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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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vermisst. Geht es dir ... gut?«
    Er lächelte. »Es gibt nur eines, was mich noch glücklicher machen würde.«
    »Was ist das?«
    »Ein Guten— Morgen- Kuss von meinem Lieblingsmädchen.«
    Savannah lief lachend zum Bett, und Jack drückte ihren schmalen Körper an sich und zog sie auf seinen Schoß. Zu viert saßen sie aneinander geschmiegt und glücklich mitten auf dem großen Bett und lachten und plauderten in der Gewissheit, nichts könnte sich wieder zum Schlechten wenden.
     
    Tess trat hinaus auf die Veranda, um alle zum Lunch zu rufen.
    Auf das Bild hin, das sich ihr draußen bot, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Lächelnd lehnte sie sich ans Geländer. Der weiße Pfosten neben ihr war umrankt von Kletterrosen, deren kleine rosa Blüten sich eben öffneten. Ihr Duft, der mit Brotgeruch aus dem Backofen und frischer Seeluft vermengt war, erinnerte Tess daran, dass sie daheim war.
    »Mama werden die Rosen gefallen, nicht wahr, Daddy?«
    »Ganz sicher, Katie.«
    Tess umfasste ihre neue Familie mit einem liebevollen Blick. Stolz ließ ihr Herz schwellen. Jack hockte unter der Eiche und grub ein Blumenbeet um. Neben ihm lag Caleb strampelnd auf einer großen Decke.
    Savannah und Katie hockten beidseits des Weges und pflanzten Rosen.
    Tess hob den Arm und ließ die Essensglocke erklingen. Das metallische Geräusch schwang durch die Luft. »Kommt jetzt, Zeit zum Essen.«
    Jack sah lächelnd auf. »Gott sei Dank.« Er winkte ihr zu. »Komm her.«
    Katie sprang auf. »Sieh mal, was wir gemacht haben.«
    Tess lächelte glücklich und lief die Stufen hinunter. »Einmalig. Es gefällt mir riesig.«
    »Komm her«, sagte Jack und richtete sich auf. »Ich habe etwas für dich.«
    Tess blieb vor ihm stehen. »Was ist es?«
    »Mach die Augen zu.«
    »Also gut.«
    Etwas Luftiges und fast Schwereloses senkte sich auf ihren Kopf.
    »Ach, Mist«, schimpfte er. »Rühr dich nicht.«
    Tess unterdrückte ein Auflachen.
    »Jetzt kannst du die Augen aufmachen.«
    Tess sah blinzelnd zu ihm auf. »Was ist es?«
    »Eine Löwenzahnkrone. Selbst gemacht.«
    Tess, die sich fühlte, als hätte man ihr Kronjuwelen überreicht, lächelte ihn an.
    Jack beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss.
    »Sieh mal, Daddy!«, rief Katie aus. »Mrs. Hannah kommt gelaufen!«
    Jack drehte sich um und sah Minerva querfeldein über die Weide laufen. Ein eiskaltes Gefühl böser Vorahnung lief ihm über den Rücken. Schwer atmend erstarrte er und ballte die Hände zu Fäusten. Es musste etwas passiert sein.
    Als Minerva Hannah bei ihnen ankam, war sie bleich und außer Atem. »Gott ... sei ... Dank ... dass ... ihr da seid«, keuchte sie und hielt sich die Seite.
    »Was ist?«, fragte Jack.
    »Henry und Seiina Dwyer wurden ermordet. Heute Morgen fanden die Terrells ihre Leichen. Es sieht aus, als wären sie schon seit gestern tot.«
    Gestern. Das Wort traf Jack wie ein Schlag. Entsetzen durchströmte seinen Körper wie ein eiskalter Strom.
    Gestern. Genau zu der Zeit, als er in einem Blackout über die Insel gelaufen war.
    Die Übelkeit wurde stärker, ging in glühendes, schmerzhaftes Entsetzen über. Wo war er gewesen? Wo zum Teufel war er gewesen? Und was in Gottes Namen hatte er getan?
    »Ich muss weiter«, stieß Minerva hervor. »Im Schulhaus findet eine Versammlung statt. Dort soll die Sache besprochen werden. Ich dachte mir, ihr werdet hingehen wollen.«
    Tess umarmte sie. »Ich verstehe. Wir sehen uns später.«
    Tränen schimmerten in Minervas Augen, als sie nickte. »Danke.« Dann drehte sie sich um und lief zurück zu ihrer Farm.
    Ein Moment betäubter Stille trat ein, dann sagte Tess seinen Namen. Er hörte die stille Furcht aus ihrem Ton heraus und fühlte einen Stich des Bedauerns, so stark und scharf, dass er vor Schmerz fast aufschrie. Die Hoffnung, die er nur Augenblicke zuvor empfunden hatte, zersprang wie Glas und hinterließ Tausende klarer, unsichtbarer Scherben zu seinen Füßen.
    Er wusste, dass er die Leute getötet hatte. Er war ganz sicher. Es war Ekel erregend und zutiefst beschämend. Zwar wusste er ebenso, dass er ihnen nichts hatte antun wollen, es aber irgendwie doch getan hatte. Doch für die Dwyers, die nun tot und so gut wie begraben waren, waren seine Absichten und seine Krankheit ohne jede Bedeutung.
    Die Erinnerung an jene Nacht schlug in einer kalten Woge über ihm zusammen. Die ungewöhnliche Blutmenge auf seiner Arbeitshose ... war er wirklich so naiv zu glauben, sie stammten von seiner aufgeschürften

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