Im Bett mit
Kupfergeschirr sowie eventuelle Familienporträts und sonstige Bilder inmitten eines mehr oder weniger ansehnlichen Mobiliars präsentierte. Meist wurden solche Stuben, deren Mittelpunkt ein komfortables Sofa, auch Kanapee genannt, bildete, das den stressgeplagten Familienvater zu einem wohlverdienten Mittagsschlaf einlud, nur an Feiertagen und zu besonderen Anlässen verwendet, während sich im Alltag das Familienleben weitgehend in der Küche abspielte. Für die Frauen gab es ein ähnliches Möbelstück, das meist am Fußende des Bettes im Schlafzimmer aufgebaut war. Die Gattin und Mutter – und nur diese zählte – führte in dieser ruhigen, gesetzten Welt des Biedermeier ein zurückgezogenes Leben. Jung verheiratet, widmete sie ihr Leben der Haushaltsführung und der Erziehung ihrer meist zahlreichen Kinder.
Neben diesem mehr oder minder wohlbestallten Bürgertum blühte in den Städten die sogenannte Bohème, in der sich Künstler und leichte Mädchen, anrüchige Salondamen und rebellische Studenten trafen. Im Vergleich zu deren »Buden« mit ihren Lotterbetten hatten es jene vermögenden Männer ungleich gemütlicher, die ihren Bettgefährtinnen geheime Liebesnester einrichteten, in denen das meist ausufernde Bett oft noch etwas vom alten Glanz des Rokoko spiegelte, und wo die Prüderie des neuen Jahrhunderts mit der Frivolität des alten in einer seltsamen Mischung zusammentraf.
Lorenzo da Ponte – und ein Himmelbett zu versteigern
»Zum Ersten … zum Zweiten … zum Dritten«
Jenseits des Atlantiks, im fernen New York, soll ein Himmelbett versteigert werden, das, in Kisten verpackt, die Reise über den Ozean gerade so überstanden hat. Das Ereignis wird beträchtliches Aufsehen erregen, denn es handelt sich keineswegs um ein gewöhnliches Bett – angeblich gehörte es einst einer etwas anrüchigen Zelebrität des 18. Jahrhunderts: der vormals berühmten und einflussreichen Madame de Pompadour.
Initiator der geplanten Versteigerung, hieß es, sei einer jener italienischen Abenteurer, die sich allerorts sowohl in der Alten als auch der Neuen Welt herumtrieben und unerschrockenen Mutes überall ihr Glück zu machen suchten: Lorenzo da Ponte, einst gefeierter Librettist und Dichter am Wiener Hof und zu Zeiten ein heimatlos Getriebener in den quirligen Städten des jungen Amerika.
Das Schicksal dieses Bettes ist ebenso sagenumwoben wie ungewiss. Als fantasiebegabter Literat könnte da Ponte die prominente Vorbesitzerin durchaus auch erfunden haben, schließlich verkauften sich Gegenstände, die einem berühmten Eigentümer zugeordnet werden konnten, bei den Möglichkeiten im freien Amerika besonders gut. Es machte durchaus etwas her, im Bett einer einstigen europäischen Berühmtheit schlafen zu dürfen. Die anonyme neureiche Puritanerfamilie, die das Bett schließlich erstand, wird das gute Stück in ihrem Bekanntenkreis mit nicht geringem Stolz herumgezeigt haben.
Zum Ersten …
Gehen wir also davon aus, dass es tatsächlich das Bett der einst so berühmten Favoritin Ludwigs XV. gewesen sei. Jedenfalls war es ein ebenso prächtiges wie geschmackvolles Möbelstück, das aus einer der ersten Kunsthandwerkstätten von Paris stammte. Die Herzensdame Louis’ des Vielgeliebten wird es keineswegs nur als charmantes Schlaf- und Ruhemöbel verwendet haben. Vielmehr zog La Pompadour von dort aus ihre Fäden in Politik, Gesellschaft und Kultur. In gewisser Weise war sie es, die lange Zeit das königliche Zepter fest in ihren kleinen, aber willensstarken Händen hielt. Es gab keine Ernennung, kein Dekret, das nicht das Bett der königlichen Mätresse passiert hätte. Ihre kleinbürgerliche Herkunft – sie hatte pikanterweise das Licht der Welt als Tochter eines Kolonialwarenhändlers mit dem lapidaren Namen Poisson, Herr Fisch, erblickt – führte dazu, dass sich die Größen des Hofes weidlich über sie mokierten. Mit einem Steuereinnehmer namens L’Étoile, Monsieur Stern, verheiratet, war sie eisern entschlossen, selbst nach den Sternen zu greifen. Da sie eine ebenso geistreiche wie großzügige Persönlichkeit war, gelang es ihr bald, die Aufmerksamkeit führender Intellektueller, der sogenannten Enzyklopädisten und »Philosophen«, auf sich zu lenken. Männer wie Voltaire, Diderot, d’Alembert und Fontenelle gingen bei ihr ein und aus; die Namen der bedeutenden Geistesgrößen, die ihren Salon umkreisten, waren Legion. Für alle hatte sie, nachdem sie die Gunst des Monarchen gewonnen hatte, ein offenes
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