Im Bann des Voodoo
Branche geht es hauptsächlich um das Geschäft, aber irgendwie hat uns Al Parker doch nahebringen wollen, dass ihm das Wichtigste die Kunst ist. Wie kann man nur mit diesem hohen Anspruch mit solch unangenehmen Zeitgenossen zusammenarbeiten?«
»Über Geschmack sollte man bekanntlich nicht streiten.« Bob streckte müde seine Beine so weit von sich, wie es der Platz im Wagen zuließ. »Offen gestanden stehe ich dem Produkt Wet Boys ziemlich gespalten gegenüber. In einem Punkt sind wir uns wohl ziemlich einig: Diese drei Typen – Hank, Billy und Jeffrey – sehen wie Fotomodelle aus einem billigen Versandhauskatalog aus. Muskulös, in trendigen Klamotten und mit Allerweltsgesichtern. Die könnten mit ihrem makellosen Aussehen auch Werbung für Kaffee, Versicherungen oder Reinigungsmittel machen. Meiner Meinung nach passen diese Kunstfiguren überhaupt nicht zu dem echten Hip-Hop-Sound, der seinen Ursprung in den ärmeren Stadtvierteln hat, den sogenannten Gettos. Auf der anderen Seite finde ich die Gesangs- und Rap-Einlagen der Wet Boys gar nicht mal so schlecht! Ich gehe sogar noch weiter und wage zu behaupten, derzeit keine bessere Hip-Hop-Band in den Vereinigten Staaten zu kennen.«
»Das macht mir die Jungs trotzdem nicht sympathischer.« Peter blieb stur und warf durch den Rückspiegel einen kurzen Blick nach hinten zu Justus. »Du hast dich mit deinen Kommentaren in puncto Wet Boys bisher ziemlich zurückgehalten, Just. Hat das eine spezielle Ursache oder ist sich der Chef der drei ??? nur noch nicht im Klaren darüber, ob er sich für Hip-Hop-Musik begeistern kann oder nicht?«
»Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht.« Justus starrte gedankenversunken aus dem Fenster in den nachtblauen Sternenhimmel. »Meine Überlegungen bewegen sich in eine ganz andere Richtung, und zwar zu Joan!«
Peter fuhr nun auf den Highway und trat auf das Gaspedal. »Verschon mich bitte mit dieser Giftspritze! Habt ihr gesehen, wie sie schnurstracks auf mich zugegangen ist, nachdem sie bemerkt hatte, dass wir ihre Unterhaltung belauscht haben? Ich glaube, am liebsten hätte sie mich erwürgt!«
»Genau das meine ich. Und damit komme ich zu einer Frage, die mich schon seit Stunden beschäftigt.« Justus rückte von hinten ein Stück näher zu Peter und Bob an die Vordersitze heran. »Joan stand der Hass ins Gesicht geschrieben. Reagiert so ein Mensch auf drei harmlose Praktikanten, die nur mal einem Gespräch ihrer Lieblingsband lauschen wollten?«
Bob drehte sich zu seinem Freund um. »Worauf willst du hinaus, Just?«
»Dass ich der Visagistin die fadenscheinige Erklärung mit den falschen Autogrammkarten nicht abkaufe. Sie wusste nicht, wie viel wir gehört haben, aber in dem Gespräch ging es eindeutig um Erpressung, das steht für mich fest. Jeffrey hat Al Parker gedroht, mit irgendeiner Sache auszupacken, wenn nicht umgehend einige Batzen auf den Tisch gepackt werden. Wir können wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass hierbei von Geld die Rede war. Da finde ich es geradezu lachhaft, uns weismachen zu wollen, dass es sich bei dieser Forderung um einen Batzen Autogrammkarten handeln soll.«
»Lachhaft schon«, erwiderte Bob. »Doch in gewisser Hinsicht auch genial! Innerhalb von Sekunden eine knallharte Erpressung in eine triviale Teenie-Story umzuwandeln, die trotz des vorangegangenen Wortlautes einen nachvollziehbaren Sinn ergibt, dazu gehören schon rasches Reaktionsvermögen und eine gewaltige Portion Einfallsreichtum.«
»Ich habe während Joans Erklärung auf Al und die Wet Boys geachtet«, fuhr der Erste Detektiv fort. »Die vier waren hochgradig verunsichert und der brisanten Situation ganz und gar nicht gewachsen. Mit unserem Lauschangriff haben wir in ein Wespennest gestochen, Kollegen. Und deshalb habe ich nach der fadenscheinigen Ausrede mit den Autogrammkarten auch nicht weitergebohrt. Die sollen ruhig glauben, dass wir uns mit der aufgetischten Lügengeschichte zufrieden geben. Die Wahrheit bringen wir früher oder später ans Tageslicht. Dessen bin ich mir ganz sicher.«
»Dann bist du also der Ansicht, dass die Wet Boys und ihre zickige Visagistin hinter den Voodoo-Anschlägen stecken, Just?«, fragte Peter.
Der Erste Detektiv ließ sich wieder in den Rücksitz fallen. »Die Sache mit den Voodoo-Puppen und der Erpressungsversuch stehen meines Erachtens nach in mehr oder weniger direktem Zusammenhang. Es sei denn, Al Parker hat noch mit
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