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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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glaubte, sich geräuschlos zu bewegen, war Malae wach und neben ihr, als sie sich eine Tasse einschenkte.
    »Allestyr macht sich Sorgen um Euch«, sagte die Kammerfrau, während sie einen weichen, wollenen Überwurf um die Schultern der Prinzessin legte.
    »Ich weiß«, antwortete Kiara ruhig und starrte in die tanzenden Flammen. »Das tun alle. Es tut mir leid, dass ich solch eine Last bin.«
    Malae setzte sich bei sie und legte eine tröstende Hand auf ihren Arm. »Es ist eine Ehre für uns, uns um Euch kümmern zu dürfen, meine Prinzessin«, sagte sie. »Aber dieser Tage machen wir uns mehr Sorgen, weil viele seltsame Dinge im Gange sind.«
    Kiara nickte düster. »Es liegt etwas in der Luft, etwas Großes. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich kann es … fühlen.«
    »Ihr seid die von der Göttin Gesegnete«, entgegnete Malae. »Möglicherweise steht Ihr kurz davor, von der Göttin für Eure Reise ausgewählt zu werden.«
    Kiara schüttelte müde den Kopf und nippte an ihrem Tee. »Es könnte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen.«
    Malae tätschelte ihre Hand. »Vielleicht kann das Orakel helfen«, meinte die ältere Frau.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, gab Kiara zu. »Aber –«
    »Aber Ihr denkt auch daran, dass Eurem Vater nie wohl war bei den Prophezeiungen des Orakels«, beendete Malae den Satz für sie.
    Kiara nickte. »Eigenartig, nicht wahr? Jetzt führe ich schon seit Monaten das Königreich für ihn und fürchte mich dennoch wie ein Küchenmädchen, entgegen seinen Wünschen zu handeln.«
    Malae gluckste. »So eigenartig auch wieder nicht, meine Prinzessin. Er ist immer noch Euer Vater – und immer noch der König. Aber wenn Ihr Euch erinnern wollt: Er widersetzt sich dem Orakel nicht. Ihm fehlt nur die Geduld mit seinen weitschweifigen Prophezeiungen.« Sie lächelte. »Euer Vater ist ein direkter Mann. Er will die Ratschläge, um die er bittet, nicht erst noch enträtseln müssen. Ich vermute, wenn das Orakel sich klipp und klar ausdrücken würde, müsste es einen Gutteil seiner Zeit Eurem Vater widmen.«
    »Ich könnte mir denken, dass du da recht hast, Malae«, sagte Kiara und drehte nachdenklich ihre Teetasse in der Hand. »Ich schätze, ich habe einfach Angst davor, noch mehr Fragen zu finden und keine Antworten.«
    Es klopfte leise an der Tür, und Kiara rief dem Besucher zu einzutreten. Es war Allestyr; er sah aus, als sei er seit Morgengrauen auf den Beinen und geschäftig.
    »Meine Prinzessin«, grüßte der Seneschall sie freundlich. »Euer Vater verlangt nach Euch.«
    Mit einem Seufzer trank Kiara ihren Tee aus und stellte die Tasse beiseite. Malae war schon aufgestanden und reichte der Prinzessin ein warmes, wollenes Gewand. »Vielleicht weiß Euer Vater, was Ihr tun solltet«, sprach Malae ihr Mut zu und half ihr in das Gewand. »Die Magie, die seinen Körper verkrüppelt hat, hat seinen Geist nicht angegriffen.«
    Kiara nickte und straffte die Schultern. »Ich werde versuchen, ihm nicht noch mehr Grund zur Sorge zu geben«, erwiderte sie. Jae flatterte mit einem Kreischen von seiner Stange und landete auf ihrer Schulter.
    »Er ist der König«, sagte Malae. »Könige machen sich Sorgen, ob man das will oder nicht.«
    Kiara lächelte. »Ich glaube, du hast recht«, meinte sie und folgte Allestyr auf den Gang.
    Über den Gemächern ihres Vaters, die immer nach Leder, Duftwasser und Gewürzen gerochen hatten, lag jetzt der Geruch eines Krankenzimmers. Seine Lieblingsjagdbogen hingen mit schlaffen Sehnen an der Wand. Seine Reitkleidung lag zusammengefaltet im Kleiderschrank, neben seiner Staatsrobe. Selbst seine geliebten, kniffeligen hölzernen Geduldsspiele lagen vergessen auf dem Tisch: Sie waren gegenwärtig zu verwirrend für ihn.
    Kiara begab sich zu dem wuchtigen Bett des Königs, wo ihr Vater auf Kissen aufgestützt lag, ein Schatten zwischen Fellen und Decken. Neben seinem Krankenbett stand ein dampfender Topf mit Glühwein, der mit den Arzneien versetzt war, die ihn bei wachem Verstand hielten. König Donelan lächelte und bedeutete seiner Tochter, sich zu ihm zu gesellen, indem er ihr einen Platz am Bettrand bereitete, wohin sie sich setzen konnte. Kiara erwiderte sein Lächeln und kletterte hoch, ließ sich im Schneidersitz nieder und hüllte sich in eines der Schlaffelle des Königs.
    »Guten Morgen, kleiner Vogel«, sagte König Donelan liebevoll. Kiara ergriff seine Hand und drückte sie an ihre Wange. Er sah zu Jae hoch, der auf Kiaras Schulter herumhüpfte

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