Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Reich beinahe seine Freiheit. Sie und Euer Großvater, einst die teuersten Freunde des Obsidiankönigs, waren gezwungen, ihn zu binden. Doch selbst dann konnte sie sich nicht überwinden, ihn völlig zu zerstören.«
»Euer Weg ist voller Gefahren«, fuhr Taru nach einer Weile fort. »Niemals dürft Ihr eine Seele binden, die frei zu sein wünscht. Niemals dürft Ihr eine Leiche wiederbeleben. Und niemals dürft Ihr einen Geist zwingen, Euch zu Willen zu sein. Niemals, selbst dann nicht, wenn solches Tun scheinbar dem größten Guten dient!«, warnte sie ihn eindringlich. »Beachtet das gut, oder wir sind verloren!
Ich werde Euch helfen, Euch besser zu verteidigen, was Magie anbelangt. Bald wird es Zeit sein, nach Fahnlehen-Stadt zu reisen, wo es eine Zitadelle der Schwesternschaft gibt. Dort könnt Ihr Eure Ausbildung fortführen.«
Tris sah ihr in die Augen und erkannte, dass sie wusste, was auf dem Spiel stand. »Ich werde tun, was immer nötig ist, um Margolan zu befreien!«, gelobte er.
»Das glaube ich dir, Martris Drayke. Lasst uns zur Lady beten, dass es genug sein wird.«
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
I nnerhalb der dicken Steinmauern der Bibliothek gab es weder Morgen noch Abend. Vertieft in ihre jeweiligen Studien, bewaffnet mit Pergament, Tinte und Federkielen, mussten die Reisenden an die verstreichenden Stunden und die Mahlzeiten erinnert werden – für gewöhnlich von Berry.
Vahanian brachte seine Tage auf dem Fechtboden zu. Hinter der Bibliothek hatte er den verlassenen Schuppen eines Schmieds entdeckt und die Esse angefeuert, um ihre Waffen instand zu setzen. Die Reparatur der Rüstungen und Sättel, das Neubeschlagen der Pferde, das Bewegen derselben und das Scharfhalten der Waffen hielt ihn während der kürzer werdenden Tage in Trab. Die anderen hätten sich gar nicht aus der Bibliothek herausgewagt, hätte Vahanian nicht darauf bestanden, dass die Ausbildung im Schwertkampf durch Übungen im Bogenschießen ergänzt wurde. Wenn das erste Training, das bei Tagesanbruch begann, endete, verschwanden die Forscher in der Bibliothek und kamen erst zur abendlichen Trainingsstunde wieder hervor. Vahanian schien in der Zwischenzeit zufrieden, sich unauffällig im Hintergrund zu halten.
Im Anschluss an die allmorgendlichen Waffenübungen begab sich Tris zum Training mit Taru, Devin und Maire. Nach dem Schwerttraining am Abend und dem anschließenden Abendessen versenkte er sich in die staubigen Bücher, die man ihm für seine Studien zugewiesen hatte. Er suchte sich einen ruhigen Stuhl in der Bibliothek und machte es sich mit einem Beutel Brot und Käse gemütlich. Doch so viel er auch las, nicht ein Mal stieß er auf die Erwähnung eines ›Seelenfängers‹.
Tris war nicht entgangen, dass Kiara sich ihm gegenüber im Vergleich zu der Zeit, die sie gemeinsam unterwegs gewesen waren, ausgesprochen reserviert verhielt. Sie hielt sich ständig in Carinas Nähe auf und gab ihm dadurch keine Chance, sie nach dem Grund dieses plötzlichen Gesinnungswandels zu fragen. Er musste sich eingestehen, dass ihre gemeinsamen Unterhaltungen ihm fehlten, und beschloss, eine Gelegenheit zu einer Aussprache herbeizuführen.
Diese Gelegenheit ergab sich schneller als erwartet. Als er sich beim ersten Tageslicht fürs Schwerttraining bereit machte, verließ Tris die Bibliothek, um frische Luft zu schnappen. Die kalte, frische Morgenluft biss ihn wach, eine willkommene Abwechslung zur Muffigkeit der alten Lederfolianten und der staubigen Bibliothek.
Im Garten sah er Kiara. Sie saß allein auf einer kleinen Bank, eingehüllt in ihren Umhang und tief in Gedanken.
»Hallo.«
»Oh! Hallo, Tris«, erwiderte sie seinen Gruß. »Ich habe dich nicht kommen gehört.«
»Hat Carina einen Weg gefunden, deinen Vater zu stärken?«, erkundigte sich Tris und setzte sich auf das andere Ende der Bank.
Kiara schüttelte den Kopf; bei der Bewegung löste sich ihr kastanienbrauner Zopf aus der Kapuze ihres Umhangs und ergoss sich über ihre Schulter. »Ich glaube nicht. Noch nicht.« Sie wandte den Blick ab.
»Carroway sagt, du hast nach anderen Wegen gesucht, eurem Königreich zu helfen.«
Kiara strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Die Dinge laufen schon lange nicht gut für Isencroft«, sagte sie leise. »Wenn wir nicht bald etwas an der Lage ändern können, wird Isencroft nicht fortbestehen.«
»Mikhail beabsichtigt, die Ratgeber meines Onkels um jede Hilfe zu bitten, die sie anbieten können«, erklärte Tris, und sie
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