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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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ihm klar, wie außergewöhnlich teuer selbst ein einziges dieser Stücke sein musste.
    Das Funkeln von Edelsteinen kam von einer anderen Bude, wo ein ledriger alter Mann sich über seine Tische beugte. Ob sie echt oder nur geschickte Fälschungen waren, wusste Tris nicht, aber die Steine funkelten feurig in der strahlenden Sonne. Die nächste Bude bot das butterweiche Leder der westlichen Ebenen feil, das von kunstfertigen Handwerkern mit Lohe gegerbt und bearbeitet worden war. Stiefel und Futterale, Sättel und Tornister oder fein gearbeitete Lederrüstungen waren in der Auslage zu sehen. Der Kaufmann sah so konserviert wie seine Waren aus; seine dunkle, trockene braune Haut spannte sich über habichtartigen Knochen. Er betrachtete die vier Neuankömmlinge einen Moment lang und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
    »Kein übler Ort, wenn man Geld zum Ausgeben hat«, stellte Harrtuck fest und steckte die Hände in die Taschen.
    »Ah, seht, da ist ja unsere ›Freundin‹«, sagte Soterius. Tris folgte seinem Blick. An einer Kochgrube nicht weit vor ihnen unterhielt sich Carina die Heilerin mit einer alten Frau, die einen aufgespießten Braten drehte. »Wisst ihr, Carina sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, wenn man nichts gegen ein bisschen Temperament einzuwenden hat.«
    »Sie ist eine Heilerin, Ban«, entgegnete Tris trocken. »Ich bezweifle, dass sie auf dich gewartet hat, damit du Schwung in ihr Leben bringst.«
    Soterius grinste. »Man kann nie wissen. Die Ausübung der Heilkünste könnte ein einsames Geschäft sein.«
    In dem Moment kam ein riesiger, dunkelhaariger Mann zwischen den Zelten heraus und schlenderte zu der Kochgrube hinüber. Obwohl er Carina nicht berührte, ließen seine Haltung und seine Nähe zu ihr keinen Zweifel daran, dass die beiden ein Paar waren. Der Hüne war größer als Vahanian und zweimal so massig und hatte mächtige Hände und dicke Arme. Ein Wust wilder, dunkler Locken umrahmte sein Gesicht und beschattete grüne Augen. Er machte auf Tris den Eindruck, als könne er eins der großen Karawanenzelte ganz allein aufbauen. Carina redete sanft mit ihm, und der Riese lächelte. Etwas ist merkwürdig an den beiden , dachte Tris. Etwas, was genauso wenig hierher passt wie wir. Seine Spekulationen wurden unterbrochen, als Vahanian ihnen zurief, ihm zu folgen.
    Der Nachmittag ging schnell vorbei mit dem Errichten von Zelten und Buden. Soterius setzte seine Kletterfertigkeiten ein, um beim Hochziehen der Zelte mit zuzugreifen, während Carroway sich zu den Barden und Spielleuten gesellte und schon bald lachend Geschichten mit der Gruppe austauschte. Tris streckte sich und zuckte zusammen, denn seine Muskeln protestierten. Da er weder über Soterius’ Kletterkünste noch über Carroways Talent fürs Geschichtenerzählen verfügte, schlug er zusammen mit Vahanian und Harrtuck das Lager auf. Dabei wurde ihm eindringlich vor Augen geführt, dass die Ausbildung zum Prinzen gleichbedeutend damit war, über höfische Belange hinaus überhaupt keine Ausbildung zu haben, und sein mangelndes Geschick für einfachste Aufgaben verdross ihn außerordentlich. Harrtuck hielt sich zwar dicht bei ihm und flüsterte ihm Anweisungen zu und wimmelte Neugierige ab, doch Tris fing genug fragende Blicke und herablassende Instruktionen von den Arbeitern auf, um eine realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten zu erhalten.
    Die wenigen Muskeln, die noch nicht wund von der Straße waren, würden am nächsten Morgen schmerzen, dachte Tris, während er und die anderen stemmten, hoben, zogen und schoben, um die Karawane für die abendlichen Besucher bereit zu machen. Die anderen Arbeiter stellten keine Fragen. Harrtuck bewältigte die Anstrengung mühelos; Vahanian blieb wachsam. Tris bezweifelte, dass der Kämpfer jemals entspannt aussah. Als die letzten Seile befestigt und die letzten Pfosten in den Boden gerammt waren, richtete sich Tris unter Schmerzen auf. Wie lange würde es wohl dauern, bis er sich für die Erfordernisse seines neuen Lebens abgehärtet hätte – und würde er so lange am Leben bleiben?
    Harrtuck blieb neben ihm stehen und grinste. »Und du hast gedacht, Abendessen gäbe es umsonst! Wir werden dich mit ein paar Schwertübungen auflockern«, versprach Harrtuck ihm, und der Ausdruck, der bei dieser Ankündigung auf Tris’ Gesicht trat, ließ sein Grinsen noch breiter werden. »Ich kenne keine bessere Möglichkeit, nach einem langen Tag zu entspannen. Ist auch kein schlechter Weg,

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