Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
der Tat gewogen sein«, sagte Ystra achtungsvoll. »Ich habe noch nie eins hiervon in echt gesehen, nur Zeichnungen in Büchern.«
»Was macht es?«, fragte Berry neugierig.
»Die Schwester hat mir gesagt, es kann Leute von einem Ort zum andern transportieren«, antwortete Kiara und steckte es sorgfältig wieder zurück in den Beutel.
»Es wird sie mittels Magie bewegen«, stimmte Ystra zu. »Ein solcher Zauber fordert einen hohen Preis von dem Magier, der ihn wirkt; leichtfertig geben die Schwestern ein solch mächtiges Artefakt nicht aus der Hand. Benutzt es nur, wenn keine andere Macht genügt. Starke Magie hat ihre Konsequenzen!«, warnte sie Kiara.
Als die Gruppe sich zerstreute und Tris sicher war, dass niemand ihm folgte, ging er zu den Ställen, um Vahanian zu suchen. Er fand den Söldner, wie er seine Tritte an einem Stapel Heuballen übte und dabei hochsprang und herumwirbelte, bis die kalte Abendluft dampfte und sein Hemd schweißnass war. Tris beobachtete ihn eine Weile schweigend, bis Vahanian endlich eine Pause einlegte und sich gegen die Ballen lehnte, um wieder zu Atem zu kommen.
»Was willst du?«, fragte der Söldner.
»Mit dir reden.«
»Ich habe genug geredet für einen Abend.«
»Was wäre, wenn ich dir beweisen könnte, dass Royster mit dem Talisman recht hat?«, ignorierte Tris seinen Einwand und trat näher.
»Und wie willst du das anstellen?«
»Vielleicht ist Zeit, dass du aufhörst, dich mit Selbstvorwürfen zu zerfleischen wegen etwas, woran dich gar keine Schuld trifft.«
Tris’ Worte hingen ein paar Momente zwischen ihnen in der Luft, bevor Vahanian darauf antwortete. »Was schlägst du vor?«
»Lass mich Shannas Geist rufen«, sagte Tris und hielt Vahanians Blick entschlossen stand. »Royster hat recht: Dein Dorf geriet in einen Krieg zwischen zwei Magiern. Ich glaube, dass es Arontala war, der Lustari vernichtet hat – deshalb wollte er den Talisman. Nur schlug Lustari zu, bevor Arontala den Talisman abholen konnte. Dabei bist du zwischen die Fronten geraten, aber es war nicht dein Fehler.«
Niemals hatte Tris einen Blick gesehen wie den, mit dem der Söldner ihn jetzt förmlich durchbohrte, und er fragte sich, ob je ein Mensch den Anblick der Wut überlebt hatte, die in diesem Moment in diesen Augen brannte. »Wie sicher bist du dir, dass du es tun kannst?«, knurrte Vahanian.
»Ich bin mir sicher«, entgegnete Tris. »Ich vermute, dass sie durch deine Schuldgefühle hier festgehalten wird. Vielleicht kann ich euch beide befreien.«
Vahanian schluckte schwer; sein innerer Konflikt war ihm deutlich anzusehen. Dann nickte er. »Tu es, wenn du kannst«, erklärte er sich mit leiser Stimme einverstanden. »Aber ich schwöre bei der Dunklen Lady, wenn das irgendein Trick ist, werde ich dir das Herz herausreißen!«
»Kein Trick, Jonmarc. Ich schwöre!« Auf Vahanians erneutes Nicken schloss Tris die Augen und fand das Zentrum seiner Magie. Dann ließ er sich verströmen, suchte unter all den besorgten und verlorenen Seelen, die die verborgenen Orte durchwanderten, bis ein Geist auf sein Rufen reagierte. Tris öffnete die Augen und sah den Geist vor sich stehen: eine junge, blonde Frau, die normalerweise hübsch zu nennen gewesen wäre, wäre da nicht die Traurigkeit in ihren Augen gewesen. Ein Blick auf Vahanian bestätigte ihm seinen Erfolg, denn der Söldner war leichenblass und sprachlos.
»Hallo, Jonmarc«, sagte der Geist. »Ich habe dich vermisst.«
»Ich habe dich auch vermisst«, antwortete Vahanian mit erstickter Stimme. »O Shanna, es tut mir so leid!«
Der Geist kam einen Schritt näher. »Du hast tapfer gekämpft, Jonmarc. Du warst furchtlos.«
»Ich wollte mit dir sterben!«
Der Geist schüttelte den Kopf. »Die Hand der Lady ruht über dir. Deine Zeit war noch nicht gekommen.« Sie schwebte näher und Vahanian streckte die Hand aus, die Handfläche voran. Ihr Bild blieb stehen und tat das Gleiche, streckte die Hand nach ihm aus und durch ihn hindurch. »Was geschehen ist, war nicht dein Fehler«, sagte Shanna ernst. »Es gab nicht mehr, was du hättest tun können.«
»Ich hätte dir die Halskette geben können!«, widersprach Vahanian und beachtete die Tränen nicht, die ihm übers Gesicht rannen. »Ich hätte dich retten können!«
Der Geist lächelte traurig. »Du hast es versucht, mein Liebling. Nun lass mich bitte ruhen! Lass mich gehen.« Ihr Bild flackerte und wurde dunkler.
»Bleib bei mir!«, bettelte Vahanian mit belegter Stimme.
»Das
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