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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Glücklichen, wir haben einem Engel das Leben gegeben!«
    Bei zunehmendem Alter allerdings erwiesen sich die Frauen, die seinen Weg kreuzten, zunehmend als Teufelinnen, aber auf sie verzichten mochte Casanova auch nicht. Es ging ihm dabei keineswegs ausschließlich um sexuelle Kontakte. Nein, er wollte vielmehr seine Geliebten nicht nur reizend, sondern auch geistvoll finden. So verzichtete er in London auf eine intime Bekanntschaft mit der stadtbekannten Kurtisane Kitty Fisher, weil er nicht genügend Englisch konnte, um sich mit ihr zu unterhalten. Er räumte den Frauen durchaus das Recht auf Selbstbestimmung ein und konnte mit Recht von sich behaupten, dass er keine je ohne ihr Einverständnis verführt habe. Er legte großen Wert darauf, dass seine jeweiligen Freundinnen ihm geistig ebenbürtig waren, dass sie sich als gebildete und geistreiche Gesprächspartnerinnen auch außerhalb des Bettes bewährten. Mit einer »stummen« oder geistig trägen Frau im Bett hätte das sinnliche Vergnügen, einen schönen Körper in Besitz zu nehmen, kaum ausgereicht, ihm das Glücksgefühl zu bereiten, nach dem er ständig auf der Suche war.
    Casanova war also nicht nur anspruchsvoll, soweit es die Freuden des Bettes betraf, sondern fast noch mehr, wenn es um die Genüsse des Geistes ging. Er war immer begierig, sich möglichst universell in den Wissenschaften weiterzubilden. Mit fünfzehn hatte er, ursprünglich für den Beruf des Geistlichen bestimmt, seine erste (und einzige) Predigt gehalten, mit siebzehn erwarb er an der Universität zu Padua einen Doktortitel. Sein besonderes Interesse allerdings galt der Medizin. Auf seinen Reisen kreuz und quer durch Europa bis in den Nahen Osten war er bestrebt, möglichst viele Eindrücke aufzusaugen und sie in seinen literarischen Werken festzuhalten. Er übersetzte französische Operntexte, darunter die von Rameau komponierte Oper
Zoroastre
, ins Italienische und verkehrte mit den führenden Geistern der Zeit, allen voran Voltaire und d’Alembert. Als Mitglied einer Freimaurerloge versuchte er sich unter anderem an magischen Ritualen, glitt dabei aber etliche Male gefährlich nahe in die Niederungen bizarrer Schwindeleien ab, wie das Beispiel seiner Beziehung zu einer ominösen, aber enorm reichen Witwe, einer Madame d’Urfé, beweist. Das Zeitalter Casanovas brachte ja eine ganze Reihe von äußerst dubiosen Persönlichkeiten wie etwa den »Grafen« Cagliostro oder den Magnetiseur Mesmer hervor, die es glänzend verstanden, sich an den prall gefüllten Geldbeuteln der Reichen schadlos zu halten, wobei es oft um so obskure Probleme wie den Stein der Weisen oder die Kunst des Goldmachens ging. Die Marquise d’Urfé war nicht mehr reizvoll, sondern eine Frau jenseits der fünfzig. Sie hatte von ihrem Gatten ein sagenhaftes Vermögen geerbt und war von dem Wahn besessen, sie müsse als Mann wiedergeboren werden, um mit den »Elementargeistern« in Verbindung zu kommen. Casanova erschien ihr das geeignete Medium zu sein, um diese Metamorphose in Gang zu setzen. Der schlaue Venezianer tat ihr den Gefallen, auf diesen Unsinn einzugehen, wozu ihn wohl ihre Großzügigkeit und ihre ausgeprägte sexuelle Begierde animierten. Das magische Ritual, bei dem die Übertragung ihrer Seele auf einen männlichen Körper stattfinden sollte, sah einen Sexualakt zwischen ihr und Casanova vor. Als der sich nach einigem Zögern bereitfand, zu diesem obskuren Zweck in ihr Bett zu steigen, bat er seine damalige Freundin Marcolina, ihm bei dieser fatalen Bettgeschichte durch ihre Anwesenheit beizustehen. So wird es wohl wieder einmal eine von dem alten Frauenverführer so geschätzte Dreierbeziehung gewesen sein, die Madame d’Urfé zumindest vorübergehend überzeugte, dass sie dadurch zum Mann geworden sei.
    Casanova, der die verwirrte Witwe um einen nicht zu knappen Teil ihres Vermögens erleichtert hatte, entschloss sich, das Experiment nicht zu wiederholen, und begab sich wieder einmal auf Reisen. Skrupel hatte er keine: »Wenn ich ihr in aller Offenheit gesagt hätte, dass ihre Ideen Hirngespinste seien, sie hätte mir nicht geglaubt«, versuchte er seine Teilnahme an diesem fragwürdigen Spektakel zu rechtfertigen.
    Seine Karriere als abenteuernder Kavalier von Welt neigte sich allmählich dem Ende zu, als Casanova 1782 bei einem neuen Versuch, in seiner Heimatstadt Venedig wieder Fuß zu fassen, sich, wie er berichtet, mit dem gesamten Adel Venedigs anlegte. Dabei ging es wohl um seine

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