Im Banne des stuermischen Eroberers
verloren, und das hat ihn während des Falls vor Ärgerem bewahrt.“
„Oh.“
„Allerdings wird er bald schon am ganzen Leibe grün und blau sein.“ Joan schaute Helen an. „Wir sollten ihn hinauf ins Bett schaffen.“
„Du hast recht.“ Sie blickte sich um und sah erleichtert, dass William sich einen Weg durch die Menge bahnte.
„Ich trage ihn“, murmelte er, bückte sich und hob seinen Lehnsherrn und Halbbruder hoch.
„Habt Dank, William“, erwiderte Helen.
Ächzend richtete William sich auf und schritt die Treppe hinauf. Helen blieb ihm dicht auf den Fersen und nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass auch Tante Nell, Joan und Ducky ihnen folgten.
Im herrschaftlichen Schlafgemach entledigten die Frauen Hethe rasch seiner Kleider. Joans Prophezeiung, er werde von Prellungen nur so übersät sein, erwies sich als zutreffend. Bereits jetzt waren an mehreren Stellen hässliche großflächige Verfärbungen zu erkennen, nämlich an seiner rechten Hüfte, an der linken Schulter, am rechten Oberarm, am linken Bein sowie an beiden Flanken. Bei jedem neuen Bluterguss, den sie ausmachte, zuckte Helen zusammen. Hethe würde steif und wund sein, wenn er zu sich kam.
Sie gab es auf, ihren Gemahl zu begutachten, und deckte ihn rasch zu, ehe sie Joan ansah. „Wirst du ihm etwas gegen die Schmerzen geben?“
Die Stirn nachdenklich gerunzelt, schaute Joan auf Hethe hinab. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Er hat sich den Kopf böse angeschlagen. Ich möchte, dass er erst einmal aufwacht, bevor ich ihm etwas zusammenmische.“
„Oh.“ Mit dieser Lösung war Helen nicht eben glücklich, hielt sich mit ihrem Widerspruch jedoch zurück. Zwar gefiel ihr nicht, dass ihr Gemahl Schmerzen leiden würde, aber sie wusste selbst, dass mit Kopfverletzungen nicht zu spaßen war.
„Ich werde bei ihm bleiben“, verkündete Joan und sah sich um. Ihr Blick fiel auf die Sessel am Kamin, und sie war bereits auf dem Weg dorthin, als Helen das Wort ergriff.
„Nay. Geh nur nach unten und iss zu Ende. Ich bleibe bei ihm.“ Joan zauderte, nickte aber schließlich und wandte sich zur Tür. „Ruft mich, wenn er zu sich kommt, M’lady.“
„Aye“, sagte Helen leise, während die Tür zufiel. „Wenn er aufwacht.“ Sie blickte ihre Tante und Ducky an. „Ihr könnt ebenfalls zum Morgenmahl zurückkehren. Ich komme schon zurecht.“
„Bist du sicher, dass du nicht lieber Gesellschaft hättest?“, fragte Tante Nell, und als Helen nickte, fuhr sie fort: „Nun gut.“ Damit gingen auch sie und Ducky.
Helen seufzte, als die Tür sich hinter den beiden schloss, und schaute von dem leeren Platz im Bett neben Hethe zu den Sesseln am Kamin. Sie sollte sich wohl besser auf einen dieser Sessel setzen, anstatt Gefahr zu laufen, Hethe zu stören, indem sie auf dem Bett Platz nahm. Also schritt sie hinüber und versuchte, den nächstbesten Sessel anzuheben. Der jedoch war aus massivem Holz und daher äußerst schwer. Grimmig zerrte sie das Möbelstück über den Boden und zuckte zusammen ob des Lärms, den sie dabei verursachte. Am Bett angekommen, setzte sie sich seufzend.
„Müht Ihr Euch, mich umzubringen?“
Die heiser gekrächzte Frage ließ sie zusammenfahren. Hastig beugte sie sich über das Bett. „Gemahl?“
Gequält stöhnte Hethe auf und hob matt eine Hand, um Helen abzuwehren. „Ihr müht Euch tatsächlich, mich zu meucheln.“ Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. In ihrem Überschwang hatte sie wohl zu laut für Hethes armen Schädel
gesprochen. Sie wartete, bis seine schmerzverzerrten Züge sich glätteten und er die Hand sinken ließ. „Ich werde Joan holen“, flüsterte sie.
„Nay.“ Selbst seine eigene Stimme ließ ihn zusammenfahren. Ehe Helen fort konnte, packte er sie bei der Hand. „Wer war es?“ Verständnislos sah sie ihn an. „Wer war was, Gemahl?“
„Wer hat mich niedergeschlagen?“
Sie konnte ihren Schreck kaum verbergen. „Wie bitte? Jemand hat Euch niedergeschlagen? Seid Ihr deshalb die Treppe hinuntergestürzt?“
„Ich bin die Treppe hinuntergestürzt?“
Sie starrten sich an, wobei ein jeder an dem soeben Erfahrenen zu kauen hatte. Schließlich ließ Helen sich doch auf der Bettkante nieder und musterte Hethe besorgt. „Jemand hat Euch also geschlagen?“
Er schnitt eine Grimasse. „Aye. Ich hatte gerade den oberen Treppenabsatz erreicht, als ich hinter mir etwas hörte, mich umdrehen wollte und ...“ Gequält verzog er das Gesicht und zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher