Im Bann des Voodoo
Praktikanten? Schämt euch!«
In diesem Moment kamen auch Al Parker und die Wet Boys aus dem Aufnahmeraum.
»Hör auf, Joan! Außer mir bedient hier keiner das Mischpult. Die Jungs sind voll in Ordnung.«
»Ach ja? Mich kann man nicht täuschen, Al!«, erwiderte Joan überzeugt. »Und schon gar nicht diese halbwüchsigen Praktikanten hier, denen der Begriff Diskretion ganz offenbar ein Fremdwort ist! In diesem Falle bist du zu gutgläubig. Die Jungs wissen jetzt, dass du zu geizig bist, die Wet Boys mit neuen Autogrammkarten zu versorgen.« Die Maskenbildnerin wandte sich wieder direkt an Justus, Peter und Bob. »Die Sache verhält sich so: Die fertig gedruckten Karten enthüllen ein streng gehütetes Geheimnis, das niemals an die Öffentlichkeit hätte kommen dürfen. Al hat diese Karten natürlich umgehend wieder eingezogen und fest versprochen, uns die neuen heute auszuhändigen. Der Karton steht schon im Aufnahmeraum, frisch aus der Druckerei. Aber Al wollte ihn erst auspacken, wenn wir mit der Fotosession durch sind. Das hat Jeffrey nicht gepasst – er will die Autogrammkarten jetzt haben und hat Al daraufhin gedroht, den Karton selbst auszupacken!« Joan ließ die drei Detektive nicht aus den Augen. »Jeffrey ist sauer und in gewisser Hinsicht kann ich ihn da auch verstehen. Die Fans reißen den Jungs die Autogrammkarten zu Dutzenden aus den Händen. Wir brauchen dringend Nachschub.«
»Was stimmte denn mit den alten Autogrammkarten nicht?«, fragte Bob geradeheraus.
»Das dürftet ihr eigentlich gar nicht wissen«, fuhr Joan den dritten Detektiv spitz an. »Ich rede ohnehin schon viel zu viel. Aber da ihr uns sowieso schon abgehört habt, ist es besser, ich erzähle euch die Wahrheit, bevor ihr aus unserem Streitgespräch irgendwelche falschen Schlüsse zieht und sie in eurer Schule verbreitet. Also hört zu. Die Wet Boys sind die einzige Hip-Hop-Gruppe in der Szene, deren Mitglieder – Billy, Jeffrey und Hank – allesamt blond sind. Auf den Fehldrucken der Autogrammkarten allerdings ist Jeffreys dunkler Haaransatz ganz deutlich zu erkennen. Wenn es bei den Fans die Runde macht, dass Jeffreys Haare in Wirklichkeit nicht naturblond sind, obwohl er es in zahlreichen Musiksendungen und Teenie-Magazinen behauptet hat, steht er augenblicklich als Lügner da. Das wäre ein großer Schock für seine weiblichen Fans. Darüber, und das müsst ihr mir versprechen, müsst ihr absolutes Stillschweigen bewahren.« Joan sah die drei Detektive scharf an. »Haben wir uns da verstanden?«
Für einige Sekunden herrschte Stille. Joan machte auf dem Absatz kehrt und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, mit schnellen Schritten in den Aufnahmeraum zurück. Die Wet Boys folgten ihr. Al Parker blieb vor den drei ??? stehen und strich sich mit der Hand verlegen durch seinen Dreitagebart. »Ich denke, wir sprechen später in Ruhe über diese Angelegenheit«, sagte er leise und ging dann zu den Wet Boys und der Visagistin ins Studio.
Durch die offene Tür konnten Justus, Peter und Bob Al Parkers Anweisungen und den Auslöser seines Fotoapparates hören, während sie das Geschehen durch die große Glasscheibe beobachteten. Das Hip-Hop-Trio warf sich in allerlei Stellungen in Pose, in denen sie der Produzent in rascher Folge und mit professionellem Können ablichtete, während die Visagistin alle paar Minuten mit ihrem Puderpinsel dazwischenfunkte, hier und da an den Klamotten zupfte und die Wet Boys ins rechte Licht rückte.
Die ganze Prozedur zog sich unerwartet in die Länge und am späten Abend war ein Ende der Fotosession noch immer nicht in Sicht. Die anfängliche Spannung unter den Beteiligten hatte sich etwas gelöst; zwischenzeitlich wurde sogar einige Male gelacht. Als die Wanduhr im Studio schließlich zehn Uhr schlug und Al Parker immer noch fotografierte, beschlossen die drei ???, sich zu verabschieden.
Die Stimmung im alten MG, den der Zweite Detektiv kurze Zeit später durch die sternenklare Nacht von Thousand Oakes in Richtung Rocky Beach lenkte, war nicht sehr berauschend. Bob gähnte, während Justus unentwegt an seiner Unterlippe zupfte und Peter sich, stur geradeaus schauend, seinem Ärger hingab.
»Diese Wet Boys und ihre Puderquasten-Tussi sind das arroganteste Pack, das ich jemals kennengelernt habe«, schimpfte er. »Bei allem Respekt Al Parker gegenüber: Aber ich begreife nicht, wie sich ein halbwegs vernünftiger Mensch wie er freiwillig mit so einer Ekelbande abgeben kann. Ich weiß, in dieser
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