Im Bannkreis Des Mondes
an. Osgard schien sichtlich zufrieden zu sein, aber das schmerzte sie nicht annähernd so sehr wie die Verachtung, die sie in Nialls Augen las.
Er war ihr erster Freund bei den Sinclairs gewesen. Und nun war er ihr Feind.
Kapitel 14
T alorc setzte sie auf dem Pelzstapel in ihrer gemeinsamen Schlafkammer ab. »Wenn dir dein Leben lieb ist, bleibst du hier.«
Sie wusste nicht, was sie auf diese Drohung antworten sollte, zumal sie von dem Mann geäußert wurde, der für sie mehr wert war als ihre eigene Sicherheit.
Als er sich abwandte, bemerkte sie Guaire, der ihnen gefolgt war. »Bleib bei ihr. Bis zu meiner Rückkehr darf niemand diese Kammer betreten.«
Guaire nickte stumm.
Dann ging Talorc. Guaire schloss die Tür hinter ihm.
»Bin ich eine Gefangene?«, fragte sie. Diesmal gab sie sich keine Mühe, ihre Stimme zu regulieren.
Aber Guaire hörte sie trotzdem. Er runzelte die Stirn. »Nein. Talorc will nur nicht, dass dir etwas zustößt. Der Clan wird jetzt Zeit brauchen, um sich an diese neuen Umstände zu gewöhnen. Du hast ihnen die Wahrheit über dich verschwiegen. Wenn du meine Meinung hören willst – ich denke, die meisten Sinclairs werden es früher oder später verstehen. Sogar die Chrechte. Nur jene, die gesehen haben, wie sehr du unserem Laird mit deiner Irreführung wehgetan hast, werden diese Tat weiterhin zu deinen Ungunsten auslegen.«
»Ich wollte ihm doch nicht wehtun.«
Guaire seufzte und lehnte sich gegen die Tür. »Das glaube ich dir.«
»Er glaubt es nicht.«
»Ich hatte ihn noch nie so glücklich erlebt.« Guaire wandte den Blick von ihr ab, doch sie konnte trotzdem noch die Worte von seinen Lippen ablesen. »Ich hätte nie gedacht, dass er eines Tages einer Engländerin vertrauen könnte. Selbst dann nicht, wenn sie seine Frau wird.«
»Ich habe dieses in mich gesetzte Vertrauen zerstört.« Die Einsamkeit umhüllte sie wie eine schwere Decke. Ob er sie je wieder seinen Engel nennen würde?
»Aye.«
»Ich will nicht, dass er mich fortschickt.«
»Er wird dich nicht fortschicken, egal was passiert. Du bist seine Seelengefährtin.«
»Ich glaube nicht, dass Talorc mich jetzt noch als seine Freundin betrachten kann.«
»Leider fürchte ich, du hast recht.«
Talorcs Wut konnte nur unzureichend den Schmerz kaschieren, der sich so tief in seine Seele gegraben hatte, dass er glaubte, die Knie würden unter ihm nachgeben. Seine Frau, dieser Ausbund an Tugend, dieses Mädchen, das er als seine geheiligte Gefährtin angenommen hatte. Die Frau, der er beinahe seine Liebe gestanden hatte, war eine Lügnerin. Ein Feigling.
Osgard gab einen missbilligenden Laut von sich, und die anderen Krieger am Tisch taten es ihm nach. »Von einer englischen Frau kann man nichts Besseres erwarten.«
»Ich habe mir aber etwas Besseres erhofft«, gab Talorc scharf zurück.
Wie sein Vater damals bei Tamara. Talorc hatte Jahre damit verbracht, sich dem Clan als würdig zu erweisen. Er hatte seine Leute beschützt und war stets vorsichtig vorgegangen, um nicht die Fehler zu wiederholen, die in der Vergangenheit gemacht worden waren. Nie hatte er so verbrecherisch dumm wie sein Vater sein wollen.
Aber jetzt musste er erfahren, dass er ebenso geschickt von der Frau betrogen worden war, der er vertraut hatte. Und das schmerzte Talorc mehr, als er sich einzugestehen bereit war.
Ohne ein Wort reichte Niall ihm einen Becher Met, den Talorc bis zur Neige leerte.
Osgard verließ den Tisch. Nach wenigen Minuten kam er mit einem Krug zurück, der mit einem viel stärkeren Getränk gefüllt war. Talorc schüttete in den folgenden Stunden und während des Abendessens mehr als die übliche Menge Schnaps in sich hinein. Irgendwann rief er nach einem seiner Soldaten und schickte ihn mit einer Nachricht zum schottischen König. Sein Bote sollte dem König vom Verrat Sir Hamiltons berichten und eine Entschädigung fordern.
Er war schon sturzbetrunken, als Barr ihn ansprach: »Du musst aber zugeben, dass ihr Einfallsreichtum wahrlich bewundernswert ist.«
Talorc wandte sich seinem Stellvertreter zu und starrte ihn finster an.
Barr zuckte mit den Schultern. Er war nicht annähernd so betrunken wie sein Laird. »Sie hat nicht nur dich getäuscht, sie hat auch früher jeden in der Burg ihres Vaters getäuscht; ebenso wie unsere Leute. Tamara hinterging nur deinen Vater. Und das konnte sie auch nur, weil er nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Schwanz gedacht hat. Unsere Lady ist eine kluge Frau. Nicht bloß ein Weib,
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