Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
sie es bei Arkani gesehen hatte und malte mit den Fingern Zeichen in den Sand. Die Zeichen hatten keine Bedeutung, aber sie verspürte einfach das Bedürfnis, es zu tun.
    Désirées Blick glitt über das grandiose Panorama, während sie ihre Finger durch den feinen, weichen Sand gleiten ließ. Nichts erinnerte an den eben überstandenen Sandsturm. Die Natur war mit sich allein. Die Elemente spielten miteinander. Der Mensch spielte dabei keine Rolle.
    Sie spürte seine Schritte mehr als sie sie hörte. Sie freute sich, dass er kam, gleichzeitig fürchtete sie sich vor seiner Nähe. Sie fühlte ihren gesamten Widerstand erlahmen. Die Schwäche war nicht nur körperlich.
    Arkani hockte sich neben Désirée. Sie roch seine Haut durch die weite Gandura. Sein Körper hatte die Hitze des Tages gespeichert. Außerhalb des kleinen Lagers senkte sich die Stille der Wüste über sie. Plötzlich fühlte Désirée sich einsam.
    »Du denkst an die Einsamkeit«, ließ sich Arkani unvermittelt vernehmen.
    Désirée zuckte zusammen und fühlte sich in ihren Gedanken ertappt. Woher wusste es Arkani? Der laue Wind strich über sie hinweg.
    »Ja, ich fühle mich einsam«, gestand sie. »Es ist, als wäre ich ein Baum, dessen Wurzeln nach und nach absterben.«
    »Und was ist mit deinen Sinnen?«, wollte er wissen.
    »Sie sind auf eine seltsame Weise gestärkt. Meine Augen, meine Ohren nehmen Dinge wahr, die ich bisher noch nie wahrgenommen habe. Manchmal fühle ich mich wie einer dieser Füchse mit den riesigen Ohren.«
    »Du meinst einen Fennek.« Er lachte. »Die Ohren würden dir auch gut stehen.«
    Sie senkte errötend den Blick und dachte an ihr geschwollenes, entstelltes Gesicht. »Würdest du mich dann auch noch schön finden?«
    »Ja, jede Frau ist schön.« Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie näher zu sich heran. »Willst du die Einsamkeit mit mir teilen?«
    »Ist das überhaupt möglich?«
    »Die Einsamkeit ist nichts weiter als die Größe der Welt. Und noch größer als die Welt ist der Himmel. Jetzt weicht die Wärme der Erde in den Himmel hinauf, und Kälte senkt sich herab. Die Kälte nimmt die Seele gefangen, und sie fühlt sich einsam.«
    »Dann braucht man nur ein bisschen Wärme, um nicht einsam zu sein«, erwiderte Désirée leise, die seinem Blick gefolgt war. Wieder streckte er die Hand nach ihr aus und umfasste mit seinen Fingern ihr Handgelenk. Désirée hatte das Gefühl, dass diese Geste etwas ganz Bestimmtes zu bedeuten hatte. Dann richtete er sich etwas auf, beugte sich zu ihr herab, während er leicht seinen Schleier nach unten verschob. In der Dämmerung konnte sie sein Gesicht nicht richtig erkennen, und sie bedauerte es. Sie hatte es erst einmal gesehen und würde es nie wieder vergessen. Er legte seine Hand unter ihren Kopf und drückte dann sacht seine Nasenlöcher gegen ihre. Er hauchte ihr seinen warmen Atem ein, der seinen Lungen entströmte. Dann sog er langsam ihren Atem ein, als sie ausatmete. Es war, als hauchte er ihr neues Leben ein. Warme Schauer durchfluteten sie.
    »Was tust du da?«, fragte sie ergriffen und lauschte dem eigenartigen Gefühl nach.
    Er lachte leise. »Ich gebe dir etwas von meinem Leben. Und nehme mir etwas von deinem.«
    Erstaunt hob sie den Blick zu ihm. Sein Gesicht war ganz nahe, und sie konnte seine schönen Augen betrachten. Sie glühten von einem inneren Feuer.
    Sie konnte nicht anders, als ihre Arme um seinen Hals zu schlingen. Unter dem blauen Stoff spürte sie die langen, festen Muskeln seines Rückens. Mit aller Macht kam ihr zu Bewusstsein, dass sich unter diesen wehenden blauen Gewändern der Körper eines Mannes befand. Nicht irgendein Körper, sondern einer, den sie mit aller Leidenschaft begehrte. Ihre eigene Weiblichkeit schrie es geradezu heraus. Allein der Gedanke an diesen Körper, den sie noch niemals gesehen, nur wenige Male unter ihren Händen gespürt hatte, brachte sie fast um den Verstand. Dieser Körper gehörte zu einem Mann. Arkani!
    Es war der unglaublichste Mann, dem sie jemals begegnet war. Er war wie das Mysterium der Wüste. Und er lag neben ihr im Sand, nein, fast schon auf ihr. Seine schönen, langgliedrigen Finger hielten ihren Kopf umfangen, vergruben sich in ihrem hellen Haar, das doch so klebrig und sandig geworden war. Seine Daumen strichen sacht über ihre Wangen. Ihre Haut spannte, der feine Staub darauf kratzte. Und doch war es ein köstliches Gefühl, da es von seinen Fingern hervorgerufen wurde.
    Sie wünschte sich

Weitere Kostenlose Bücher