Im Bett mit
aus gutem Haus waren als tatsächlich Stätten des Gebets. – Casanovas Behauptung, er habe alle Frauen, die er liebte, glücklich gemacht, wird zeitweise anzuzweifeln sein, wie am Beispiel der reizenden Manon, einer Tochter der in Paris unter dem Namen Silvia Balletti lebenden Tänzerin, zu beweisen ist. Casanova verliebte sich in das schöne und zärtliche Kind, zunächst ohne die Absicht, sie zu verführen. Doch wenig später war er mit Manon verlobt. So entspann sich ein qualvoller Geschlechterkampf zwischen Manons drängendem Heiratswunsch und Giacomos Freiheitsdrang. Wie immer trug Letzterer den Sieg davon, was der darüber zweifellos unglücklichen Manon ihre Selbstachtung zurückgibt: Sie schickt ihm seine ohnehin spärlichen Briefe zurück mit der Mitteilung, dass sie in Kürze den Hofarchitekten Blondel heiraten werde.
Gelegentlich wird ihm von Vertreterinnen des »mitleidlosen Geschlechts« übel mitgespielt. Als Casanova, wie er in den Memoiren ausführt, in Solothurn mit der Gattin eines Barons Roll ein heimliches Rendezvous ausmacht, wird er von deren Freundin, einem hässlichen Drachen, ausgetrickst, indem diese ihn in dem Gasthof, in dem sie logierten, kurzerhand in ihr eigenes Zimmer verfrachtet. Unglücklicherweise leidet die gar nicht Schöne an Gonorrhoe, was den armen Betrogenen an einer Fortsetzung seiner Romanze mit der Baronin hindert. Wieder genesen, entschädigt er sich für diesen Verlust durch eine Liebesgeschichte mit seiner schönen Haushälterin, einer Madame Dubois. Über sie schreibt er: »Sie besaß alles, was man sich für eine glückliche Ehe wünschen konnte. Hätte ich eine Frau geheiratet, die so geschickt gewesen wäre, mich zu lenken, ohne mich mein Joch fühlen zu lassen, hätte ich mein Vermögen bewahrt, Kinder gehabt und wäre nicht jetzt mutterseelenallein und arm.«
Zu dieser Erkenntnis mögen ihn die üblen Erfahrungen veranlasst haben, die der gewiefte Frauenkenner und -versteher immer wieder mit raffinierten Prostituierten macht, die es verstehen, den leicht Entflammbaren zu umgarnen und nach Kräften auszunutzen. Das wohl einschneidendste Erlebnis dieser Art verdankt er einer »Dame« in London. Diese, eine Augsburgerin namens Marianne Brunner, hat sich dort den Namen Charpillon zugelegt. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter und deren drei Schwestern, die ausnahmslos Karrieren als Prostituierte und Kupplerinnen hinter sich haben. Mit Casanova hat die raffinierte Kleine leichtes Spiel. Er verliebt sich fast augenblicklich in das hübsche Lärvchen und findet, kein Preis sei zu hoch, um ihre Gunst zu erringen. Sie versteht sich hervorragend darauf, den verliebten Narren, als der er sich wieder einmal erweist, zum Wahnsinn zu treiben, indem sie alles verspricht, immer neue Forderungen an ihn stellt, aber nichts dafür gibt. »Dieses Mädchen hatte von vornherein die Absicht, mich unglücklich zu machen, noch bevor ich sie kennengelernt hatte. Und sie hat es mir sogar gesagt!«, stellt er resignierend fest. Als ihm bewusst wird, wie sehr er sich in der Charpillon getäuscht hat, versucht er, seinen Kummer in einem Bordell zu vergessen, und muss zu seinem Entsetzen feststellen, dass er impotent geworden ist. Achtunddreißigjährig resümiert er: »An diesem Septembertag des Jahres 1763 begann ich zu sterben und hörte auf, zu leben.«
Wenige Jahre später bemerkte Casanova, dass die Liebe für ihn nicht mehr sein konnte, was sie einmal gewesen war. »Es geschah mir bisweilen, dass ich den Liebesgenuss weniger bezaubernd fand, als ich es mir vorgestellt hatte. Außerdem nahm schon seit einigen Jahren meine Manneskraft ab«, stellte er resignierend fest.
Wenig Aufmerksamkeit schenkte er seinen Kindern, die sich überall in der Welt verstreut fanden. Zwar liebte er es, mit ihrer Schönheit zu prahlen, doch zu einem warmen menschlichen Verhältnis mit ihnen kam es nicht, dafür aber im Fall der siebzehnjährigen Leonida Castelli zu einer durchaus inzestuösen Verbindung. Ihre Mutter war nämlich niemand anderer als jene »Lucrezia«, die er in seinen Jugendjahren gemeinsam mit ihrer Schwester in einem Gasthof beglückt hatte. Das schöne Kind war ihm von dessen Liebhaber, dem alternden Herzog von Matalone, als zukünftige Gattin angeboten worden. Der Schock der Mutter, die angereist war, um der geplanten Hochzeit beizuwohnen, war gewaltig, als sie ihren ehemaligen Liebhaber erkannte. Schließlich landeten alle drei im Bett, was Casanova zu dem Ausruf veranlasste: »Wir
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