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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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fremden Augen sehen zu lassen. Das ging so weit, dass die Dienstmädchen vor Dienstantritt ihrer jeweiligen Herrin förmlich schwören mussten, über die Beschaffenheit des Schlafzimmers ihrer Herrschaft nichts verlauten zu lassen.
    Seit Rousseaus Aufruf zum »natürlichen Leben« traten vielfach gesundheitliche Interessen an die Stelle der repräsentativen. Man wollte nun vor allem erholsam und »körpergerecht« schlafen. Mit Überlegungen in diese Richtung beschäftigten sich schon in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sowohl Ärzte als auch Möbelhersteller. Ein findiger Londoner Quacksalber erfand sogar einen »Tempel der Gesundheit«, dessen Mittelpunkt ein pompöses Bett war, von dem angeblich eine »elektrisch-magnetische« Wirkung ausging. Diese soll von den geheimnisvollen Dämpfen eines empfängnisfördernden exotischen Parfüms ausgelöst worden sein. Ein Paar, das dieses wundertätige Bett benutze, könne unzweifelhaft mit Kindersegen rechnen, wurde versichert. Als Eintrittskarte in diesen Tempel der Fruchtbarkeit sei allerdings ein Scheck von tausend Pfund zu überreichen, fügte der wohlmeinende Erfinder seinem Angebot hinzu. Mit dem öffentlichen Schlafen früherer Zeiten hatte dies indes nichts zu tun, wurde doch ausdrücklich auf Diskretion und Dezenz des Unternehmens hingewiesen.
    Anders stand es mit einem Bett, in dem die einstige Emily Hart die Wohltaten einer gesundheitsfördernden Moorpackung demonstrierte. Sie bot auf einem mit schwarzem Moorschlamm bedeckten Bett einen so rosig gesunden Anblick, dass an der Wirkung dieses Experiments gar nicht zu zweifeln war. In ihren späteren Jahren machte die anmutige Moorbett-Nymphe eine beachtliche Karriere: Als Lady Hamilton wurde sie nicht nur Herrin eines berühmten Salons, in dem sich die gesamte intellektuelle Gesellschaft Londons – und nicht nur diese – die Klinke in die Hand gab, sondern auch die Geliebte Admiral Nelsons, des Siegers von Trafalgar.
    In den bedeutenden europäischen Badeorten waren Moorbetten schon lange ein Teil der Therapie bei bestimmten Erkrankungen, aber auch, wenn es um sogenannte Verjüngungs- und Schönheitskuren ging. Später wurden sie durch die weniger bequemen Badewannen ersetzt.
    So berühmte Kurstätten wie Bath oder Karlsbad trugen vor allem durch ihre eleganten Hotels nicht unwesentlich zur Entstehung eines neuen Bettenstils bei, indem sie einiges der einst fürstlichen Eleganz in eine schlichtere, aber nicht weniger komfortable Form übertrugen. In so gut wie allen namhaften Häusern legte man auf die Gestaltung der Gästeschlafzimmer und vor allem der darin befindlichen Betten großes Augenmerk. Oft wurden mittels teurer Tapeten und Beleuchtungskörper Elemente aus der versunkenen Welt des Rokoko wieder aufgenommen und mit modernen Formen des Wohnkomforts verbunden. Es ging in erster Linie darum, den Aufenthalt für die Gäste so angenehm wie möglich zu machen. Um deren Bequemlichkeit und Ansprüchen entgegenzukommen, begannen findige Möbelhersteller sich mit dem Innenleben des Bettes zu beschäftigen.
    Bereits im 18. Jahrhundert war von einem deutschen Schmied die Sprungfeder erfunden worden, um die geplagten Rücken der Reisenden vor dem Holpern und Stoßen der Kutschen zu bewahren. Gegen 1800 kam der berühmte Möbeldesigner Sheraton auf die Idee, diese hervorragende Erfindung in Sitz- und Liegemöbel einzubauen. Damit kam auch für die Tapezierer die große Stunde, denn diese Sprungfedern mussten ja in den Bettkörper integriert und nach außen kaschiert werden. Dazu spannte man ein Drahtnetz darüber, das mit Stoff bezogen war, und installierte darauf eine Matratze, die bei jeder Bewegung mitfederte.
    Auch der hölzerne Korpus, das Bettgestell, wurde oft elegant tapeziert. Kopf und Fußteil wurden dadurch zum Blickfang. Anstelle des aufwendigen Betthimmels begnügte man sich mit einem leichten, anmutig drapierten Flor. Untertags schlummerte die gesamte Anlage unter einer luxuriösen Überdecke aus Brokat oder Samt, denn inzwischen war man im Jahrhundert der Prüderie angekommen, das hieß, bei einem so intimen Möbelstück wie dem Bett durfte nichts von dessen Innerem zu sehen sein. Damenbeine und Bett waren absolut tabu für fremde und neugierige Blicke. Das Ehebett – und damit auch das Schlafzimmer – war zum Privatissimum geworden. Zur Repräsentation diente nun in gehobenen Kreisen der Salon, beim Kleinbürger die »gute Stube«, wo man seine Schätze in Form von Gläsern, Keramik- und

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