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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Hügel hatte wiedererwecken wollen.
    »Der Augenblick ist endlich gekommen«, flüsterte er vor sich hin und hielt einen vorbeieilenden Diener an.
    »Sag mir - wo wird das Mädchen festgehalten?«
    »In Gutherans Gemach, Herr.«
    Veerkad ließ den Mann los und tastete sich durch die düsteren Korridore und gewundene Treppen hinauf, bis er das gesuchte Zimmer erreichte. Hier zog er einen Schlüssel aus der Tasche, einen von vielen, die er ohne Gutherans Wissen angefertigt hatte, und öffnete die Tür.
    Zarozinia sah den Blinden eintreten, konnte aber nichts tun. Sie war mit ihrem eigenen Kleid geknebelt und gefesselt worden und fühlte sich nach Hurds Schlag noch immer wie betäubt. Man hatte ihr Elrics Schicksal verkündet, doch Mondmatt war dem Verderben bisher entronnen; die Wächter machten in den stinkenden Korridoren Orgs Jagd auf ihn.
    »Ich bin gekommen, um dich zu deinem Gefährten zu bringen, meine Dame«, sagte der blinde Veerkad lächelnd, packte sie grob mit Kräften, die der Wahnsinn ihm verlieh, hob sie hoch und tastete sich zur Tür. Er kannte die Gänge Orgs sehr gut, denn er war hier geboren und aufgewachsen.
    Doch vor Gutherans Gemach standen zwei Männer im Korridor. Einer von den beiden war Hurd, Prinz von Org, dem es nicht gefiel, daß sein Vater das Mädchen für sich beanspruchte, wollte er sie doch selbst besitzen. Er sah Veerkad, der das Mädchen forttrug, und verharrte stumm, während sein Onkel ihn passierte.
    Der andere Mann war Mondmatt, der das Ereignis aus den Schatten beobachtete, die ihn vor den suchenden Wächtern schützten. Als Hurd Veerkad zu folgen begann, schlich Mondmatt dem Orger nach.
    Veerkad verließ die Zitadelle durch eine kleine Nebentür und trug seine lebendige Last auf den hochaufragenden Begräbnishügel zu.
    Rings um den Fluß der mächtigen Erhebung schwärmten die leprösweißen Ghuls, die die Anwesenheit Elric spürten, das Opfer, das ihnen die Orger darboten.
    Endlich begriff Elric, was hier vor sich ging.
    Es waren Wesen, die die Orgs mehr fürchteten als die Götter. Es waren die lebendigtoten Vorfahren jener Wesen, die zur gleichen Zeit im Großen Saal feierten. Vielleicht bildeten sie tatsächlich das Verdammte Volk. War dies der ihnen vorbezeichnete Weg? Nie zur Ruhe zu kommen? Niemals sterben zu dürfen? Einfach zu geistlosen Ghuls zu verkümmern? Elric erschauderte.
    Die Verzweiflung führte dazu, daß er sich auf sein Gedächtnis besann. Er schickte einen gepeinigten Klageruf zum düsteren Himmel und zur pulsierenden Erde.
    »Arioch! Vernichte die Steine. Rette deinen Diener! Arioch - Herr - hilf mir!«
    Es reichte nicht. Die Ghuls versammelten sich, huschten geifernd den Hang herauf und näherten sich dabei dem hilflosen Albino immer mehr.
    »Arioch! Dies sind die Wesen, die dein Ansehen mißachten würden! Hilf mir, sie zu vernichten!«
    Die Erde bebte, und der Himmel bezog sich; Wolken verhüllten den Mond, nicht aber die bleichen, blutlosen Ghuls, die ihn nun beinahe erreicht hatten.
    Im nächsten Augenblick bildete sich ein Feuerball über Elric, und der ganze Himmel schien darum zu beben und zu schwanken. Mit brausendem Krachen zuckten zwei Blitzstrahlen herab, zerschmetterten die Steine und befreiten Elric.
    Er stand auf in dem Bewußtsein, daß Arioch seinen Preis fordern würde; doch schon waren die ersten Ghuls bei ihm.
    Er zog sich nicht zurück, sondern sprang voller Zorn und Verzweiflung mitten zwischen sie und hieb wütend mit den freien Kettenenden um sich. Die Ghuls wichen zurück; sie flohen geifernd vor Angst und Zorn den Hügel hinab und in das Grabmal.
    Elric sah nun, daß unter ihm eine große Öffnung im Grabhügel klaffte; schwarz in der Schwärze. Schwer atmend stellte er fest, daß man ihm seinen Gürtelbeutel gelassen hatte. Er zog ein Stück dünnen Golddraht heraus und machte sich mit raschen Bewegungen an den Schlössern der Armreifen zu schaffen.
    Veerkad lachte leise vor sich hin, und als Zarozinia dies hörte, verlor sie vor Entsetzen beinahe den Verstand. Immer wieder girrte er ihr die Worte ins Ohr: »Wann wird der dritte sich erheben? -Nur wenn ein anderer läßt sein Leben. Und fließt erst des anderen rotes Blut, macht uns der Toten Schritte Mut... Und du und ich, wir werden ihn wiederauferstehen lassen, und solche Rache wird er über meinen verfluchten Bruder bringen. Dein Blut, meine Liebe, wird ihn befreien.« Er spürte, daß die Ghuls fort waren, und nahm an, sie seien durch ihre Mahlzeit zufriedengestellt.

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