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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Vielleicht sollte ich dir mit dem Schwert den Schädel spalten. Das wäre kurz und schmerzlos, würde allerdings alles ans Licht bringen.“ Er lächelte schief. „Meinen nächsten Versuch hätte ich mit Gift unternommen. Dann hätte ich behaupten können, du wärst einfach nicht mehr aufgewacht. Aber ich habe kein Gift bei mir und kann es nicht riskieren, dich allein zu lassen. Also werde ich dich wohl ersticken müssen.“ Noch während er sprach, klaubte er eines der Felle auf, das zu Boden gefallen war, und knüllte es zusammen. „Ersticken ist ein langsamer, qualvoller Tod, aber etwas anderes bleibt mir nicht übrig.“ Er hielt inne und legte den Kopf schräg. „Hast du noch etwas zu sagen? Eine letzte Bitte?“
    Kurz schloss Hethe die Augen. Wut kochte in ihm hoch, verwandelte sich aber sogleich in Verzweiflung. Im Stillen verfluchte er seine Schwäche, die ihn zu leichter Beute machte. Er schlug die Augen wieder auf. William war näher getreten, blieb jedoch stehen, als ihre Blicke sich trafen.
    „Nun?“
    „Weshalb hast du Stephen befohlen, jenem Bauern die Beine abhacken zu lassen?“ Als William ihn nur ratlos ansah, fügte Hethe erklärend hinzu: „George. Er wurde der Wilderei bezichtigt. Hast du das wirklich als gerechte Strafe angesehen oder hast du ihm die Beine in Wahrheit dafür abschlagen lassen, dass er dich als Junge grün und blau geschlagen hat?“
    Kaum merklich zog William die Oberlippe hoch und grub die Finger in das Fell, das er hielt. „Er hatte kein Recht, mich anzurühren. Ich war der Sohn des Lords.“
    Hethe nickte bedächtig. Gerade war eine Erinnerung in ihm aufgestiegen, heraufbeschworen durch Williams überhebliche Miene. Diese hatte ihn an die Zeit erinnert, als sie Kinder gewesen waren und William das Kinn gereckt und die übrigen Kinder herausfordernd angefunkelt hatte. Ein solch herablassendes Verhalten hatten die anderen natürlich nicht gut aufgefasst, sondern als Hochmut ausgelegt. Oft hatten sie ihn dafür verprügelt, und Stephen und Hethe hatten nicht selten einschreiten müssen, um ihm zu helfen. Besonders schlimm war es jenes Mal gewesen, da William wegen seines hochnäsigen Gebarens von George getriezt worden war. George hatte gehöhnt, dass Williams Mutter eine Dirne sei, ein Weib, das jeder haben könne. Er selbst habe es ihr soeben besorgt, und es habe ihn, so hatte er behauptet, nur einen halben Penny gekostet.
    William war auf den Burschen losgegangen, hatte es jedoch rasch bereut. George war ein massiger Junge gewesen, groß und stämmig. Er hatte William windelweich geprügelt. Nun fragte sich Hethe, ob es sich bei dem Wilderer George um jenen Burschen handelte. Es schien ihm bald so, und das brachte ihn dazu, über die übrigen Bestraften nachzugrübeln.
    Er dachte an die Bierbrauerin, der die Brüste abgeschnitten worden waren. „Und Bertha? Was hat sie sich zuschulden kommen lassen, um zu verdienen, was ihr widerfahren ist?“
    „Immerzu hat sie mich aufgezogen. Hat mir ständig vorgeworfen, ich hielte mich für etwas Besseres.“
    „Und Adam? Der Bengel kann dir mit seinen gerade einmal sieben Jahren schwerlich zugesetzt haben.“
    „Seine Mutter war eine ärgere Schlampe als die meine. Hat für jeden die Beine breit gemacht, ohne etwas dafür zu verlangen. Aber als ich sie wollte, hat sie mir beschieden, sie lasse keinen Bastard zwischen ihre Schenkel.“
    „Also hast du sie bestraft, indem du ihren Sohn hast verstümmeln lassen?“ Seufzend schloss Hethe die Augen. Bislang hatten die Strafen, die Stephen ungerechtfertigt vollstreckt hatte, keinerlei Sinn ergeben. Nun, vor dem Hintergrund von Williams Ausführungen, sah die Sache leider ganz anders aus. William hatte seine Stellung ausgenutzt, um Rache zu üben.
    Ein Rascheln ließ ihn die Augen aufschlagen. Er sah, dass William auf ihn zutrat und das zusammengeballte Fell hob.
    „Wo ist meine Frau?“, fragte Hethe, um Zeit zu schinden. In ihm keimte die vage Hoffnung auf, Helen könne plötzlich hereinplatzen und ihn retten.
    „Ich glaube, sie schläft.“ Die Frage schien William zu überraschen. Offenkundig hatte er Helen nicht eingeplant. Er ließ den Blick zur Tür wandern und zauderte, ehe er den Kopf schüttelte. „Aye, vermutlich schläft sie. Sie hat lange an deinem Bett gesessen -weil du seit Kurzem dazu neigst, Schaden zu nehmen.“ Achselzuckend schaute er ihn wieder an. „Nun, wir sollten es hinter uns bringen, für den Fall, dass sie doch hereinschneit“, fuhr er leichthin

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