Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
gebracht hatte, vor sich auf dem Tisch. Die Garnelen mit Butter und Kräutern, die vorher so sorgfältig auf der Platte arrangiert worden waren, lagen nun in einem wirren Haufen auf der Silberplatte. Als Alexandre sie ansah, schaute Adèle betont freundlich und verwirrt.
» Pardonnez-moi, mon Capitaine. Ich bin gestolpert.«
Alexandre winkte sie mit einer kurzen, verärgerten Geste weg, und Adèle huschte davon, warf Rosalind allerdings noch einen giftigen Blick über die Schulter zu.
»Tollpatschige Kuh«, knurrte der Bootsmann Gaston zu Alexandres Linken. »Sie mag sich anziehen wie eine Dienstmagd, aber es gibt nur eines, wozu sie gut ist.«
»Vergiss sie, Gaston«, sagte Alexandre. »Ich will mir heute Abend nicht die Stimmung verderben lassen.«
»Wo ist Monsieur Yves?«, fragte Rosalind.
»Er hält in der Bucht Wache«, antwortete Alexandre.
Er bediente Rosalind selbst, häufte Garnelen auf ihren Teller und einen dunkelorangefarbenen Brei, den er »Süßkartoffeln« nannte, sowie eine Auswahl von Gemüse und ein köstlich aussehendes Seezungenfilet. Die Seezunge war leicht und sehr gut gewürzt, abgerundet mit einem Spritzer Limonensaft. Doktor Gingras füllte Beatrices Teller und gab ihr nur von den milderen Speisen. Während Rosalind jeden Bissen der scharf gewürzten Garnelen genoss, war sie froh, dass Beatrices Beschützer deren empfindlichen Magen berücksichtigte.
Obwohl alle mit ihrem Essen und angeregten Unterhaltungen beschäftigt waren, beäugten viele der Männer und Frauen Rosalind immer wieder neugierig.
Rosalind beugte sich zu Beatrice und flüsterte ihr ins Ohr: »Sieh nur, wie sie uns anstarren! Man könnte meinen, sie hätten noch nie zuvor Engländer gesehen!«
Beatrice schüttelte den Kopf. »Nicht uns, Rosalind. Euch. Sie wollen alles über Euch wissen. Als ich bei Maman in der Küche war, hörte ich, wie sich ein paar von ihnen unterhielten.«
»Ach ja? Und woher wusstest du, was sie sagten?«
» Maman hat für mich übersetzt.« Beatrice lächelte. »Diejenigen, die Euch noch nicht gesehen hatten, wollten wissen, wie Ihr ausseht, wie Ihr Euch kleidet, sogar wie Ihr geht.«
»Und was hat man ihnen erzählt?«
Beatrice lächelte. »Nun, sie sind zunächst einmal erstaunt, dass Ihr Engländerin seid. Es verwunderte allerdings keinen, dass Ihr so wunderschön seid. Der Captain würde nicht einfach irgendeine Frau mit nach Hause bringen.«
Rosalinds Freude wurde leicht getrübt. »Ach, aber das bin ich doch. Ich bin nur die Frau, die er im Moment favorisiert.«
Beatrice biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Rosalind. So wie die Dienstmädchen sprachen, ist es höchst erstaunlich, dass er überhaupt eine Frau herbringt, noch dazu eine Engländerin.«
Rosalind legte ihre Gabel ab und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. Auf diese Weise gewann sie Zeit, bis ihre Stimme wieder fester war. »Warum, Beatrice? Wie kommst du darauf, dass sie das meinten?«
Beatrice knabberte an einem Stück frittierter Kochbanane. » Maman sagte, der Captain käme so selten hierher, dass jeder sich genau an die Besuche erinnert. Und er hat noch nie zuvor eine Frau mitgebracht.«
»Bist du dir da sicher? Hat jemand das so gesagt?«
»O ja. Maman war begeistert, Euch bei ihm zu sehen. Sie meint, der Captain grübelt zu viel. Es ist schlecht für einen Mann wie ihn, zu lange ohne eine Frau zu sein.« Als wäre ihr erst jetzt klar geworden, was Madame LeFèvre damit meinte, errötete Beatrice. »Ich … ich glaube nicht, dass sie es böse meinte, Rosalind.«
Rosalind tätschelte ihr die Hand. »Natürlich nicht, Beatrice. Madame LeFèvre ist sehr freundlich.«
Ja, die Köchin war die Güte in Person, was man von Adèle eindeutig nicht behaupten konnte. »Mon Capitaine« , sagte Rosalind. »Sagt mir, habt Ihr oft Gäste hier? Dies ist eine so wundervolle Feier, dass Eure Bediensteten eine Menge Übung haben müssen.«
Alexandre schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht, ma belle . Sie können von Glück sagen, wenn sie uns häufiger als zweimal im Jahr sehen. Wenn wir nach Hause kommen, ist es für sie alle wie ein Feiertag. Mehr Arbeit, zugegeben, aber auch mehr Fröhlichkeit.«
»Zweifellos.« Für manche jedoch mehr als für andere, wenn Rosalind nach den wehmütigen Blicken urteilte, die einige der Dienstmägde Alexandre zuwarfen. Ein merkwürdiger Impuls veranlasste Rosalind, noch eine Frage zu stellen. »Die Zofen, die Ihr mir zugeteilt habt, sind
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