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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Euren Vater in Rage versetzt haben.“
    „Oh, und wie. “ Kurz lachte er auf. „Schließlich hat er mich nicht deshalb unterrichten und ausbilden lassen, damit ich mich dann für des Königs Gier auf dem Schlachtfeld abstechen lasse“, sagte er trocken und zitierte damit wohl seinen Vater. Dann schüttelte er den Kopf. „Als ich erstmals wieder nach Hause kam, hat er meine Ehe mit Nerissa in die Wege geleitet. Er wollte mich verheiraten, damit ich einen Erben zeuge, bevor ich falle.“
    „Aber das war nicht der einzige Grund?“, riet Helen. Etwas an seinem Tonfall ließ darauf schließen.
    „Richtig. Die Wahrheit ist, dass er Nerissas Mitgift wollte. Sie war noch so jung ... kaum zwölf, viel zu unreif für die Ehe. Aber unsere Besitzung brauchte Geld. Deshalb hat Vater auf die Hochzeit gedrängt.“
    „Und Nerissas Vater?“, fragte Helen neugierig.
    Hethe lachte bitter. „Dem wiederum war an dem Titel gelegen. Die Familie war eine wohlhabende Kaufmannssippe, aber nicht von Stand. Sie wollten zum Adel gehören.“
    „Also wurde die Ehe geschlossen.“
    „Aye. “ Er seufzte, schlug kurz die Augen auf und starrte zum Betthimmel hoch. „Ich habe versucht, alle davon zu überzeugen, mit der Heirat noch mindestens ein Jahr zu warten, doch davon wollte niemand etwas wissen.“ Er schwieg eine Weile, vermutlich in Erinnerungen versunken. Helen erkannte Wut und Verzweiflung in seiner Miene. Reue. „Nerissa starb neun Monate später im Kindbett. Ihr Todeskampf hat drei Tage gedauert.“ Abermals verstummte er, und flüchtig verzerrte Qual seine Züge. „Manchmal höre ich sie noch immer schreien.“
    Helen sah, wie diese Erinnerung an ihm nagte, ehe er jäh zu ihr aufblickte. „Allmächtiger, das habe ich ganz vergessen! Ich war zu abgelenkt - zunächst durch das Bemühen, unsere Ehe zu besiegeln, und dann durch den Vollzug selbst. Dadurch habe ich vollkommen verabsäumt, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.“
    „Vorsichtsmaßnahmen?“, fragte sie, sowohl verstört als auch verängstigt, weil ihn die Sache offenkundig bestürzte.
    „Ich hätte mich vor dem Höhepunkt zurückziehen sollen oder ... “ Er blickte bekümmert drein. „Wenn Ihr nun wegen mir ein Kind bekommt... “
    „Ich bin nicht Nerissa, Mylord“, unterbrach Helen ihn rasch. Ihr wurde ganz warm ums Herz, weil er so besorgt um sie war. „Ich bin kein junges Mädchen mehr, und ich werde nicht im Kindbett sterben“, versicherte sie ihm, auch wenn sie das kaum mit Gewissheit sagen konnte. Immerhin war ihre Mutter bei der Geburt des zweiten Kindes gestorben, aber Helen würde nicht zulassen, dass Hethe in Angst lebte, weil etwas Derartiges passieren mochte.
    Sie entschied, das Gespräch auf den eigentlichen Gegenstand zurückzubringen. Der schien ihr ungefährlicher zu sein. „Nach Nerissas Tod habt Ihr Holden also wieder gemieden?“
    „Aye, und zugleich habe ich meine Burg und die Menschen darauf vernachlässigt... auf Kosten Letzterer.“
    Zögernd berührte sie seine Hand. Er klang so schuldbewusst, dass es ihr schier das Herz zerriss. Sie wollte ihn trösten, fand jedoch keine Worte. Und im Grunde ihres Herzens gab sie ihm womöglich ebenfalls die Schuld - oder wenigstens eine Mitschuld. Die Stellung des Burgherrn - oder auch der Burgherrin - brachte sehr viel Verantwortung mit sich. Letzten Endes lag das Leben aller Menschen einer Besitzung in den Händen von Lord oder Lady. Hethe hatte seine Untergebenen im Stich gelassen, indem er dem Falschen vertraut hatte, und von dieser Schuld war er in der Tat nicht freizusprechen.
    Sie beide schwiegen eine Weile, ehe Hethe ungeduldig mit den Schultern zuckte.
    „Vater ist einige Jahre darauf verschieden. Sein Kastellan hat das Amt weiterhin versehen, bevor er ein paar Monate vor Eurem Vater gestorben ist. Ich habe ihn durch Stephen ersetzt in dem Glauben, ihm vertrauen zu können.“ Ein bitterer Zug legte sich um seinen Mund, und er betrachtete seine Hand, die Helen nach wie vor hielt. Er umschloss Helens Finger und hielt sie fest. „Ich habe mich in ihm getäuscht, und ich werde nicht zulassen, dass dies noch einmal geschieht.“
    Es hörte sich fast wie ein Schwur an. Helen wollte etwas erwidern, wenngleich sie nicht sicher war, was sie eigentlich sagen wollte. Als es klopfte, schloss sie den Mund allerdings wieder. „Herein!“, rief Hethe, und die Tür schwang auf.
    Sir William trat ein, und er war nicht allein. Er hatte einen kleinen Jungen beim Schlafittchen gepackt und schob ihn vor

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