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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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weitere Klinge, die er ebenfalls tiefer hineinhämmern konnte, als seine Füße wieder festen Halt gefunden hatten.
    Er blickte hinunter, doch die Schwärze war undurchdringlich. Auf der Brustwehr waren Schritte zu hören, dann Stimmen. Die Wachposten schienen jedoch offenbar mehr daran interessiert zu sein, was in der Stadt vorging als außerhalb der Mauern. Er holte tief Luft und kletterte weiter. Ohne die Messer wäre es unmöglich gewesen. Ehe er den Rand des Fackelscheins erreichte, hielt er an. Mit der Rechten löste er den dünnen beschwerten Strick vom Dolchknauf, wirbelte ihn vorsichtig über den Kopf und gab ein wenig mehr des Strickes nach. Der Stein verursachte ein leichtes Summen, während er durch die Luft schnitt.
    Neugierig blickte ein Wachposten über die Brustwehr.
    Das hochschwingende Seil traf ihn am Hals. Der Stein wirbelte weiter und das Strickende wurde zur Schlinge um den Hals des Mannes. Als sie sich schloß, zog Carodyne mit aller Kraft am Seil. Stumm wie ein toter Vogel kippte der Posten über den Rand der Brustwehr.
    Sofort ließ Carodyne den Strick fallen und kletterte ganz hoch. Vorsichtig spähte er über den Stein. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß kein weiterer Posten in der Nähe war, schwang er sich auf die Brustwehr. Dann wickelte er das andere Seil von seinen Schultern, knüpfte eine Schlinge und legte sie um eine der Zinnenzacken, das Ende ließ er die Mauer hinuntergleiten, um es kurz darauf wieder hochzuziehen. Sein Schwert, seine Brigantine, eine Streitaxt und sein Helm hingen nun daran. Er schlüpfte in die Rüstung, zog den Helm über den Kopf und nahm die Waffen an sich, ehe er zu einer einen Spalt weit offenen Tür schlich. Er spähte hindurch. Sie führte zu einer Wendeltreppe. Weiter unten knallte eine Tür zu, und gleich darauf hallten schwere Schritte auf der Treppe wider.
    »Verdammte Zauberer!« fluchte eine Stimme. »Ausgerechnet heute, wo alles feiert und es Freiwein gibt, müssen wir die Posten verdoppeln, und nur, weil ein verrückter Zauberer träumte, daß Ratten am Käse knabberten. Zum Teufel mit solchen Omen!«
    Einer seiner Kameraden lachte. »Sei froh, Jeran, so sparst du dir deinen Sold. Du hättest dich ja doch nur vollgesoffen und beim Spiel alles verloren.«
    »Bei Kanin, soll das ein Trost sein?« Die Baßstimme hob sich. »He, Lorest! Ist oben alles in Ordnung?«
    Carodyne kehrte leise zum Seil zurück, dessen Ende er wieder hinuntergelassen hatte. Er stellte fest, daß es straff gespannt war. Das bedeutete, daß die Männer bereits daran hochkletterten. Die Wachen aufzuhalten würde nicht genügen. Ein Kampf auf der Treppe würde zuviel Lärm machen und den Eindringlingen das Überraschungsmoment nehmen. Er sah sich um. Die Tür befand sich in einem kleinen Turm mit einem Spitzdach, das bis fast zur Brustwehr reichte und als Wetterschutz diente. Fackeln flackerten an zwei Seiten. In ihrem tänzelnden Schein war das Seil kaum zu bemerken.
    Links von ihm, durch eine Brustwehr mit diesem Turm verbunden, erhob sich ein zweiter Wachtturm. Im Licht seiner Fackeln war ein kleiner Trupp Posten zu sehen, offenbar war dort die Verstärkung gerade angekommen. Ein Schrei würde ihre Aufmerksamkeit erregen und auch hier das Überraschungsmoment rauben. Er riß die Fackel, die in ihre Richtung schien, aus ihrer Halterung und warf sie auf den Boden.
    »Lorest!« Der Mann mit der Baßstimme hatte die Tür fast erreicht. »Zum Teufel! Willst du nicht antworten? Ist alles in Ordnung?«
    Carodyne legte die Streitaxt auf den Boden, nahm Schwert und Dolch in die Hand und drückte sich an die Wand neben der Tür. Den Stimmen nach, die er zuvor gehört hatte, waren es drei Posten. Der mit dem Baß würde als erster heraustreten – ungeduldig und verärgert, und deshalb unvorsichtig. Er würde die Tür aufreißen und auf die Plattform stürzen, mit dem zweiten bestimmt dicht auf den Fersen. Der dritte würde als letzter Zeit haben, Verdacht zu schöpfen. Deshalb mußte er als erster unschädlich gemacht werden.
    Die Tür schwang auf, und ein stämmiger Bursche stürmte heraus, unmittelbar gefolgt von einem Kameraden. Carodyne holte mit dem Schwert aus, als der dritte herauskam. Die Klinge schnitt in die ungeschützte Kehle, schwang zurück und sauste auf den Nacken des zweiten herunter und drang zwischen Helm und Harnisch ein. Durch das Zischen der Klinge gewarnt, drehte Jeran sich um. Als er den Mund öffnete, um Alarm zu schlagen, warf Carodyne den

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