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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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nichts sehnlicher, als dass Arkani sie küsste. Seine Daumen wanderten von den Wangen über ihr Kinn bis zu den Lippen, strichen sanft darüber. Es war fast wie ein Kuss. Fast. Ihre Lippen waren spröde und aufgeplatzt, wahrscheinlich pellte sich die trockene Haut und war von weißlicher Farbe. Ihr Ideal war immer dieser sanft geschwungene Mund in zartem Rosé, die Lippen feucht schimmernd und verführerisch wie eine sich im Morgentau öffnende Rosenknospe. Die Risse in den Lippen schmerzten. Wahrscheinlich würden sie bei der nächsten Gelegenheit bluten. Doch ihre Zunge besaß nicht mehr genügend Feuchtigkeit, um ihren Lippen etwas davon abzugeben. Es musste einfach ein schauderhafter Anblick sein.
    Sein Blick ruhte in ihren Augen, während seine Finger ihre Lippen liebkosten. Das strahlende Kornblumenblau ihrer Iris hatte sich verdunkelt. Rote Äderchen zogen sich über das Weiß ihres Augapfels, und die Lider waren dick und geschwollen. Jeder Lidschlag rieb die empfindlichen Augäpfel, doch keine Träne konnte den Schmerz lindern. Ihr Körper besaß zu wenig Feuchtigkeit. Die sonst langen, seidigen Wimpern, einen Ton dunkler als ihr Kopfhaar, klebten zusammen wie Spinnenbeine. Und auf ihrer sonnenverbrannten Nasenspitze kringelte sich die abschuppende Haut.
    Verlegen wandte sie den Kopf ab. »Bitte, schau mich nicht so an«, flüsterte sie. »Ich sehe schrecklich aus, und ich fühle mich auch so. Schmutzig.«
    »Du bist sehr schön«, erwiderte er. Désirée meinte, dass er ihr nur schmeicheln wollte.
    »Ich sehe nur anders aus als ihr«, gab sie fast unwillig zurück. »Du darfst dich dadurch nicht verwirren lassen.«
    »Was ist anders?«, wollte er wissen. Wieder fuhren seine Daumen sacht über ihre Lippen. Sie schwieg.
    » Imi «, sagte er, und sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht.
    »Was heißt das?«
    »Mund. Sprich es mir nach.«
    » Imi «, wiederholte sie.
    Seine Finger wanderten zu ihren Augen und strichen sacht über ihre Lider. » Tittaouin – Augen.«
    » Tittaouin .« Sie schloss die Lider und genoss das Gefühl seiner Berührung.
    Er streichelte ihre Wangen. » Oudem – Gesicht.«
    Sie hielt seine Hand fest, als sie über ihre Wange strich. » Afous – Hand. Du hast alles, was ich auch habe. Es gibt keinen Unterschied zwischen uns. Nur einen kleinen, aber sehr schönen. Ich bin ein Mann, du bist eine Frau.«
    Sie stöhnte auf und versteifte sich. »Das ist das Problem.«
    Er lachte leise. »Wir unterscheiden sehr genau, bei allen Dingen. Die weibliche Form erkennst du daran, dass diese Wörter in der Regel mit ›t‹ beginnen und auch mit ›t‹ enden.« Er rollte sich von ihr herunter. Désirée bedauerte es. Plötzlich fühlte sie sich einsam, obwohl er doch ganz in ihrer Nähe war. Unvermittelt schoss die Erkenntnis in ihren Kopf, dass sie ihn brauchte, ihn, seine Berührungen, seine Zärtlichkeit.
    Er lag auf dem Rücken und blickte hinauf in den samtschwarzen Himmel, an dem die Sterne wie unzählige Diamanten funkelten.
    » Ittij heißt Sonne, tallit der Mond«, hörte sie seine leise Stimme neben sich.
    Erstaunt hob sie den Kopf. »Sonne ist männlich, Mond ist weiblich, stimmt’s?«
    »Stimmt«, gab er zurück. »Die Sonne ist hart, kräftig, auch grausam. Der Mond ist sanft, weich, rund, wie eine Frau.« Er streckte seinen Arm zum Firmament aus. » Amanar ist der Orion, der große Führer, und talamat ...«
    »Lass mich raten.« Ihr Blick suchte den Himmel ab. Der Große Wagen! »Es ist der Große Wagen, nicht wahr? Aber wieso ist er weiblich?«
    »In unserer Sprache heißt er Kamelstute«, erwiderte er.
    »Dann heißt Frau ...«
    » Tamat . Der Mann heißt ales .«
    Sie lachte auf. »Eigentlich ist es gar nicht so schwer.« Sie tastete nach seiner Hand und fand sie im Sand neben seiner Gandura. Sie strich sacht darüber, dann hielt sie sie fest. Allerdings wagte sie nicht sein Handgelenk auf die Weise zu umspannen, wie er es getan hatte. Vielleicht würde er es missverstehen. So verschränkte sie ihre Finger mit seinen. Seine Handfläche war warm und trocken. Er hielt still.
    »Was heißt Liebe?«, wollte sie wissen.
    Er schwieg. Fast schon glaubte sie, dass er nicht darauf antworten wollte. » Tera «, antwortete er schließlich leise.
    »Es beginnt mit ›t‹, aber endet nicht darauf«, stellte sie fest.
    » Éoulla «, bestätigte er. »Das hast du richtig erkannt.«
    »Und? Ist Liebe nun weiblich?«
    Er richtete sich auf. Sie sah es an seinem dunklen Schatten und spürte,

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