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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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einmal war seine Liebe zur Freiheit stärker. Später, als er sie in London und Prag wiedersah, war die Flamme längst erloschen. Von dem Kulturreisenden Charles Burney erfahren wir, dass »Bellino« niemand anders als die berühmte Sängerin Angiola Calori war.
    Zuweilen hatten Casanovas Eroberungen auch recht komische Seiten. So teilte er auf einer Reise von Neapel nach Rom in einem Gasthof sein Bett mit einem Rechtsanwalt namens Castelli, der mit seiner Frau und deren jüngerer Schwester reiste. Die beiden Frauen schliefen gemeinsam in dem anderen Bett. Als sich nachts auf der Straße ein lärmender Streit anbahnte, stand Castelli auf, um zu vermitteln. Prompt nützte Casanova die Gelegenheit, ins Bett der beiden Damen zu schlüpfen. Das allerdings brach angesichts der heftigen Liebesbemühungen des Eindringlings prompt in sich zusammen. Bemerkenswerterweise schien der Gatte gegen den amourösen Zwischenfall wenig eingewendet haben, denn die Damen waren in der Folge noch mehrmals mit dem ungestümen Liebhaber im gemeinsamen Bett anzutreffen.
    Auf mehr oder minder leidenschaftliche Gasthofliebschaften stoßen wir in Casanovas Leben noch öfter, einmal, weil er ein Mann von schnellen Entschlüssen war, aber auch, weil rasch geschlossene Liebeshändel im 18. Jahrhundert so bedenkenlos eingegangen wurden wie heutzutage sogenannte One-night-Stands. Gelegentlich bahnte sich bei solchen Zufallsbegegnungen eine ernsthafte Romanze an, wie die mit einer Dame, der er in seinen Memoiren den Namen Henriette gibt. Sie war, als Mann verkleidet, mit einem ungarischen Offizier unterwegs nach Parma. Die beiden wurden von Polizisten miteinander im Bett überrascht und aufgefordert nachzuweisen, dass sie miteinander verheiratet seien. Casanova, der im angrenzenden Zimmer den stürmischen Disput hörte, kam den Bedrohten zur Hilfe und intervenierte beim Truppenkommandanten des Ortes, sodass sich Wirt und Polizisten kniefällig für ihren Fauxpas, in die Privatsphäre des Paares eingedrungen zu sein, entschuldigen mussten. Casanova war von der Schönheit der Dame derart überwältigt, dass er sie zu überreden suchte, in seiner Gesellschaft weiter nach Parma zu reisen, was sie ihm, gleichfalls in Liebe entbrannt, schließlich zugestand. Mochte er sie auch ursprünglich für eine Abenteurerin gehalten haben, änderte er doch bald seine Meinung. Tatsächlich gehörte sie einer adeligen Familie in Aix-en-Provence an. Sie wollte dorthin zurückkehren, nachdem sie sich von ihrem Gatten und dessen Vater getrennt hatte, die sie als »Unmenschen« bezeichnete. In Parma lebte sie drei Monate in diskreter Zurückgezogenheit, bis sie Nachricht von ihrer Familie erhielt, dass sie in Genf abgeholt werden würde. Dort trennten sich die Wege der beiden Liebenden. »Du wirst auch Henrietta vergessen«, ritzte sie mit einem Diamantring in eine Fensterscheibe des Hotels, in dem sie logierten. Später kreuzten sich ihre Wege noch zweimal, ohne dass sich Henrietta zu erkennen gab. »Ich liebe Sie noch immer«, schrieb sie ihm, »doch bin ich froh, dass Sie mich nicht erkannt haben, denn eine gewisse Fülle hat mein Gesicht verändert.« Über vierzig Briefe soll ihm die zärtliche Schöne geschrieben haben – die aber wurden nie in seinem Nachlass aufgefunden.
    Casanova tat sich im Übrigen viel darauf zugute, als Retter bedrängter Damen aufzutreten, und schildert in seinen Memoiren mehrere solcher Begebenheiten. Doch keine der Affären hat die Neugierde seines Publikums mehr erregt als seine Beziehung zu zwei venezianischen Nonnen, die er nur mit den Initialen C. C. und M. M. bezeichnet. Er lernte C. C., die Caterina Capretta hieß, durch deren Bruder, einen Franziskanerpater, kennen. Hingerissen von ihren Reizen, überredete er sie mittels eines wohl nicht wirklich ernst gemeinten Heiratsversprechens zu einer leidenschaftlichen Affäre. Das Bett für diese befand sich in einem abgelegenen Haus, das der französische Gesandte de Bernis für sich in ähnlicher Absicht gemietet hatte. Später gesellte sich die lesbische Freundin der unfrommen Nonne, die heimlich eine Liebschaft mit de Bernis unterhielt, diesen erotischen Séancen zu, und der Feinschmecker de Bernis machte den heimlichen Beobachter, wenn er sich nicht gleich selbst mit in das erotische Getümmel stürzte.
    Casanova erzählt das alles ganz unbefangen und ohne die geringsten Skrupel. Dabei müssen wir aber bedenken, dass viele Klöster in jener Zeit mehr Versorgungsanstalten für Töchter

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