsten Sandstrände, die Riva je gesehen hatte.
„Mein Großvater hat mir dieses Fleckchen Erde gezeigt“, erklärte er, als sie barfuß am Meer entlangspazierten. „Und in den ersten Sommerferien, die ich hier verbrachte, gab er mir auch Surf- und Tauchunterricht.“
„Eloises verstorbener Mann?“
„Genau. Er hatte einen großartigen Sinn für Humor. Aber, mein Gott, was konnte er streng sein! Zu streng manchmal. Doch das lag vermutlich daran, dass die Duvals – ebenso wie die D’Amicos – einen Ruf zu verlieren hatten.“
Anscheinend teilten Großvater und Enkel mehr als nur die Vorliebe fürs Surfen und Tauchen! Schließlich hatte er aus dem gleichen Grund die Beziehung ihrer Mutter zu Marcello zerstört. Wie sollten sie jemals den tiefen Graben überwinden, den ihre unterschiedliche Herkunft zwischen ihnen aufriss?
„Waren sie glücklich?“
„Bitte?“
„Ich meine, führten deine Großeltern eine glückliche Ehe?“
Irritiert zog er die Brauen zusammen. „Wieso fragst du?“
Mit gespielter Gleichgültigkeit zuckte sie die Schultern. „Ach, ich weiß nicht … Eloise hat letztens so eine Bemerkung gemacht.“
Er lächelte amüsiert. Insgeheim freute er sich riesig, dass die beiden Frauen sich so gut verstanden. „So, so! Worüber habt ihr zwei Mädels euch denn unterhalten?“
Grinsend ging sie auf sein Necken ein: „Sorry, das ist geheim. Jungs dürfen davon nichts wissen!“
„Ich glaube, damals ging es nicht so sehr darum, ob sie miteinander glücklich waren. Meine Großeltern taten, was von ihnen erwartet wurde. Was man von ihnen verlangte.“
„Ihre Familien meinst du?“
Er nickte ernst. „Ihre Ehe war eine Fusion von Vermögen, Konzernen und Erbansprüchen. Trotzdem glaube ich, dass Eloise ihn sehr geliebt hat.“
„Und dein Großvater?“
Damiano zögerte einen Augenblick. „Versucht hat er es wohl. Aber soweit ich weiß, wollte er ursprünglich eine andere Frau heiraten, ehe die Umstände und seine Familie ihn zu der Ehe mit Eloise zwangen.“ Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: „Ich glaube, er konnte seinen Eltern nie ganz verzeihen und seine erste Liebe nie ganz vergessen. Als junger Mann hat er das Beste aus dieser Situation gemacht. Seiner Frau gegenüber war er loyal und meiner Mutter ein guter Vater. Obwohl sie früher oft scherzte, sie sei ‚ein Unfall‘ gewesen. Damals war ich noch zu jung, um das zu verstehen. Erst später erkannte ich, dass in der Ehe meiner Großeltern etwas fehlte …“
„Leidenschaft?“
„ Sì . Die Leidenschaft einer großen Liebe.“
Also genau das, was bei uns auch fehlt. Sobald die sexuelle Anziehung nachlässt. Nein, sie konnte ihn nicht heiraten! So eine Ehe wollte sie nicht führen!
„Arme Eloise“, murmelte sie gedankenverloren.
„Wieso arm?“, rief er kopfschüttelnd. „Sie ist doch glücklich. Und das ist mehr, als man im Moment von dir behaupten kann, fürchte ich.“ Sanft hob er ihr Kinn mit einem Finger und zwang sie, ihn anzusehen. „Was ist los, Riva? Warum bist du so bedrückt?“ Zärtlich zog er sie an sich und küsste sie auf die Stirn.
Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt und einfach nur mit geschlossenen Augen seiner tiefen Stimme gelauscht und sich seinen Zärtlichkeiten hingegeben. Doch das durfte sie nicht. Wenn sie sich ihren Gefühlen überließ, würde die Trennung
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