Im Banne des stuermischen Eroberers
wird Euch aus dem Bad helfen?“
„Das schaffe ich schon allein“, beteuerte er grimmig. „Geh einfach. Sofort.“
Die Alte zuckte mit den Schultern und watschelte Richtung Tür, wobei sie seine freie Hand nicht aus den Augen ließ. Womöglich fürchtete sie, dass er sie schlagen werde. Er war recht stolz auf sich, weil er den Drang hatte bezähmen können.
„Solltet Ihr noch etwas benötigen, M’lord ...“
„Hinaus! “, blaffte er. Lieber würde er mitsamt seiner unerfüllten Wünsche sterben, als diese alte Hexe zurückzurufen.
Als sie sich außerhalb seiner Reichweite befand, nickte sie, knickste und verließ die Kammer.
Seufzend ließ Hethe sein Gemächt los, das er mit einer Hand vor dem lüsternen Blick der Alten geschützt hatte, und schaute sich im Gemach um. Es war nicht nur kleiner als das von Templetun und William, sondern auch karger. Keine Behänge zierten die Wände. Wer sitzen wollte, musste mit dem Bett oder einem wackligen Stuhl vorliebnehmen. Und natürlich gab es keine Bespannung vor dem Fenster und kein Feuer im Kamin. Die Luft strich ihm unangenehm kühl über die nasse Haut.
Es ist ja nur für eine Nacht, tröstete er sich. Die morgige Nacht würde er mit seiner ihm frisch angetrauten Gemahlin im Hauptschlafgemach der Burg verbringen. Mit Lady Mundgeruch. Stöhnend schloss er kurz die Augen, ehe er sich setzte und nach der Seife Ausschau hielt. Derweil war das Wasser nicht wärmer geworden. Je schneller er sich wusch, desto schneller konnte er den Zuber verlassen. Leider war von der Seife nichts zu sehen.
Stirnrunzelnd erhob er sich wieder und blickte sich eingehender um, als er im Geiste jäh die Hexe vor sich sah. Sie hatte die Seife mitgenommen. Er hatte noch deutlich vor Augen, dass sie das Seifenstück in der Hand gehalten hatte - und das Leinentuch zum Abtrocknen hatte sie sich über die Schulter geworfen.
Fluchend ließ Hethe sich wieder zurücksinken. Ihm war elend zumute. Bier wie Pisse. Ein Bad, in dem er sich zunächst sein bestes Stück verbrühte, um es sich anschließend abzufrieren. Eine Magd, die sich als garstige alte Hexe entpuppte. Keine Seife und kein Tuch zum Abtrocknen. Und überdies eine Braut mit dem fauligen Odem eines Drachen. Oh, er durfte nicht verabsäumen, dem König seinen wärmsten Dank zu übermitteln.
Helen, die an der Tür zu Lord Holdens Kammer gelauscht hatte, richtete sich auf. Sie lehnte sich an ihre Tante und versuchte erfolglos, ihr Kichern zu unterdrücken, als die Tür aufschwang. Maggie trat heraus und riss die Augen auf, als sie die beiden anderen Frauen erblickte. Rasch zog sie die Tür hinter sich zu und drängte die zwei vor sich her den Gang entlang.
„Was tut Ihr hier?“, zischte sie, sobald sie außer Hörweite waren. „Wenn er Euch gesehen hätte ...“
„Wir konnten dich einfach nicht allein zurücklassen“, erklärte Helen. Aus ihrer Stimme sprach Triumph. „Von diesem Teil des Plans war ich nicht gänzlich überzeugt. Als du dich freiwillig für die Aufgabe gemeldet hast, sind mir Zweifel ob deiner Sicherheit gekommen. Aber du warst brillant “, lobte sie. „Und wie flink du in allem warst. Ich wusste doch, dass noch Feuer in dir steckt, Maggie.“
„Aye“, pflichtete Tante Nell ihr leise lachend bei. „Und es war sehr klug von dir, dich außer Reichweite zu halten, um nicht verprügelt zu werden.“
Maggie zog die Nase kraus. „Aye, wobei ich nicht glaube, dass dies nötig war. Er hat mir nicht den Eindruck gemacht, als wolle er zuschlagen. Zumindest nicht fest“, fügte sie an, als sie Helens skeptische Miene bemerkte.
„Hm“, machte Helen, wenig überzeugt. „Dennoch denke ich, dass wir uns an den Plan halten sollten. Vermutlich ist es besser, wenn du dich eine Weile nicht blicken lässt. Ein kurzer Besuch bei deiner Tochter im Dorf sollte genügen. Sie erwartet dich doch?“
„Aye, sehnsüchtig. Sie ist hochschwanger, wisst Ihr, und die Arbeit in der Schenke ihres Mannes fällt ihr zunehmend schwerer. Daher freut sie sich auf meine Hilfe, und ich freue mich auf das Wiedersehen.“
„Gut, gut.“ Helen tätschelte ihr die Hand, ehe sie innehielt und das Leinentuch auf Maggies Schulter musterte. „Ist das etwa ...?“
Maggie schaute auf ihre Schulter und lächelte ein wenig gehässig. „Das ist das Tuch, mit dem sich Seine Lordschaft hätte abtrocknen sollen. Ich habe ganz vergessen, es ihm zu geben, als er mich hinausgescheucht hat“, erklärte sie unbekümmert und grinste von Ohr zu Ohr.
In
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