Im Bett mit einem Highlander
zusammen. „Es ist bereits Nachmittag? Ich hatte nicht vor, den gesamten Tag zu verschlafen.“
„Ihr habt die Ruhe dringend nötig gehabt. Gestern saht Ihr aus, als würdet Ihr jeden Moment umfallen. Mein Name ist übrigens Christina. Wie lautet der Eure?“
Mairin errötete und kam sich plötzlich albern vor. Kurz erwog sie, sich einfach einen Namen auszudenken, aber die Vorstellung zu lügen missfiel ihr. „Das kann ich dir leider nicht verraten“, murmelte sie.
Christina hob die Brauen, sagte aber nichts dazu, was Mairin ihr hoch anrechnete. Sie hakte sie unter. „Nun, Mylady, dann wollen wir Euch mal in die Küche bringen, bevor Gertie Euer Frühmahl an die Hunde verfüttert.“
Gertie, die Köchin, war klapperdürr, und ihr ergrautes Haar war im Nacken zu einem straffen Knoten gerafft. Einzelne Strähnen hatten sich daraus hervorgestohlen und verliehen ihr etwas Ungebärdiges. Ihr stechender Blick schien Mairin bis auf die Knochen zu durchbohren.
„Wurde auch Zeit, dass Ihr auf die Beine kommt, Mädchen“, grummelte die Alte. „Hier liegt niemand so lange im Bett, es sei denn, er stirbt. Da Ihr gesund und munter vor mir steht, gehe ich nicht davon aus, dass Ihr dem Tode nahe seid. Lasst es Euch ja nicht zur Gewohnheit werden, so lange zu schlafen. Ich werde Euch das Essen nämlich kein zweites Mal warm halten.“
Entgeistert starrte Mairin sie an. Sie verspürte den Drang zu lachen, rang ihn jedoch nieder, da die alte Frau ihr das vermutlich übel genommen hätte. Stattdessen faltete sie die Hände züchtig vor der Brust und versprach, nicht wieder zu verschlafen - ein Versprechen, das sie guten Gewissens geben konnte, denn sie hatte nicht vor, eine weitere Nacht auf dieser Burg zu verbringen.
„Setzt Euch. In der Ecke steht ein Schemel, dort könnt Ihr essen. Lohnt sich nicht, für einen allein die Tafel in der Halle zu decken.“ Mairin gehorchte und hatte den Gerstenbrei in der Schale im Nu verputzt. Gertie und Christina sahen ihr zu, und Mairin hörte sie flüstern, wann immer sie sich unbeobachtet fühlten.
„Wollte dir ihren Namen nicht sagen?“, entfuhr es Gertie. Mit einem „Hmpf“ wandte sie sich in Mairins Richtung. „Wer den eigenen Namen nicht preisgeben will, hat etwas zu verbergen“, sagte sie laut. „Was verbergt Ihr also, Mädchen? Glaubt ja nicht, der Laird würde es nicht herausfinden. Er ist zu schlau, als dass er einem schmächtigen Ding wie Euch einen solchen Unfug durchgehen lässt.“
„Dann werde ich diese Angelegenheit mit eurem Laird bereden und mit niemand anderem“, erwiderte Mairin mit fester Stimme. Wenn sie nur mit genügend Autorität sprach, so hoffte sie, würde Gertie klein beigeben. Die jedoch verdrehte nur die Augen und kehrte ans Feuer zurück.
Mairin erhob sich vom Hocker. „Kannst du mich zum Laird bringen?“, wandte sie sich an Christina. „Ich müsste sofort mit ihm sprechen.“
„Natürlich, Mylady“, erwiderte Christina mit ihrer weichen Stimme. „Ich habe ohnehin die Weisung, Euch zu ihm zu führen, sobald Ihr gegessen habt.“
Als sie in den Hof kamen, staunte Mairin über den Anblick, der sich ihr bot. Zahllose Männer übten sich im Kampf. Allenthalben prallten Schwerter und Schilde zusammen, und das Klirren und Scheppern wirkte ohrenbetäubend. Die Nachmittagssonne spiegelte sich im Metall, und das Gleißen schmerzte Mairin in den Augen, sodass sie blinzeln musste. Sie wandte den Blick von den tanzenden Blitzen ab, und als sie erkannte, was sie nun stattdessen vor sich hatte, keuchte sie auf.
Mit zittrigen Fingern fasste sie sich an die Brust, und die Welt verschwamm vor ihren Augen. Erst als ihre gequälte Lunge nach Luft schrie, merkte sie, dass sie unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Sie schnappte nach Luft, was den Schwindel allerdings nicht linderte.
Der Laird trug nur Stiefel und seine eng anliegenden Hosen und schwang das Schwert gegen einen anderen Krieger. Seine nackte Brust glänzte vor Schweiß, und an seiner Seite rann ein wenig Blut hinab.
Oh, gütiger Himmel.
Nie zuvor hatte Mairin einen Mann mit bloßer Brust gesehen. Bei dem Anblick wurden ihr die Knie weich. Fasziniert bestaunte sie ihn, unfähig, den Blick abzuwenden, obgleich es gewiss sündig war, derart zu starren.
Der Laird hatte breite Schultern und einen ebensolchen Oberkörper, auf dem mehrere Narben prangten. Ein Mann in seinem Alter war unweigerlich von Kampfspuren gezeichnet. Für einen Highlander waren sie Ehrenmale, ohne sie galt man als
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