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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Gestern und kein Morgen. Es gab immer nur das Jetzt. Der Wind verwischte die Spuren der Vergangenheit.
    Arkani beugte sich über sie. Er hielt einen der als Speere geschnitzten Stöcke in der Hand. »Wir werden jetzt auf Jagd gehen«, sagte er. »Du wirst einige Zeit allein bleiben. Halte das Feuer am Leben.«
    Er fragte sie nicht, ob sie sich fürchten würde. Sie wusste, dass sie Angst haben würde. Aber sie wusste auch, dass sie es ihm nicht zeigen durfte. So nickte sie nur stumm und blickte ihm hinterher, wie er gemeinsam mit Touhami zwischen den Felsen verschwand.
    Die Einsamkeit erfasste sie mit ihren eisernen Klauen. Wie Touhami in den Geisterbergen hockte sie sich zwischen die Kamele. Ihre warmen Körper gaben ihr Schutz und Sicherheit. Sie legte ihre Wange an das helle, weiche Fell und beobachtete den Lauf der Sonne. In der Sprache der blauen Ritter gab es so viele Wörter für die Tageszeiten. Sie unterschieden keine Jahre, nur die Jahreszeiten, sie kannten keine Stunden, aber die Zeiten des Tages. An den langen Abenden am Feuer hatte Arkani es ihr beigebracht, und sie hatte sich sehr gelehrig gezeigt.
    Vor Sonnenaufgang waren sie gegangen. Dinidj alwaq . Es war der Augenblick, in dem die Wüste den Atem anhielt. Dann brach die Sonne aus ihrer unterirdischen Welt hervor. Aghora .
    Die Kühle des Morgens legte sich über sie, die Dünen warfen lange Schatten. Adgalshet . Langsam wanderte die Sonne bis zum Zenit. Sie tankte Kraft, die sie auf die Erde schleuderte und die die Wüste erglühen ließ. Tarahout . Der Abstieg auf der Sonnenbahn begann nur allmählich. Noch einmal glühte das himmlische Feuer. Apathisch lag Désirée im Schatten einer zwischen zwei Kamelsatteln aufgespannten Decke. Tezzar . Dann begann die Sonne sich zu neigen, und die Schatten wurden wieder länger. Takast . Nur einmal hatte Désirée sich erhoben, war zum See gelaufen, um zu trinken und sich zu erfrischen. Jetzt sah sie niemand, der hätte bemerken können, dass sie ihre Beherrschung verlor. »Arkani, komm bitte wieder«, wimmerte sie und schlug mit der flachen Hand aufs Wasser, dass es in ihr Gesicht spritzte. Die Tropfen lagen auf ihren Wangen wie Tränen.
    Almaz . Die Dämmerung brach herein, die Geburt der Nacht kündigte sich an. Die Angst griff nach ihr mit eisernen Klauen. Sie rollte sich zusammen und machte sich ganz klein. Sie erwartete die Geister und Dschinnen, die sie mit in ihr Reich entführen würden. Lautlos bewegten sich ihre Lippen. »Vater unser, der du bist im Himmel ...«
    »Désirée!« Es war Arkanis Stimme, die sie aus der Erstarrung erlöste. Sie sprang auf. »Warum hast du noch kein Feuer entfacht?«
    Sie starrte auf die Jagdbeute, die Arkani lachend in den Sand warf. Es waren zwei Eidechsen, ein seltsames Tier, das wie ein Zwischending aus Ratte und Kaninchen aussah, und zwei Vögel. Sie hatten sie mit den hölzernen Speeren erlegt, die Touhami am Abend zuvor am Feuer geschnitzt hatte, während Arkani und Désirée zum See gegangen waren. Es reichte niemals für drei Menschen sechs Tage lang. Touhami legte einige knollenähnliche Wurzeln dazu.
    »Ich wusste nicht, wann ihr von der Jagd zurückkehrt«, sagte sie beklommen, dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Bei uns spricht man einen Glückwunsch zur erfolgreichen Jagd aus«, fügte sie hinzu.
    »Das tut man bei uns auch«, erwiderte er. Er schien bei guter Laune zu sein. Touhami entfachte das Feuer. Er tat, als bemerke er die Erleichterung auf Désirées Gesicht nicht, ebenso wie Arkani.
    Die Anspannung in Désirée machte tatsächlich einer seltsamen Geschäftigkeit Platz. Ihr war vollkommen klar, dass die Anstrengungen der beiden Männer umsonst waren. Den ganzen heißen Tag waren sie unterwegs gewesen, um mit dieser kargen Beute zurückzukommen. Und es standen noch sechs Reisetage vor ihnen.
    Sie verdrängte einfach den Gedanken daran. Der Tod liegt näher als das Lid dem Auge ...
    »Schau!« Sie zeigte auf einen kleinen schwarzen Vogel, der auf einer der Felsnadeln saß. Er war hübsch mit seinem weißen Kopfschmuck und seinen weißen Flügelspitzen. »Er hat mich heute schon einmal besucht.«
    »Wie oft?«, wollte Arkani wissen.
    »Ist das von Bedeutung? Ich weiß es nicht, ich glaube, zwei Mal.«
    »Dann wäre es jetzt das dritte Mal«, murmelte er. Er sprach so leise in seinen tugulmust hinein, dass Désirée ihn nicht richtig verstand.
    »Wie heißt er?«, fragte sie.
    »Mula-Mula«, erwiderte er.
    Touhami, der mit der Zubereitung des

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