Im Bann des Prinzen
berührte Tony sie so viel mehr als Nolan es je getan hatte?
Shannon zog die Decke noch enger um sich. Sie hatte nicht im Entferntesten ans Heiraten gedacht. Allein der Gedanke, sich noch einmal so vorbehaltlos einem Menschen auszuliefern, erschreckte sie zu Tode.
Was sollte sie also tun? Eigentlich blieb nur eins: Sie musste sich überlegen, ob sie das blieb, als was man sie bezeichnete – die Geliebte eines Prinzen.
Tony hörte … Stille.
Endlich hatte Shannon sich schlafen gelegt. Fast hätte er der Versuchung nachgegeben, wäre zu ihr gegangen und hätte dort weitergemacht, wo sie vorhin aufgehört hatten, bevor er die verdammte Decke gesehen hatte.
Dieser Ort machte ihn ganz verrückt, so verrückt, dass er sogar das Thema Ehe angesprochen hatte. Ihm kam es vor wie ein Ritt auf dem Surfbrett, jede Erinnerung wie eine Welle, die ihn im nächsten Moment aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Je schneller er die Angelegenheiten mit seinem Vater regelte, desto eher konnte er mit Shannon nach Galveston zurückkehren, auf vertrautes Terrain, wo seine Chancen, sich mit ihr zu versöhnen, sicherlich größer waren.
Sich von ihrem Bett fernzuhalten war definitiv eine kluge Entscheidung. Er ging den Flur entlang, fort von ihr und dieser Decke, die so viele Erinnerungen barg. Jetzt hieß es, sich auf das anstehende Treffen mit seinem Vater zu konzentrieren.
Tony nickte dem Sicherheitsposten vor Enriques Gemächern zu und betrat Räume, die mit ihren Brauntönen, dem Leder und Holz sehr maskulin wirkten.
Enrique wartete, in einen schweren blauen Morgenmantel gekleidet, in seinem Rollstuhl. Sorgen und Krankheit hatten sein Gesicht gezeichnet.
„Setz dich!“, befahl sein Vater und deutete auf einen Sessel.
Als Tony nicht sofort gehorchte, seufzte Enrique und murmelte etwas auf Spanisch vor sich hin. „Bitte, nimm Platz“, fuhr er in seiner Muttersprache fort. „Wir müssen reden, mi hijo .“
Das mussten sie, und Tony musste auch zugeben, dass er neugierig – und besorgt – über den Gesundheitszustand seines Vaters war. Er war zwar der Aufforderung seines Vaters, eher nach Hause zu kommen, nicht gefolgt, doch jetzt konnte er die Blässe seines Vaters nicht länger ignorieren. „Wie krank bist du wirklich?“ Tony blieb beim Spanisch, da er beide Sprachen fließend sprach. „Und bitte sag mir die Wahrheit.“
„Wärst du gleich, als ich dich darum gebeten habe, nach Hause gekommen, hättest du es schon früher erfahren.“
Sein Vater bat niemals um etwas. Der sture alte Mann wäre lieber allein gestorben, als zuzugeben, wie krank er wirklich war.
Natürlich war Antonio genauso stur gewesen, als es darum gegangen war, die Forderungen, sich auf der Insel einzufinden, zu ignorieren. „Jetzt bin ich hier.“
„Du und deine Brüder, ihr habt für reichlich Aufregung gesorgt.“ Diese Aussage beinhaltete ein Ich habe es euch doch schon immer gesagt .
„Hast du eine Ahnung, wo die undichte Stelle ist? Wie konnte diese Reporterin Duarte identifizieren?“ Sein Bruder war nicht gerade ein Mann, der sich häufig auf der gesellschaftlichen Bühne zeigte.
„Das weiß noch keiner, aber meine Leute untersuchen die Sache. Ich habe immer befürchtet, du würdest derjenige sein, der unsere Tarnung irgendwann aufdeckt“, meinte sein Vater. „Du warst schon immer der Impulsivste von allen. Doch du hast dich stets vorbildlich und überlegt benommen, und die, die dir nahestehen, beschützt. Gut gemacht.“
„Ich brauche deine Anerkennung nicht mehr, aber ich danke dir für deine Hilfe.“
Enrique nickte. „Natürlich ist mir bewusst, dass du meine Hilfe nur akzeptiert hast, weil es hier auch um Shannon Crawford geht. Ich würde mich übrigens freuen, wenn einer meiner Söhne verheiratet wäre, bevor ich sterbe.“
Tonys Magen verkrampfte sich. „Steht es so schlimm um dich?“ Einen Moment lang herrschte Schweigen, nur der rasselnde Atem seines Vaters wurde immer lauter. „Soll ich die Schwester rufen?“
Oder seine Assistentin? Tony war sich nicht sicher, was Alys Reyes de la Cortez hier tat, aber sie unterschied sich definitiv sehr von dem älteren Personal, das Enrique sonst umgab.
„Ich mag ja alt und krank sein, aber noch braucht man mich nicht wie ein Kind ins Bett zu stecken.“ Er hob das Kinn.
„Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten.“
„Natürlich nicht. Du bist hier, weil du meine Hilfe brauchst.“
Das würde sein Vater ihn wohl auch nicht vergessen lassen. Sie waren nie
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