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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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ist sich aber sicher, dass sich bisher alle Experten um 50 bis 100 Jahre geirrt haben. Bei den bisherigen Konvertierungen oder Zeitsynchronisierungen seien die Forscher von einer falschen Konstante ausgegangen. Dokumente aus der Kolonialzeit seien ungenau übersetzt worden und hätten zu irrtümlichen Berechnungen geführt. Das Problem liege vor allem daran, dass nur wenige Wissenschaftler ein gebündeltes vertieftes Wissen sowohl in Archäologie, Astronomie als auch Inschriftenkunde besäßen.
    Kommt die Angst zu früh?
    Die Uneinigkeit der Forscher macht deutlich, dass das Datum vom 21. Dezember 2012 mit Vorsicht zu genießen ist. Möglicherweise ängstigen sich viele Endzeitgläubige 200 Jahre zu früh.
    Für die Maya war es aus ihrer religiösen Überzeugung heraus existenziell, die Zeit berechnen und messen zu können. Sie sahen einen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Zyklen, astrologisch-kalendarischen Einflüssen und historischen Ereignissen, wie Sabine Wendt in einem Internet-Artikel schreibt: »Sie waren überzeugt, dass solche Kombinationen in den darauffolgenden Zeitperioden erneut wirksam würden. Daher suchten sie Strukturen zu finden, denen menschliches Handeln unterlag. Eine Zwangsläufigkeit und innere Konsistenz des Weltbildes wurde
durch die Verzahnung gleichzeitig auftretender Einflüsse in religiösem, astronomischen und alltäglichem Bereich erreicht.«
    Der Kontrast solcher wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Erklärungen der Esoteriker ist eklatant. Die Internetplattform www.maya-agenda.ch verkündet vollmundig: »Die Maya waren unbestritten die Meister der Zeit. Mit ihrer Vigesimal-Mathematik konnten sie nicht nur die vierte Dimension knacken, sondern auch astronomische und galaktische Zyklen berechnen, deren Genauigkeit heute sämtliche Wissenschaftler vor die Frage stellt, wie sie das geschafft haben.« Wie die vierte Dimension der Maya aussehen soll oder was galaktische Zyklen sind, verraten die Autoren nicht. Doch nicht genug. Bezüglich des Tzolkin-Kalenders heißt es: »Ob Umlaufbahnen der Planeten, der durchschnittliche Schwangerschaftszyklus der Frau (260 Tage = 9 Monate), sogar die DNS-Struktur mit ihren 20 Aminosäuren ist darin enthalten.« Von der DNS-Struktur und den Aminosäuren hatten die Maya mit Sicherheit keine Ahnung.
    Bei der Diskussion um die Endzeit- oder Wendezeitszenarien wird gern vergessen, dass die meisten Maya-Kalender tote oder zumindest ungenutzte Zeitzähler sind. Außerdem wurden sie nicht von einer göttlichen Instanz gesetzt, sondern von Menschen recht zufällig definiert. Sie folgen auch keinen kosmischen Gesetzen und beeinflussen den Lauf der Zeit nicht auf spirituelle Weise, vielmehr handelt es sich um arithmetische Instrumente, um die Zeitabläufe zu strukturieren. Ähnlich wie unser gregorianischer Kalender, der die Zählung auf die Geburt von Jesus ausrichtet. Deshalb wird sich am 21. Dezember 2012 so wenig ereignen wie bei der Jahrtausendwende am 31. Dezember 1999, die auch als Endzeitdatum gehandelt worden war.

Teil 2
Geschichte der Endzeit

7. Apokalyptisches Drama im Urwald
    1978 gingen Schlagzeilen um den Erdball, die die Weltöffentlichkeit erschütterten. Die Nachricht vom größten Sektendrama der jüngeren Geschichte warf ein Schlaglicht auf ein oft verdrängtes sozialpolitisches Phänomen. Ratlos schaute die Welt nach Guayana, wo sich mehr als 900 amerikanische Anhänger der Jones-Sekte das Leben genommen hatten oder mit Waffengewalt gezwungen worden waren, einen Giftbecher zu trinken. Der Sektenführer Jim Jones hatte in seinem apokalyptischen Wahn seine Anhänger in den Tod getrieben. In Erwartung des Heils im Jenseits setzten sie ihrem Leben in dramatischer Weise ein Ende.
    Die 900 Opfer dienten Jones als Kulisse, um seinem Scheitern als religiöser Führer einen historischen Anstrich zu geben. Die kollektive Tragödie dokumentiert die zerstörerische Kraft sektiererischen Wahns. Doch die Öffentlichkeit zeigte ein kurzes Gedächtnis. Das Drama im Urwald von Guayana blieb ein Ereignis ohne Erfahrungswert. Es ging als Betriebsunfall in die wechselvolle Geschichte religiöser Grenzerfahrung ein und blieb als Sensationsstory in der Erinnerung haften.
    Die Analyse des Massakers im Urwald von Guayana macht deutlich, dass ein Psychopath mit Endzeitvisionen seine Anhänger in eine Scheinwelt locken und sie ins Verderben führen kann. Dabei nutzte Jones die Idee vom bevorstehenden Untergang als Indoktrinationsinstrument. Die Angst vor der

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