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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sich her in die Kammer. Das Kind konnte nicht älter als fünf oder sechs sein, erkannte Helen ebenso besorgt wie neugierig.
    Stirnrunzelnd blickte Hethe von dem sichtlich verängstigten Jungen zu William. „Was soll das?“
    „Dieser Bengel ist schuld daran, dass das Pferd durchgegangen ist“, erklärte William grimmig. „Der kleine Charles hier hat, scheint’s, Spaß daran, mit Steinen zu werfen. Er hat das Tier an der Flanke getroffen, und daraufhin ist es losgestürmt.“ Der Ritter schüttelte den Dreikäsehoch. „Mach’s Maui auf, Bursche!“
    „Aye, M’lord. Tut mir leid, M’lord“, stieß der Junge aus. Er schien kaum Luft zu bekommen. „Ich wollte das Pferd nicht treffen, M’lord. Aber ich kann nicht gut zielen.“
    Helen betrachtete den Knirps und schloss ihn sogleich ins Herz. Er war blass und bebte, und ihm zitterte das Stimmchen. Sie meinte sich vage zu erinnern, ihn unter den Umstehenden im Hof gesehen zu haben, als sie vorhin zu Hethe geeilt war. Auch da hatte er bereits bleich und erschrocken gewirkt. Absichtlich hatte er die Katastrophe gewiss nicht herbeigeführt.
    „Lass ihn los, William“, beschied Hethe nach längerem Schweigen, und Helen entspannte sich unwillkürlich.
    „Aber ...“
    „Jetzt lass ihn schon gehen. Ich denke, er hat seine Lektion gelernt und wird künftig nicht mehr mit Steinen werfen. Nie wieder. Nicht wahr, Bürschchen?“, fragte er mit Nachdruck.
    Der Kleine riss die Augen auf ob des drohenden Tonfalls und schüttelte hastig den Kopf.
    „Siehst du?“ Hethe grinste William an. „Nun lass ihn los.“ William zögerte und musterte den Jungen finster, gab ihn schließlich aber frei. Da der kleine Charles offenbar nicht auf den Kopf gefallen war, huschte er sogleich durch die Tür und gab Fersengeld. Verstimmt sah William ihm nach. „Du hast ihn zu leicht davonkommen lassen, Hethe. Das tust du immer. Immerhin hättest du tot sein können ... und alles nur wegen der Dämlichkeit dieses Lausejungen.“
    „Bin ich aber nicht“, erwiderte Hethe leise.
    „Nay.“ William ließ die Schultern sinken.
    „Ich wollte eigentlich nach Stephen suchen, was mir nun wohl verwehrt ist“, erklärte Hethe. „Kümmerst du dich um die Angelegenheit?“
    „Aye, selbstverständlich.“
    „Gut. Wenn du ihn auftreibst, bring ihn zu mir. Wenn nicht...“ „Ich lasse dich wissen, wie meine Suche ausgeht“, versicherte William ihm und verließ das Gemach.
    Sobald er durch die Tür war, lächelte Helen ihren Gemahl dankbar an und drückte ihm die Hand, mit der er noch immer die ihre hielt. „Habt Dank, Mylord.“
    Er schaute sie an, offenbar überrascht, Erleichterung und Freude in ihrer Miene zu sehen. „Wofür?“
    „Dafür, dass Ihr diesen Jungen nicht habt bestrafen lassen.“ „Ich kann einen Jungen schlecht dafür bestrafen, dass er nicht zielen kann. Er hat ja nur gespielt.“ Seine Augen wurden schmal. „Habt Ihr mir ernsthaft ein solch widerwärtiges Verhalten zugetraut? Glaubt Ihr nach wie vor, ich sei derjenige gewesen, der die harten Strafen verhängt hätte?“
    „Nay“, entgegnete sie und erkannte sofort, dass die Entgegnung zu hastig gekommen war. Sie wurde rot und seufzte. „Ich ... war mir nicht sicher.“
    Kurz schien er mit sich zu ringen. „Und seid Ihr Euch jetzt sicher?“
    Helen überdachte die Frage eingehend und nickte. „Aye. “ „Dann habt Ihr nicht länger etwas gegen diese Ehe einzuwenden?“
    Womit wir wieder bei diesem Thema wären, dachte sie und ging in sich, um zu ergründen, was sie empfand. Vermählt mit Hethe, auf immer und ewig - oder zumindest bis der Tod sie scheiden würde ... Sie versuchte, sich die Zukunft auszumalen, schaffte es jedoch nur, die Beziehung heraufzubeschwören, die sie bislang geführt hatten. Beispielsweise erinnerte sie sich an seine entsetzte Miene am Tag ihres gemeinsamen Ausflugs, als sie ihm ein Kleinkind nach dem anderen in den Arm gedrückt hatte. Aye , er hatte wie versteinert dagestanden und nicht gewusst, was er mit den Kindern anfangen sollte. Aber er hatte sie auch nicht zurückgereicht oder verärgert fallen gelassen. Oder jene Bootsfahrt auf dem Fluss. Seit seiner Kindheit hatte er Angst vor Gewässern, doch er hatte den Mut aufgebracht, sich dieser Angst zu stellen - und wenn auch nur, um vor Helen keine Schwäche zu zeigen. Und dann seine Küsse. Die bloße Erinnerung an seine Zärtlichkeiten genügte, um ihren Leib erwachen zu lassen.
    „Helen?“
    Erschrocken schaute sie auf. Es war ihres

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