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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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setzte.
    Seit gestern weilten sie also wieder auf Tiernay. Hethe hatte den Gutteil des vergangenen Nachmittags und Abends damit zugebracht, alles zu erklären und zunächst Tante Nell, dann Ducky und schließlich auch Maggie zu versichern, dass er gar nicht das Scheusal war, für das sie ihn hielten. Am schwierigsten war es gewesen, Maggie zu überzeugen. Sie hatte darauf beharrt, dass Hethe und nicht Stephen der wahre Teufel von Holden sei. Nach wie vor war Helen nicht sicher, ob er irgendjemanden gänzlich hatte umstimmen können. Aber zumindest hatten die anderen schlussendlich aufgehört, ihm zu widersprechen, und eingeräumt, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
    „Wie geht es dem Hamm... deinem Gemahl heute?“
    Helen lächelte schief über den Ausrutscher ihrer Tante. „Ich habe ihn schlafen lassen, er hat eine unruhige Nacht hinter sich. Das Bein hat ihm wehgetan, daher ist er immer wieder wach geworden.“
    „Hm, er hätte sich einen von Joans Tränken geben lassen sollen.“
    „Aye“, pflichtete Helen ihr gedankenverloren bei und ließ den Blick zur Treppe wandern. Sie dachte an sein Murren und Fluchen, das sie nachts immer wieder aus dem Schlummer gerissen hatte. Hethe hätte wirklich zu einem Heiltrank der alten Joan greifen sollen. Aber er hatte auf die einschläfernde Wirkung verwiesen und abgelehnt, wobei er wie ein trotziges Kind geklungen hatte. Helen lächelte amüsiert. Wie bezaubernd er war, wenn er bissig wurde.
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was sie da sah. Ihr Blick war noch immer auf die Treppe gerichtet, doch sie hatte kaum etwas wahrgenommen, bis eine Bewegung sie aus ihren Gedanken riss. Jäh ging ihr auf, dass jemand die Stufen hinunterpolterte, und erschrocken keuchend fasste sie sich an die Brust. Dann erkannte sie, wer dieser Jemand war, und sie sprang auf.
    „Hethe!“ Mit wild pochendem Herzen rannte sie zu der zusammengesunkenen Gestalt am Fuß der Treppe. Er war tot; sie wusste, dass er tot war. Es konnte nicht anders sein. Niemand stürzte eine solche Treppe hinunter und überlebte. Er war tot. Davon war Helen überzeugt, als sie die reglose, verdreht daliegende Gestalt ihres Gemahls erreichte. Sie sank neben ihm auf die Knie, zögerte kurz und streckte die Hand aus, um ihn vorsichtig zu berühren. Er stöhnte schwach, und sie stieß erleichtert den Atem aus.
    „Lebt er?“ Keuchend kam auch Tante Nell herbeigeeilt; die meisten der Anwesenden umringten sie bereits.
    „Aye. Hol Joan!“, wies Helen sie an und wandte sich Hethe zu, um ihn auf den Rücken zu drehen, wobei er nicht den geringsten Laut von sich gab. Sie hätte sich besser gefühlt, wenn er sich irgendwie bemerkbar gemacht hätte, aber das anfängliche Stöhnen schien das einzige Lebenszeichen zu sein, das sie erhalten würde.
    „Hier bin ich, Mylady“, meldete sich die alte Joan und schob sich durch die Gaffenden, um Helen gegenüber neben Hethe niederzuknien. „Ist die Treppe hinabgestürzt, hm? Hab ihm gesagt, er soll das Bein vorerst nicht belasten!“
    1 „Aye, nun, wie es aussieht, lässt er sich nichts befehlen“, erwiderte Helen missmutig. „Er hat einen ziemlichen Dickschädel.“ „Das mag in diesem Fall von Vorteil sein“, entgegnete Joan eine Spur erheitert, während sie flink Hethes Kopf abtastete. „Zwei Beulen hier hinten, eine an der Seite und diese da an der Stirn.“ „Die an der Stirn stammt vermutlich noch von seinem Unfall neulich“, erklärte Helen. „Wie auch eine der beiden Beulen an seinem Hinterkopf.“
    Joan nickte und strich Hethe fachkundig über den Leib, um Arme, Rippen und Beine zu untersuchen. „Scheint nichts gebrochen zu sein.“
    „Erstaunlich“, hauchte Tante Nell, die über Helens rechte Schulter gebeugt dastand.
    „Er muss sich den Kopf bereits dort oben angeschlagen haben“, mutmaßte Joan. „Nur ein schlaffer Körper übersteht einen solchen Sturz, ohne als ein Haufen Knochensplitter zu enden. Brüche kommen meist dadurch zustande, dass jemand sich im Fallen abzustützen versucht. Deshalb brechen sich Betrunkene so selten etwas, trotz ihres unsicheren Gangs. Zu besoffen, um sich zu verspannen. “
    Helen legte die Stirn in Falten. „Aber er war nicht,besoffen. Es ist doch erst früher Morgen. Er hat nichts getrunken, und deinen Heiltrank hat er ebenfalls abgelehnt...“
    „Ebendrum sage ich“, wandte Joan kopfschüttelnd ein, „dass er sich den Kopf bereits oben angeschlagen haben muss. Wahrscheinlich hat er dadurch die Besinnung

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