Im Bann des Prinzen
zufügen.“
Tony zog Shannon an seine Brust. „Das war sehr großherzig von dir, vor allem, da der Mann es nicht verdient hatte.“
„Ich habe es nicht für ihn getan. Trotz allem war er auch der Vater meines Kindes.“ Sie schmiegte sich an Tony und hielt ihn fest umschlungen. „Kolby wird mit dem Wissen leben müssen, dass sein Dad ein Betrüger gewesen ist, aber ich will verdammt sein, wenn ich meinen Sohn wissen lasse, dass sein eigener Vater ihn töten wollte.“
„Du hast hart für deinen Sohn gekämpft.“ Er streichelte ihr den Rücken. „Du bist eine gute Mutter und eine starke Frau.“
Shannon weckte die Erinnerung an eine andere starke Frau. Seine Mutter hatte ihn in die selbst gestrickte Decke gewickelt, als sie San Rinaldo verlassen wollten, und ihm gesagt, sie wäre wie ein Schutzschild und würde verhindern, dass ihm etwas passierte. Sie hatte recht behalten. Wenn er doch nur seine Mutter auch hätte beschützen können.
Shannon löste sich von ihm und wischte sich die Tränen ab. „Zum Glück bin ich dann Vernon begegnet. Ich hatte alles verkauft, um Nolans Schulden zu bezahlen, sogar mein Klavier und die Oboe. Der erste Job als Kellnerin, den ich in Louisiana bekam, reichte nicht zum Überleben. Ich wusste kaum noch weiter, als Vernon mich eingestellt hat. Alle behandelten mich wie eine Aussätzige. Sogar Nolans Eltern wollten nichts mehr mit uns zu tun haben. Viele Leute glaubten, ich hätte gewusst, was er getan hatte. Sie glaubten, ich hätte Geld für mich beiseitegeschafft. Das Gerede und die Gerüchte waren die reinste Hölle.“
Als Tony klar wurde, was das alles bedeutete, war es wie eine kalte Dusche. Endlich hatte er eine Frau gefunden, der er genug vertraute, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.
Nur um zu erkennen, dass ein Ehemann wohl das Letzte war, was sie wollte.
Drei Stunden später saß Shannon zusammen mit Kolby auf dem Fußboden in ihrer Suite und ließ einen Holzzug über die Schienen fahren. Durch die offene Balkontür wehte eine leichte Meeresbrise herein, und immer wenn Shannons Blick hinaus zum weiten Horizont schweifte, genoss sie die unendliche Weite. Niemals wieder würde sie sich so einsperren lassen wie in ihrer Ehe.
Nachdem sie die Vergangenheit noch einmal für Tony heraufbeschworen hatte, hatte sie das Bedürfnis gehabt, ihren Sohn zu sehen. Tony hatte Verständnis gezeigt.
Die letzten vierundzwanzig Stunden waren in vielerlei Hinsicht unglaublich emotional gewesen. Tony hatte sie nicht nur unterstützt und zugehört, er war auch ein zärtlicher – romantischer und stürmischer – Liebhaber gewesen.
Sollte sie riskieren, die Beziehung zu ihm wieder aufzunehmen? War es möglich für sie, Teil eines normalen Paares zu sein?
Kolby riss sie aus ihren Gedanken, als er an ihrer Bluse zupfte und sie mit großen Augen ansah. „Ich hab Hunger.“
„Wie wär’s, wenn wir zwei mal in die Küche gehen und versuchen, dort etwas Leckeres für dich zu finden?“, meinte eine männliche Stimme. „Allerdings müssten wir natürlich erst schnell aufräumen.“
Shannon fuhr herum und sah Tony in der Balkontür stehen. Er lächelte sie an und fuhr fort: „In der Zeit könnte deine Mom vielleicht ein bisschen Klavier spielen. Im Ostflügel steht ein Steinway-Flügel. Alys kann ihr den Weg zeigen.“
Kolby schaute skeptisch zu ihr auf, doch als sie ihm aufmunternd zunickte, sagte er: „Okay“, und Tony kam herein.
Shannon freute sich, dass Tony bereit war, sich mit ihrem Sohn anzufreunden. Sein Angebot, das Klavier zu nutzen, war überaus einfühlsam. Musik war eine der wenigen Freuden gewesen, die die Einsamkeit in ihrer Ehe gelindert hatte.
„Vielen Dank für das Angebot. Ich nehme es gern an. Und danke, dass du dich um Kolby kümmerst.“
Er war ein Mann, der mehr sah, als nur ihre materiellen Bedürfnisse … ein Mann, den man wie einen Schatz hüten musste.
Sie hatte einen Kloß im Hals, als sie langsam das Zimmer verließ und noch einen Blick auf Tony und ihren Sohn warf. Antonio Medina, Prinz und Millionär, kniete mit Kolby auf dem Boden und räumte eine Holzeisenbahn ein.
Nachdem Alys ihr den Weg erklärt hatte, fand Shannon den Ostflügel und schließlich auch das Musikzimmer.
Wow, dachte sie, als sie die Instrumente sah. Magisch angezogen betrat Shannon das Zimmer und ging auf die goldene Harfe und den Steinway-Flügel zu. Ehrfurchtsvoll strich sie über die Elfenbeintasten, bevor sie eine Tonleiter spielte. Wunderbar.
Sie ließ sich auf
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