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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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vorangegangenen üblen Scherze revanchiert hatte.
    „Aye“, räumte sie ein und lächelte strahlend. „Mir geht es sehr gut.“
    „Na los, erzähl schon.“ Gespannt sah Tante Nell sie aus großen Augen an. „Dann nehme ich an“, fuhr sie so leise fort, dass nur Helen und Ducky es hörten, „dass eine Annullierung der Ehe immer noch im Rahmen des Möglichen liegt?“
    „Oh, keineswegs.“ Helen wurde tiefrot.
    Ihre Tante musterte sie eindringlich.
    „Keineswegs?“, stießen sie und Ducky zeitgleich aus.
    Helen verzog das Gesicht. „Ich muss euch einiges erklären, aber ..." Besorgt schaute sie sich nach ihrem Gemahl um, der auf die Treppe zuhumpelte. William schritt neben ihm her.
    „Was ist geschehen? Habt Ihr ihm das angetan?“
    „Ducky!“ Helen keuchte, entsetzt darüber, dass ihre Kammerfrau so etwas auch nur denken konnte. Dann allerdings erinnerte sie sich an ihre vergangenen Schandtaten ... „Nay, selbstredend nicht. Er hatte einen Unfall.“
    Tante Nell schüttelte den Kopf und zog Helen abermals am Arm mit sich. Hethe und William folgten ihnen die Treppe hinauf. „Komm, du musst uns berichten, was sich alles ereignet hat und ob es etwas Besonderes gibt, um das wir uns kümmern müssen.“
    Helen schnitt eine Grimasse, wohl wissend, dass ihre Tante mit „etwa Besonderes“ Dinge wie verdorbene Speisen oder Flohköder in Hethes Bett meinte. Derartiges war nicht länger vonnöten.
    Jetzt erst ging ihr auf, dass es von Anfang an nicht nötig gewesen wäre. Spaß hat es allerdings gemacht, dachte sie lächelnd und ließ sich von ihrer Tante in den Wohnturm führen.
    „Du meine Güte“, merkte Tante Nell auf dem Weg zur Tafel an. „Du musst ja Unmengen zu erzählen haben, wenn mich dieses ungemein glückliche Lächeln nicht trügt. Ich gehe davon aus, dass der Mann als Bettgenosse besser ist denn als Lord?“
    Angesichts dieser groben Unhöflichkeit blieb Helen der Mund offen stehen. „Ich kann nicht glauben, was du da gerade gesagt hast.“
    „Aye, nun, ich werde noch weit mehr sagen, wenn du nicht bald damit herausrückst, was eigentlich passiert ist. Noch vor wenigen Tagen hast du dich mit Händen und Füßen gesträubt, als Lord Templetun dich fortgezerrt hat. Seitdem habe ich mich unablässig um dich gesorgt. Und nun, da du wieder da bist, blickst du drein wie eine Katze, die Sahne genascht hat.“
    „Lord Hethe hat keine der Strafen befohlen, unter denen das Volk von Holden in den vergangenen fünf Jahren gelitten hat“, verkündete Helen eilig, damit ihre Tante erst gar nicht auf den Gedanken kam, die Ursache für ihren Sinneswandel in fleischlichen Genüssen zu suchen.
    „Ach nein?“ Tante Nell wirkte keineswegs beeindruckt. Im Gegenteil - es war offensichtlich, dass sie Helen nicht im Mindesten glaubte. Ducky schien es ähnlich zu gehen. Keine der beiden würde sich so leicht von Hethes Unschuld überzeugen lassen. Vielmehr beäugten sie Helen mit einer Mischung aus Zweifel und Mitleid. Vermutlich dachten sie, Hethe habe ihr etwas vorgegaukelt.
    „Es ist wahr“, beharrte Helen. „Er war entsetzt, als ich ihm berichtet habe, was sich in seiner Abwesenheit auf Holden zugetragen hat. Wisst ihr, er war doch in den letzten zehn Jahren fast ständig fort im Krieg. Stephen, sein Kastellan ...“ Seufzend setzte sie sich auf die Bank an der Tafel. „Er verwaltet Holden seit fünf Jahren. Und vor fünf Jahren begann der Ärger, wie ihr euch gewiss erinnert. Der Kerl hat die Menschen eigenmächtig bestraft.“ „Oh, natürlich.“ Tante Nell tauschte einen Blick mit Ducky, die dicht bei ihnen stand. „Und hat Lord Holden diesen Kerl bestraft?“ „Nay. Stephen ist an dem Morgen verschwunden, da Lord Templetun mit Hethe zurück nach Holden kam. Seitdem ist er nicht wieder aufgetaucht. Zweifellos hat er sich aus dem Staub gemacht, weil er Hethes Zorn fürchtet.“
    „Hm.“ Nell schien ernsthaft darüber nachzusinnen, und Helen entspannte sich unwillkürlich. Ihre beiden Vertrauten schauten nicht mehr gar so skeptisch drein. Immerhin schienen sie für möglich zu halten, dass stimmen könnte, was Helen behauptete.
    Sie wandte sich um und blickte den beiden Männern entgegen, die durch die Halle langsam auf sie zukamen. Es gefiel ihr nicht, ihren Gemahl leiden zu sehen. Irgendetwas mussten sie doch für ihn tun können. „Wo ist Joan?“
    „Guten Morgen, mein Engel.“
    „Guten Morgen.“ Helen beugte sich vor und küsste ihre Tante auf die Wange, ehe sie sich zu ihr auf die Bank

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