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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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sah zu ihm auf. »Ich kann dir nicht versprechen, dass ich lange genug leben werde, um den Thron zu besteigen, aber falls doch, wird Margolan keine Bedrohung für euch darstellen.«
    Er sah Tränen in ihren Augen aufsteigen, und sie blickte zur Seite. »Danke.«
    »Ich habe es vermisst, mit dir zu reden«, sagte Tris nach einer Pause.
    »Ich hatte so viel im Kopf.«
    »Ich glaube nicht, dass es das ist«, meinte Tris sanft. »Habe ich etwas gesagt, was dich beleidigt hat?«
    »Nein, ganz und gar nicht!«
    »Was ist es dann?«
    Kiara sah auf ihre Hände hinab und schwieg so lang, dass Tris schon fürchtete, sie würde ihm nicht antworten. »Weißt du noch, was ich dir erzählt habe, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind?«, fragte sie schließlich. »Über den Grund, weshalb ich Isencroft verlassen habe?«
    Tris nickte. »Wegen deiner Reise.«
    »Und noch etwas anderem.«
    Tris antwortete nicht sofort. »Du gingst einer arrangierten Ehe aus dem Weg.«
    »Hast du dich jemals gefragt, mit wem?«
    O ja , dachte Tris, sehr oft! Es überraschte ihn, wie sehr er Kiaras Gesellschaft genoss. In Margolan hatte Tris eine reiche Auswahl an Gefährtinnen gehabt und feststellen müssen, dass nur wenige sich über etwas Interessantes zu unterhalten wussten und noch weniger mehr als einmal eine interessante Unterhaltung führen konnten. Gelangweilt von der höfischen Gesellschaft und Jareds Indiskretionen überdrüssig, war Tris lieber für sich geblieben, sehr zur Bestürzung ehrgeiziger Väter am Hofe. Kiara war anders. Ihre plötzliche Verschlossenheit quälte ihn, mehr als erwartet.
    »Welche Rolle spielt das?«, fragte er. »Du bist nicht in Isencroft.«
    »Aber ich werde zurückgehen müssen.«
    »Liebst du ihn?«
    »Nein!«, verwahrte sie sich. »Und das könnte ich auch nie!«
    »Würde dein Vater dich denn zu einer Verbindung zwingen, die du selbst nicht willst?«
    Kiara schüttelte den Kopf. »Nein, Vater nicht. Aber die Umstände vielleicht. Wenn Vater stirbt, sind wir verwundbar. Noch eine schlechte Ernte, und mir bleibt keine Wahl: Dann muss ich das Bündnis eingehen, allein schon um mein Volk zu ernähren.«
    »Ist er ein Fremder oder wirklich ein schlechter Mensch?«, fragte Tris behutsam. Das Zwielicht der Morgendämmerung warf Schatten auf Kiaras Gesicht. Selbst der schwere Umhang konnte nicht völlig die Stärke ihrer Schultern verbergen, das Durchtrainierte ihres Körpers. Ihre Selbstständigkeit faszinierte ihn, ebenso wie ihr Geschick im Umgang mit dem Schwert. Er war sich der Tatsache voll und ganz bewusst, dass diese Reise nicht die passende Gelegenheit war, zarte Bande zu knüpfen, dass er nur geringe Chancen hatte, die vor ihm liegende Aufgabe lebend zu überstehen. Doch die Anziehung zu leugnen, die sie auf ihn ausübte, war zwecklos, auch wenn vielleicht das Beste, worauf er hoffen durfte, ihre Freundschaft war.
    Kiara blickte ihn einen Moment lang an, ehe sie sprach, und in ihren Augen konnte er ihren inneren Widerstreit sehen. »Ich bin verlobt mit Jared Drayke von Margolan.«
    Die Worte trafen Tris wie ein Faustschlag. »Nein!«
    Kiara wich seinem Blick aus. »Es ist ein alter Pakt, geschlossen vor langer Zeit. Vater wollte mehr Sicherheit für Isencroft, und er mochte und vertraute König Bricen. Es schien nur logisch, unsere Königreiche zu verbinden, also legten sie in einem Vertrag fest, dass ich Margolans Thronerben heiraten sollte.«
    »Du kannst Jared nicht heiraten!«, protestierte Tris. »Er wird den Vertrag niemals erfüllen! Er wird Isencroft in Stücke reißen, um Margolan zu füttern, und den Rest den Banditen überlassen!« Doch das Bild in seinem Kopf zeigte keine Könige und Verträge. Das Bild zeigte Jared, die Nacht des Staatsstreiches und die Vergewaltigung, die Tris verhindert hatte. Und als in seiner Vorstellung das Gesicht des zu Tode verängstigten Dienstmädchens durch das Kiaras ersetzt wurde, gerann ihm das Blut in den Adern.
    »Denkst du etwa, das weiß ich nicht? Ich habe seinen Botschafter schon zweimal unverrichteter Dinge wieder abziehen lassen. Und wenn ich noch Zweifel gehabt hätte, so hätte spätestens der Ritt durch Margolan sie ein für alle Mal ausgeräumt.«
    »Sag es mir, bitte – was hast du gesehen?«
    Kiara erzählte ihm von den Flüchtlingen und ihrer Flucht vor den Grenzposten. Bei ihrer Beschreibung von zerstörten Dörfern, Morden und plündernden und vergewaltigenden Soldaten merkte Tris, wie Zorn in ihm aufwallte. Als Kiara geendet hatte, saßen sie

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