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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Wissens das erste Mal, dass er sie mit ihrem Taufnamen ansprach. Und das gefiel ihr, ebenso wie das Lodern in seinen Augen, das ihr Schauer über den Rücken sandte.
    „Wünscht Ihr, dass diese Ehe bestehen bleibt?“
    „Aye“, hauchte sie in dem Bewusstsein, dass ihre Antwort die Ehe machtvoller besiegelte, als es die vor dem Priester gesprochenen Worte getan hatten. Sie konnte nur hoffen, dass es die richtige Antwort war.

16. Kapitel
    Helen saß in einem Sessel vor dem Feuer in der Großen Halle und nähte einen kleinen Riss in dem Kleid, das sie auf der Reise nach Holden getragen hatte. Es war ein altes Kleid, ausgebleicht und ein wenig fadenscheinig. Vielleicht war der Riss auch schon dagewesen, als sie es angelegt hatte, aber sie hatte es neulich nicht riskieren wollen, mit ihrem Gestank eines der neueren Gewänder zu ruinieren. Nun jedoch war es das einzige Kleid, das sie zum Wechseln hatte. Ducky hatte nur ein Gewand in das Bündel gepackt, das sie Helen in den Hof hinuntergebracht hatte - dank Templetun, dachte Helen gereizt, ohne jedoch aufrichtig wütend zu sein. Vermutlich hatte der königliche Gesandte nicht geahnt, dass sie Tiernay so lange fern sein würde. Gewiss hatte er angenommen, dass Hethe in den Krieg zurückkehren und Helen im Nu wieder zu Hause sein werde. Das allerdings war nicht der Fall, denn sie war nun Lady Holden.
    Bei diesem Gedanken kam ihr Hethe in den Sinn, und sie blickte zur Treppe, die nach oben führte. Ihr Gemahl war eingeschlummert, kaum dass sie eingewilligt hatte, diese Ehe bestehen zu lassen. Er schlief tief und fest, schnarchte dabei und gab schnüffelnde Laute von sich. Dann und wann hörte er auf zu schnarchen, um im Schlummer vor sich hin zu murmeln. Hinreißend sah er aus, hatte Helen befunden, während sie sein Gesicht betrachtet hatte, das im Schlaf so liebreizend unschuldig wirkte. Nach einer Weile war sie des Herumsitzens überdrüssig geworden und hatte sich nach unten begeben, um sich ihrer Flickarbeit zu widmen und über ihre veränderte Lage nachzusinnen. Nun saß sie also, in Gedanken vertieft, in der Großen Halle, als das Portal aufschwang und ein erschöpfter Sir William hereinkam.
    Er strebte auf die Treppe zu. Als Helen nach ihm rief, blieb er stehen, wandte sich um und kam auf sie zu.
    „Kein Glück gehabt?“, erkundigte sie sich neugierig, als er vor ihr stand.
    „Nay. Ist er wach?“
    Helen schüttelte den Kopf. „Mary sagte, dass er noch eine Weile schlafen werde.“
    Er nickte und betrachtete den Sessel ihr gegenüber. Nach kurzem Zögern ließ er sich seufzend darauf nieder.
    „Es muss Euch sehr bekümmern“, sagte Helen.
    „Was?“
    „Stephens Gebaren. Hethe jedenfalls macht es arg zu schaffen.“
    „Aye.“ William nickte abermals und starrte in die Flammen. Helen hatte eine der Mägde gebeten, Feuer zu machen, weil es kühl geworden war. Das Unwetter, das sie heute Morgen bereits gespürt hatte, war noch nicht losgebrochen, doch die Luft war schwer vom dräuenden Regen. „Wir stehen uns sehr nahe“, fuhr er fort. „Oder zumindest taten wir das. Stephen hat sich in den letzten fünf Jahren wohl verändert; vielleicht, weil wir ihn ständig hier zurückgelassen haben.“
    „Schon seltsam ...“
    „Hm?“ William musterte sie eingehend, als sie zauderte.
    Leicht beschämt zuckte sie mit den Schultern. „Als wir hier angekommen sind und Stephen aus dem Wohnturm trat, habe ich ihn zunächst für Hethe gehalten. Heute habe ich Euch mit Hethe verwechselt, als Ihr über den Burghof geschritten seid. Zwar habe ich Euch nur vom Fenster des Schlafgemachs aus gesehen, aber ihr drei seid allesamt von derselben Statur. Und Ihr habt sogar die gleiche Haarfarbe wie Hethe, während Stephen rothaarig ist. Ihr drei könntet beinahe verwandt sein.“
    „Das sind wir auch.“
    Ruckartig schaute Helen auf und sah noch, wie sich kurz Schreck in seiner Miene spiegelte. Diese Wahrheit hatte er offenbar nicht preisgeben wollen.
    „Ich meine ..."
    „Nay“, unterbrach sie ihn, wohl wissend, dass er sich herausreden wollte. „Erzählt es mir.“
    Er schwieg zunächst, ehe er seufzte. „Wir sind Halbbrüder. Wir haben denselben Vater, jedoch unterschiedliche Mütter. Stephens Mutter war eine Dorfdirne; meine war die Tochter des Schmieds.“
    „Verstehe“, murmelte Helen. „Und ihr wurdet gemeinsam hier auf der Burg erzogen?“ Das lag nahe. Immerhin wusste sie bereits, dass die drei zusammen auf Holden zum Ritter ausgebildet worden waren.
    „Oh,

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